Archiv für den Monat: Mai 2011

Eric Clapton und die Royal Albert Hall

Zur Musik von Eric Clapton kam ich erst relativ spät. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meinem heimischen Plattenladen stand und die Doppel-Live-CD 24 Nights in den Händen hielt. Ohne die Musik von Clapton näher zu kennen, entschloss ich mich zu ihrem Kauf.

24 Nights ist zum einen eine Referenz auf Claptons bekannteste Live-Platte Just One Night, die ein Jahrzehnt früher entstand und ein einzelnes Konzert in Japan dokumentiert, zum anderen erinnert es an die 24 Abende, in denen ein Teil dieser CD entstand. 24 Abende im Februar und März 1991, an denen Clapton an nur einem Veranstaltungsort auftrat, in der Royal Albert Hall in London.

Royal Albert Hall

Royal Albert Hall

Royal Albert Hall und Eric Clapton, das ist etwas Besonderes, Clapton selbst spricht von seinem favorite venue to play in the world.

Mitte der 1990er Jahre ging eine ehemalige Arbeitskollegin für ein paar Jahre nach London. Ich gab ihr dazu einen Wunsch mit: Würde Clapton in London auftreten, solle sie doch bitte Tickets organisieren, ich würde auf jeden Fall dafür hinkommen. Dass dieses Konzert in der Royal Albert Hall sein würde, davon bin ich – ohne zu überlegen – ausgegangen.

Im Oktober 1998 war es soweit! Mein erstes Zusammentreffen mit EC! In London! Die Sache hatte nur einen kleinen Haken. Das Konzert fand nicht in der Royal Albert Hall statt (sondern im Earl’s Court), diese wurde nämlich in den Jahren um die Jahrtausendwende herum renoviert.

Earl's Court: Eric Clapton

Earl's Court: Eric Clapton

Weitere Clapton-Konzerte folgten in den darauffolgenden Jahren, zwei davon auf dem für solch einen Event wunderbaren Königsplatz in München. Aber keines in der Royal Albert Hall…

Dass es nun doch passiert ist – Royal Albert Hall, Eric Clapton und ICH -, das liegt am FC Bayern München. Klar, oder???

Herbst 2009. Die Bayern spielen eine katastrophale Gruppenphase in der Champions League. Ich hatte aber trotzdem das Gefühl, das diese Saison eine gute werde sollte. Und entschloss mich, einen Flug für das Pfingstwochende im Mai 2010 nach Madrid zu buchen. Denn genau am Pfingstsamstag sollte das Endspiel in der Champions League in Madrid sein. Der Rest ist Geschichte. Der FC Bayern kommt ins Endspiel, ich bin in Madrid und habe sogar Karten für das Spiel im Estadio Santiago Bernabéu.

Gewonnen hat der FC Bayern das Endspiel gegen Inter Mailand – wie man weiß – leider nicht. Neuer Versuch ein Jahr später. Dann wird das Endspiel in London sein. Mein Optimismus ist – trotz der diesmal hervorragenden Champions League-Gruppenphase des FC Bayern – nicht ganz so groß wie im Jahr zuvor. Trotzdem buche ich schon im Herbst einen Flug nach London für das entsprechende Wochenende. Um auch genügend Zeit für Besichtigungen und zum Fotografieren zu haben von Donnerstag bis Sonntag, vom 26. bis zum 29. Mai 2011.

Jetzt fehlt nur noch ein bisschen Glück… Das Glück, dass die Bayern wieder ins Endspiel kommen, das gibt es dieses Mal nicht. Dafür habe ich anderweitig Glück, großes Glück! Als treuer Leser von Where’s Eric! sehe ich rechtzeitig die Konzertankündigungen: Clapton & Winwood Announce May 2011 RAH Dates; Tickets On Sale From 4 October at 9AM. May 2011 meint den 26. und 27.! Was RAH ist und was ich am 4. Oktober 2010 gemacht habe, diese Fragen stellen sich nicht wirklich, oder? In Zeiten des Internets sind manche Wege sehr kurz…

Royal Albert Hall: Eric Clapton & Steve Winwood

Royal Albert Hall: Eric Clapton & Steve Winwood

Der 27. Mai 2011. Kein Regen wie am Vortag. Kein Regen bedeutet keine Erholungspausen. Besichtigungsprogramm von morgens bis abends. Der im Bau befindliche Olympiapark, die Docklands. Tower, Tower Bridge. Eigentlich mag ich nicht bei Rockkonzerten sitzen. An diesem Abend bin ich froh. Meine schmerzenden Füße danken es mir.

Royal Albert Hall

Royal Albert Hall

Die Royal Albert Hall, sie ist schöner als ich sie mir vorgestellt habe. Das Publikum ist – vorsichtig ausgedrückt – von reiferer Natur. Wen wundert es? Die Hauptdarsteller auf der Bühne sind ja auch schon alle jenseits der 60.

Als Vorgruppe tritt Andy Fairweather Low & The Low Riders auf. Fairweather Low ist auch ein „alter Bekannter“, er war zweiter Gittarist zum einen beim oben erwähnten Earl’s Court-Konzert von Clapton,  zum anderen beim Roger Waters‘ Konzert in der Münchner Olympiahalle 2002. Sein Auftritt heute ist nicht besonders spektakulär, macht aber Spaß!

Royal Albert Hall: Andy Fairweather Low & The Low Riders

Royal Albert Hall: Andy Fairweather Low & The Low Riders

Kurz nach halb 9 ist es dann so weit: Eric Clapton und Steve Winwood betreten zusammen mit ihren Bandkollegen die Bühne. Die nächsten gut zwei Stunden sind ein Höhepunkt meiner „Konzertkarriere„! (Konzertkarriere klingt doch großartig für jemanden, der nie ein Musikinstrument gespielt hat und dem der Musiklehrer schon in der 5. Klasse jegliches Gesangstalent absprach…).

Royal Albert Hall: Eric Clapton & Steve Winwood

Royal Albert Hall: Eric Clapton & Steve Winwood

Würde ich einzelne Nummern des Setlists (Had to Cry Today, Low Down, After Midnight, Presence Of The Lord, Glad, Well Alright, Hoochie Coochie Man, While You See A Chance, Key To The Highway, Pearly Queen, Crossroads, Georgia, Driftin’, That’s No Way To Get Along, Layla, Can’t Find My Way Home, Gimme Some Lovin’, Voodoo Chile, Cocaine, Dear Mr. Fantasy) herausgreifen, täte ich den anderen Unrecht. Daher lasse ich das lieber. Und noch eine Überraschung: Das angesprochene – reifere – Publikum geht richtig ab!

Royal Albert Hall

Royal Albert Hall

Bei ein, zwei Guinness klingt der wunderbare Abend aus.

Guinness und andere Biere

Guinness und andere Biere

Fünfmal zusammen mit seinem Blind Faith-Weggefährten Steve Winwood, sechsmal solo tritt Eric Clapton im Frühjahr 2011 in der Royal Albert Hall auf.

Eric Clapton & Steve Winwood in der Royal Albert Hall

Eric Clapton & Steve Winwood in der Royal Albert Hall

Ich bin glücklich, einen dieser Abende miterlebt zu haben!

Paranoia

Spiegel Online, Juli 2010. Über eine Millon Kameras in London. Nicht die Kameras, die die Touristen vor ihrem Bauch hängen haben, sondern die, die zur Überwachung seiner Bewohner und Besucher dienen. Jeder Quadratmeter der Stadt scheint von irgendeiner Kamera erfasst zu sein.

London, Mai 2011.

Hyde Park. Touris und Schulklassen – für ihren Sportunterricht – nutzen ihn zugleich. In manchen Gegenden des Parkes lässt es sich daher gar nicht vermeiden, Teile der Schulgruppen mit auf dem Bild zu haben, wenn man den Park fotografiert. Was passiert? Eine Lehrerin läuft uns hinter her und erklärt uns, dass es die Policy ihrer Schule ist, dass Schüler nicht fotografiert werden dürfen. So eine Policy mag ja das gute Recht einer Schule sein. Aber woher soll ich die Policy einer Schule, deren Schüler in einem öffentlichen Park Kricket oder Fußball spielen, kennen???

Fahrt in der U-Bahn. Nicht nur auf Mind the Gap weist der Fahrer hin, auch gibt er per Lautsprecher bekannt, dass das Fotografieren sowohl in den Zügen als auch auf den Bahnhöfen verboten sei. Und das gleich mehrmals.

Docklands. Kaum bekommt ein Sicherheitsmann meine Kamera zu Gesicht, schon fühl er sich bemüßigt mich darauf hinweisen zu müssen, dass es sich bei der Tiefgarageneinfahrt, vor der er steht, um einen Sicherheitsbereich handeln würde, der – natürlich – nicht fotografiert werden dürfe.

Ufer der Themse. Gegenüber der O2-Arena. Ein Mann im dunklen Anzug erklärt mir, er hätte mich auf den Überwachungskameras gesehen und müsse mir jetzt sagen, dass ich zwar die O2-Arena auf der gegenüberliegenden Themse-Seite fotografieren dürfe, nicht aber die Häuser auf dieser Flussseite. Die Begründung ist einfallsreich: die Häuser seien privat. Wie wird er dieses Verbot – über seine Richtigkeit und Sinnhaftigkeit will ich hier gar nicht diskutieren – für  Leute auf vorbeifahrenden Schiffen oder für Besucher der O2-Arena wohl durchsetzen? Und falls es ein solches Verbot denn gibt, woher weiß ich denn, welches Haus privat ist und welches nicht???

Auf der einen Seite die totale (filmische) Überwachung (wobei ja keiner weiß, wer da vor den Monitoren sitzt), auf der anderen Seite Fotografierverbote an jeder Ecke. Es ist beispielsweise auch – per Gesetz – inzwischen verboten Bobby’s zu fotografieren. Man läuft durch London und hat ständig das Gefühl beim Fotografieren etwas Unerlaubtes zu machen.

Mutig wie ich nun einmal bin – 🙂 -, habe ich trotzdem in London fotografiert. Viel sogar. Die Ergebnisse wird es wie immer auf Erde in Bildern geben.

Toskana

Möchte Leo nicht gefunden werden, macht er dies ganz einfach. Er steckt seinen Kopf (und nur diesen!) in seine Höhle. Und wenn er nichts mehr sieht, dann kann er auch von keinem anderen gesehen werden. Leo ist ein Kaninchen.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert ein junges amerikanisches Paar. Sie sitzen im Bus, der vom Flughafen von Florenz ins Stadtzentrum fährt, und unterhalten sich lautstark darüber, wie viele hundert Euros sie für ihre Dollar bekommen haben. Und da sie sich auf Englisch unterhalten, wird sie in Italien bestimmt keiner verstehen (da zum einen die Italiener bestimmt nur Italienisch sprechen und im Flughafenbus auch nicht mit Nicht-Italienern zu rechnen ist…).

Nicht, dass der falsche Eindruck aufkommt, ich würde zwei jungen Amerikaner mit Leo vergleichen! Das hätte Leo nämlich nicht verdient.

Geld umtauschen muss ich allerdings nicht. Denn die Busfahrt findet im Herbst 2010 statt, etwas mehr als 25 Jahre nach meinem ersten Besuch in Florenz. Und statt D-Mark und Lire haben wir alle den Euro.

Vor dem Flughafenbus kommt allerdings erst noch der Flug. Und vor dem Flug das Finden des Abfluggates. München, Terminal 2. Laut Bordkarte soll ich zu Gate G65. Kein Problem sollte man meinen. G65 ist allerdings nicht irgendwo zwischen G40 und G80, sondern unterhalb von G33.

Der Flug über die Alpen ist traumhaft. Die Dolomiten als Inseln in den Wolken. Das ganze im sanften Abendlicht. Mein Fotografenherz schlägt höher. Als Mahlzeit gibt es bei Air Dolomiti einen Pudding. Da ich zum Löffeln bei den extrem beengten Verhältnissen im Flugzeug keinen Platz finde, hebe ich mir den Pudding für später auf. Später esse ich den Pudding allerdings auch nicht mehr, vielmehr muss ich den Pudding mühsam aus meinem Rucksack waschen. Auf dem Weg ins Hotel ist der Becher geplatzt.

Picadilly Hotel Florenz

Picadilly Hotel Florenz

Das Hotel – Picadilly – in Florenz ist in Ordnung. Einfaches Zimmer. Zentral gelegen.

Das Besichtigungsprogramm in Florenz beginnt mit dem Dom. Oder besser gesagt, mit seiner fantastischen Kuppel. Der frühe Morgen ist dafür von großem Vorteil, da dann die Auf- und Abgänge (die teilweise den gleichen Weg nutzen) noch nicht so stark mit Menschen verstopft sind. Und es endet spät abends wieder mit ihm.

In Florenz gibt es so viel zu sehen. Und das Wetter ist – an diesem ersten Tag – bestens. Deshalb gibt es tagsüber zwischendurch nur Kleinigkeiten aus dem Supermarkt. Nur, sind italienische Supermarkt-Kassiererinnen verpflichtet, während ihrer Arbeit ununterbrochen auf ihrem Handy zu telefonieren? Zugegebenerweise beherrschen sie diese Form des Multitaskings perfekt.

Außer Florenz schaue ich mir noch weitere Städte der Toskana an: Siena, Pisa und Lucca.

Ein guter Startpunkt in Siena ist der Torre del Mangia, man hat einen wunderschönen Blick auf die Stadt und ihre Umgebung. Nicht ohne Grund gilt Siena als eine der schönsten Städte der Toskana und Italiens. Während Florenz stark von der Renaissance geprägt ist, hat Siena den mittelalterlichen Charakter der italienischen Gotik erhalten.

In Pisa bin ich etwas genervt. Der Dom und das Baptisterium sind wegen eines lokalen Festes bei meiner Ankunft schon geschlossen. Der Schiefe Turm ist zwar noch offen, allerdings für 15 Euro und nur mit einer geführten Gruppe – da belasse ich es lieber in der Erinnerung an 1985 (zum damaligen Zeitpunkt war der Turm sogar noch über 40 Zentimeter schiefer!). Und zu guter Letzt ist der Weg zum naheliegenden Bahnhof kaum auffindbar. Schilder, die auf seine Lage hinweisen würden, sind nicht vorhanden. Und am Bahnhof selbst ist dann auch noch der Getränkeautomat kaputt…

Am frühen Abend bin ich noch in Lucca. Die zahlreichen romanischen Kirchen, die mittelalterlichen Türme und die rund um die Altstadt erhaltene Befestigungsanlage zeugen noch heute von der einstigen Größe und Wichtigkeit dieser Stadt. Besonders schön soll der Turm mit den Steineichen sein, leider hält er sich nicht an die im Reiseführer angegebenen Öffnungszeiten. Was allerdings mehr oder weniger für alle in meinen Reiseführern angegebenen Zeiten gilt. Die Haltbarkeit solcher Angaben ist – wohl besonders in Italien – ziemlich beschränkt.