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Die Wichtigkeit der Null

I, II, III, IV, V, … Jeder kennt die römischen Zahlen. Was auf den ersten Blick gar nicht auffällt, ist das Fehlen eines Zeichens für die 0.

Die Null als Zahl war für eine lange Zeit in der Menschheitsgeschichte gar nicht bekannt. Dabei ist sie etwas besonderes. Beispielsweise ist die Null die einzige reelle Zahl (von denen es ja sehr viele gibt…), die weder positiv noch negativ ist.

Anderes Thema (auf die Null komm ich gleich zurück…).

Ein Grund, warum ich zu Hause einen Festnetzanschluss der Telekom nutze, ist die Call-by-Call-Möglichkeit bei Auslandsgesprächen (was ich nicht oft aber schon gelegentlich nutze).

Meine Call-by-Call-Ersparnisse der letzten Monate habe ich jetzt auf einen Schlag versemmelt.

Ein rund 90-minütiges Telefonat in die Schweiz, dass mich bei richtiger Verwendung der Vorwahl 010088 größenordnungsmäßig rund 2 Euro gekostet hätte, ging jetzt mit der 01088 für über 45 (!) Euro über die Leitung.

ventelo-Rechnung

ventelo-Rechnung

Wie das?

Außerdem könnte hier ein Irrtum vorliegen, denn die Kennzahl 01088 ist eigentlich vollkommen uninteressant. Die Tarife sind alle viel zu teuer und dort werden (wahrscheinlich eben darum) auch nicht vorher die Tarife angesagt. Normalerweise wählt niemand bewusst und willentlich so einen Anbieter. Die Kennzahl 010088 ist hingegen vielfach sehr günstig und dort ist auch eine Tarifansage geschaltet. Wenn man aber versehentlich eine Null von der 010088 zu wählen vergisst, wird die Rechnung gleich leicht zwanzigfach teurer.

Bei der 01088 wird offenkundig fest mit solchen Irrtümern gerechnet. Das gehört zweifellos zum Geschäftsmodell, denn beide Kennzahlen, die 010088 und 01088, werden von der Ventelo GmbH betrieben.

Quelle: Forum Billiger-Telefonieren.de – Ventelo Abzocke 01088

Ich lerne (hoffentlich…) aus meinem Fehler. Und ihr begeht ihn am besten gar nicht.

Wer mehr zum Thema wissen will, der Begriff „Abzocke Ventelo“ in der Suchmaschine eurer Wahl bietet reichlich Lesestoff.

P.S.: Was hat dieser Beitrag im Reiseblog zu suchen? – Nichts. 🙂

Rheinfall bei Schaffhausen

Rheinfall bei Schaffhausen

Außer vielleicht, dass die Schweiz ein beliebtes Reiseland ist.

Exotik vor der Haustür – eine Balkan-Reise

Ich schwöre, es war keine Absicht. Aber der 50-Euro-Schein befand sich im Pass. Und der Pass befand sich zu diesem Zeitpunkt in den Händen eines mazedonischen Zollbeamtens. Und das an einer Grenzstation, die mit Aufklebern vollgeklebt war, die vor Bestechung warnten. Der Zollbeamte gab mir den Pass zurück, mit der bitte, doch nochmals hineinzuschauen. Es hat gedauert, bis ich geblickt habe, warum…

Dabei war schon der Weg zur mazedonischen Grenze nicht wirklich einfach. Die Griechen ignorieren nämlich ihren neuen nördlichen Nachbar. Griechenland befürchtet Gebietsansprüche Mazedoniens auf seine Region Makedonien. Und so findet man höchstens mal ein Verkehrsschild mit einem Hinweis auf FYROM (Former Yugoslavian Republic of Macedonia). Europa im Frühjahr 2008.

Diese Reise begann natürlich nicht mit der Suche nach der griechisch-mazedonischen Grenze, sie begann mit einer Fahrt durch die Schweizer Alpen und Norditalien. Der erste Reisetag endete in der kleinen Republik San Marino auf einem Campingplatz. Schön gelegen und mit einer hervorragenden Pizzeria ausgestattet.

Campingplatz San Marino

Campingplatz San Marino

Bevor die Fahrt am nächsten Tag weiterging, stand noch ein Gang durch die Altstadt sowie entlang der alten Festungsmauer in San Marino auf dem Programm. Das Wetter lies zwar etwas zu wünschen übrig (es war trübe und zeitweise regnete es), lohnenswert war die Besichtigung aber trotzdem, nicht ohne Grund gehört die Stadt San Marino und der Monte Titano, auf der sie liegt, zum Weltkulturerbe.

Auf der Fahrt zur italienischen Hafenstadt Ancona regnete es weiter vor sich hin. Ich hatte die Fähre nach Griechenland schon vorab gebucht, so dass es beim „Einschiffen“ keine Probleme gab. Überraschend war allerdings, dass wir – so schien es zumindest – fast die einzigen Urlauber auf der Fähre waren. Die Fähre war voll mit gebrauchten Fahrzeugen aus Deutschland. Und als Marke gab es fast nur Mercedes. Wir sollten die Autos alle in Albanien wiedersehen. Bei einbrechender Dunkelheit legt die Fähre ab und quert bei ruhiger See die Adria. Morgens sind wir in Igoumenitsa, ganz im Nordwesten Griechenlands gelegen.

Fähre Ancona - Igoumenitsa

Fähre Ancona - Igoumenitsa

Kaum haben wir Igoumenitsa verlassen, regnet es auch hier, in den Bergen teilweise sogar mit Schnee vermischt. Die Egnatia Odos, die neue Autobahn die Nordgriechenland komplett durchquert, wird erst ein Jahr später fertig sein. So geht es bergauf, bergab in Richtung Osten. Nach Kalambaka, zu Füßen der Metéora-Klöster. Fast 20 Jahre ist es her, dass ich während einer Interrail-Reise das letzte Mal hier war. Bei Sonnenschein stehen am nächsten Tag mehrere der auf Felsspitzen gebauten Klöster auf dem Besuchsprogramm.

Abgesehen vom eingangs beschriebenen „Zwischenfall“ ist die Einreise nach Mazedonien problemlos. Nach einem Stopp in Bitola und der Besichtigung der dort liegenden römischen Ruinen von Herakleia Lynkestis geht es weiter an den schön gelegenen Ohridsee. In Ohrid, dem mazedonischen Hauptort am See, werden wir von einem Radfahrer „verfolgt“. Es stellt sich heraus, dass er uns eine Unterkunft anbieten will. Sie ist einfach, sauber und zentrumsnah gelegen. Wir nehmen sie.

Unterkunft Ohrid

Unterkunft Ohrid

Ohrid besitzt eine schöne Altstadt, über der die mittelalterliche Festung des Zaren Samuil thront. Die Stadt ist voll von Kirchen, aber auch mehrere Moscheen gibt es. Nach zwei Nächten in Ohrid geht die Fahrt entlang des Ostufers des Ohridsees weiter. Kurz vor der albanischen Grenze besuchen wir noch das sehenswerte Kloster Sveti Naum.

Nun ist es soweit. Albanien steht vor der Tür, oder besser gesagt, wir stehen an der mazedonisch-albanischen Grenze. Bei Albanien beschleicht mich ein bisschen das Gefühl, das ich hatte, als ich nach Vietnam oder Ruanda unterwegs war. Eine gewisse Flauheit. Was wird uns erwarten? Der Grenzübertritt stellt sich als einfach heraus, ja wäre da nicht auch ein Koreaner (oder war es ein Japaner, ich weiß es nicht mehr so genau), der zeitgleich einreisen wollte. Obwohl reichlich Grenzbeamten vorhanden wären, behandelt nur einer uns gleichzeitig (und mit den Formalitäten für einen Asiaten scheint er überfordert). Alles zieht sich etwas hin.

Albanien war bis Ende der 80er Jahre völlig von der Außenwelt abgeschottet. Die Betonbunker aus der Zeit der Isolierung – es gibt davon mehrere Hunderttausend im Land – findet man überall. Besonders viele in Grenzgebieten und Küstennähe.

Im Umfeld größerer Städte sind die Straßen oft schon erneuert, in abgelegenen Gebieten aber auch noch von vielen Schlaglöchern übersät. Und wo die Straße gerade erneuert wird, fährt man einfach mitten durch die Baustelle.

Albanische Straßenbaustelle

Albanische Straßenbaustelle

Die Verteilung der Automarken auf Albaniens Straßen ist einfach: Gut 90 Prozent sind Mercedes (in der Mehrzahl die schon angesprochenen Gebrauchtfahrzeuge). Vom Rest sind ein Großteil Audi 80 (da wir selbst mit einem zum Reisezeitpunkt fast 20 Jahre alten Audi 80 unterwegs sind, fallen wir nicht weiter auf).

Die Kommunikation ist oft nicht einfach. Meine Albanisch-Kenntnisse sind nahe Null, bleibt also nur die Hoffnung, dass sich immer jemand findet, der ein wenig Deutsch oder Englisch spricht. Da bleibt es nicht aus, dass ein bestelltes Essen auch mal nur aus einer Portion Reis und etwas Salat besteht. Umgekehrt hat man auch keine Probleme an Polizeikontrollen. Ein paar Worte auf Deutsch und schon wird man durch gewunken.

Korça ist das Ziel des ersten Tages in Albanien, eine Stadt im Südosten des Landes ohne allzu viele Sehenswürdigkeiten. Entlang des Grammos-Gebirges geht die Fahrt am nächsten Tag nach Përmet. Auffallend sind die zahllosen, sehr neu aussehenden, immer gleichen Verkehrsschilder, bestehend aus einer Kombination der Ankündigung einer Doppelkurve in 1000 Metern und einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h.

Verkehrsschilder in Albanien

Verkehrsschilder in Albanien

Mit Gjirokastra – der Stadt der Steine – und Butrint – eine auf einer Halbinsel zwischen dem See von Butrint, dem Vivar-Kanal und dem Ionischen Meer gelegenen Ruinenstätte – folgen in den nächsten Tage sehr sehenswerte Orte im Süden des Landes. Von Butrint aus geht es durch die Albanische Riviera – immer entlang der Küste, erst des Ionischen Meeres, später der Adria – in Richtung Norden. In Dhërmi beginnt – straßentechnisch gesehen – das Paradies. Nach fast einem Tag Baustellen und Geholper war mir das einen Stopp wert.

Straße Alt / Neu

Straße Alt / Neu

Übernachten in Orikum an der Bucht von Vlora. Am Morgen Weiterfahrt über Vlora und Apollonia nach Berat, der Stadt der tausend Fenster. Berat ist neben Gjirokastra die  Sehenswürdigkeit Albaniens schlechthin! Aber auch Tirana, die Hauptstadt Albaniens und unser nächstes Ziel, bietet – für mich durchaus überraschend – eine Menge zu sehen.

Nach einer knappen Woche geht mein erster Besuch in Albanien mit der Ausreise nach Montenegro zu Ende. Mir hat das Land – alles in allem – sehr gut gefallen! Die Landschaften, die Städte und insbesondere auch die Albaner selbst. Auch wenn die Verständigungsschwierigkeiten oft groß waren, waren sie immer freundlich und hilfsbereit.

Montenegro – ein verhältnismäßig kleiner Staat, der aus dem ehemaligen Jugoslawien entstanden ist – hat – wie der Namen schon vermuten lässt – viele Berge! Und eine schöne Küste! Nach einer Nacht in Virpazar am Skutarisee fahren wir entlang der Adriaküste weiter nordwärts, ein kurzer Stopp bei Sveti Stefan, längere Stopps in Budva und Kotor, Übernachten in Herceg Novi.

Herceg Novi liegt schon fast an der kroatischen Grenze. Und kurz hinter dieser Grenze liegt Dubrovnik! Der Name Perle der Adria hat voll und ganz seine Berechtigung. Die Altstadt und die Stadtmauer – beide wurden während des Kroatien-Krieges in der Schlacht um Dubrovnik 1991/92 erheblich beschädigt – sind zwischenzeitlich fast komplett wieder restauriert. Ein Rundgang über die fast zwei Kilometer lange Stadtmauer belohnt mit vielen Blicken auf die Stadt und das Meer.

Während wir – abgesehen von der ersten Nacht in San Marino – bisher immer feste Unterkünfte auf dieser Reise hatten, ist in Kroatien wieder das Zelt unser Übernachtungsort. Nicht jeder Campingplatz hat im April schon offen, aber mit ein wenig suchen, finden wir immer einen. Auch wenn, wie in Opuzen geschehen, wir die einzigen Gäste sind (dafür aber auch vom Campingplatzbesitzer auf ein Bier eingeladen werden!).

Campingplatz Opuzen

Campingplatz Opuzen

Von Kroatien machen wir einen Abstecher nach Bosnien-Herzegowina, ich möchte die wieder aufgebaute Alte Brücke (Stari most) über der Neretva in Mostar sehen. Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut wurde sie 1993 im jugoslawischen Bürgerkrieg zerstört. Schon 1995 wurde mit ihrem Wiederaufbau begonnen. Heute erstrahlt sie wieder in ihrer alten Schönheit. Ganz im Gegenteil zu vielen anderen Teilen der Stadt, der man noch immer ihre zahllosen Zerstörungen und Kriegswunden ansieht. Immer wieder stockt einem der Atem, wenn man sieht, was am Ende des 20. Jahrhunderts noch mitten in Europa passieren konnte.

Medjugorje, ein kleiner Ort im Westen Herzegowinas, ist ein Zwischenhalt auf der Fahrt zurück nach Kroatien. Bekannt wurde der Ort durch vermeintliche Marienerscheinungen in den 80er Jahren, die aber von der (offiziellen) katholischen Kirche bis heute nicht anerkannt wurden. Trotzdem besuchen eine Vielzahl von Pilgern diesen Ort.

Zurück an der Dalmatinischen Küste in Kroatien warten mit den Städten Sibenik und Zadar sowie dem Nationalpark Krka weitere Höhepunkte dieser Reise, nur noch getoppt vom Nationalpark Plitvicer Seen. Mit dem Besuch der Plitvicer Seen geht die Reise ihrem Ende entgegen. Auf der Insel Krk, dem nächsten Ziel, regnet es.

Campingplatz Bor auf Krk

Campingplatz Bor auf Krk

Und das Wetter soll in den nächsten nicht besser werden. Ohne viele Stopps fahren wir durch Slowenien und Österreich zurück nach München.

Nie mehr seit der Asien-Reise 2001/2002 habe ich während einer einzigen Reise so viele Länder – San Marino, Mazedonien, Albanien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina – erstmalig besucht. Obwohl der Balkan – wenn man wie ich im Südosten Deutschlands lebt – fast vor der Haustür liegt, war er für mich – bis zu dieser Reise – sehr weit weg. Geprägt durch die Kriegsbilder aus Jugoslawien und der langen Verschlossenheit Albaniens. Mein Bild hat sich geändert. Beeindruckende Landschaften, herausragende Stadtschönheiten, freundliche Menschen, das ist mein neues Bild vom Balkan.

Interrail – Die Dritte

Das Reiseblog-Update zu Interrails 50. Geburtstag 2022.
Ursprünglich habe ich die Interrail-Artikelserie Interrail – Die Erste, Interrail – Die Zweite und Interrail – Die Dritte im Jahr 2010 zum 25. Jahrestag meiner ersten Interrailreise 1985 veröffentlicht.

Interrail Karte 1988

Interrail 1988


Donaueschingen – Schaffhausen – Zürich – Sargans – Schwarzach/St. Veit – Ljubljana – ZagrebThessalonikiAlexandropolis – Pithion – Istanbul – Pithion – Thessaloniki – Paleofarsalos – Kalambaka – Meteora – Parleofarsalos – Bralos – Delphi – Levadia – Athen – Piräus – Ägina – Angistri – Ägina – Methanon – Epidauros – Nafplion – Arghos – Korinth – Diakopton – Kalavrita – Diakopton – Pirghos – Olympia – Pirghos – Patras – Brindisi – Tarent – Reggio di Calabria – Messina – Catania – Nikolosi – Ätna – Belpasso – Catania – SyrakusMailand – Zürich – Schaffhausen – Donaueschingen

Donaueschingen – Schaffhausen – Zürich – Bern – Brig – Andermatt – Disentis – Chur – Zürich – Schaffhausen – Donaueschingen

Donaueschingen – Paris – Straßburg – Paris – Straßburg – Kehl, Offenburg – Donaueschingen

10490 Kilometer

Während meine erste Interrail-Reise wettertechnisch fast alles bot, von Dauerregen in Schottland bis Sonnenbrand an der Adria, war die zweite Auflage eher ein kühles Unterfangen – wie man es in Skandinavien irgendwie auch erwartet. Die dritte Europa-Tour im Zug im Sommer 1988 war das komplette Gegenteil davon, es war einfach nur heiß. Griechenland erlebte Temperaturen von fast 40 Grad.

Das wichtigste Gepäckstück ist neben dem Fotoapparat der wirklich geniale Europafahrplan der Bundesbahn mit allen wichtigen europäischen Zugverbindungen außerhalb Deutschlands.

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer

Aber der Reihe nach. Bei meinen ersten beiden Interrail-Touren hatte ich schon viele Teile Europas durchstreift. Ich war ganz im Norden, viel im Westen und in Italien. Der Osten – wir befinden uns in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts – war, wenn überhaupt, nur relativ schwierig zu bereisen, schon gar nicht mit den Möglichkeiten eines Interrail-Tickets (Ausnahmen bestätigen auch hier wiedermal die Regel, wie man gleich sehen wird). Was noch blieb waren der Südosten und Südwesten Europas. Der Südwesten mit der iberischen Halbinsel schien mir damals nicht so reizvoll, in Portugal war ich, wenn auch kurz, im Frühjahr des gleiches Jahres. Und Spanien verlangte für viele Züge Zuschläge, was es auch nicht sehr verlockend machte. Der Südosten, der Balkan, war aber noch völliges Neuland.

Interrail Ticket 1988

Interrail Ticket 1988

Jugoslawien – das es damals noch gab – gehörte zwar zum Ostblock, spielte aber nicht nur politisch seine eigene Rolle, sondern war auch Mitglied im Interrail-Verbund. Dorthin sollte es als erstes gehen. Start in Schaffhausen, kurz hinter der deutschen Grenze, nicht weit weg von Donaueschingen.

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Österreich

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Österreich


Durch die Schweiz und Österreich finden wir – auf dieser Reise begleitete mich ein Studienfreund – den Weg nach Zagreb. Die heutige Hauptstadt Kroatiens gibt zwar keinen offensichtlichen Anlass, aber irgendwie herrscht doch ein gewisser Respekt vor dem „Osten“. Eine Art von Gefühl, das mich auch auf späteren Reisen immer mal wieder beschleicht, das aber fast immer – wenn man dann mal dort ist – völlig unbegründet ist.
Blick vom Lotrscak-Turm Zagreb

Blick vom Lotrscak-Turm Zagreb


DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Jugoslawien

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Jugoslawien

Von Zagreb geht es auf langer Fahrt quer durch Jugoslawien nach Griechenland. Eine recht angespannte Zugfahrt. Unter Interrailern kursieren Geschichten über Überfälle und ähnliches auf diesem Streckenabschnitt. Uns passiert aber nichts.

Sonnenuntergang in den Weiten Jugoslawiens

Sonnenuntergang in den Weiten Jugoslawiens

Erster Halt in Griechenland ist Thessaloniki.

Weißer Turm Thessaloniki

Weißer Turm Thessaloniki


DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Griechenland

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Griechenland

Der Norden Griechenlands bildet ein schmaler Streifen entlang des Ägäischen Meeres. Diesen durchqueren wir in östlicher Richtung und machen dabei einen Badestopp in Alexandroupoli. Da ich dazugelernt hatte, legte ich mich unter einen großen Sonnenschirm, bevor ich am dortigen Strand einschlief. Als nicht gerade kleiner Mensch ragten aber meine Füße darunter hervor…

Strand und Thrakisches Meer (Ägäis) in Alexandroupoli

Strand und Thrakisches Meer (Ägäis) in Alexandroupoli


Auf der Oberseite meiner Füße holte ich mir einen ausgewachsenen Sonnenbrand. Das Tragen von Schuhen war eine einzige Qual. Es half alles nichts, die Reise musste ja weitergehen. Und als nächstes stand Istanbul auf dem Programm. So lief ich die nächsten zwei Tage barfuß durch Istanbul. Das war – erstaunlicherweise – auch weitestgehend kein Problem, nur Wege, die den ganzen Tag schattenlos waren, galt es lieber zu meiden…
DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Türkei

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Türkei


Istanbul – eine unglaublich vielseitige und aufregende Stadt – bot auch eine Neuerung in meinem Interrailleben: Die bezahlte Übernachtung. Sinnvolle Nachtzüge nach irgendwohin und zurück gab es nicht. Und der kleine Bahnhof bot auch keine brauchbaren Ecken. Zu dritt teilten wir uns ein Zimmer in einer sehr einfachen Unterkunft.
Der Autor dieser Zeilen mit sonnenverbrannten Beinen im Topkapi-Palast Istanbul

Der Autor dieser Zeilen mit sonnenverbrannten Beinen im Topkapi-Palast Istanbul


Kuppel der Hagia Sophia Istanbul

Kuppel der Hagia Sophia Istanbul


Eingang zum Großen Basar Istanbul

Eingang zum Großen Basar Istanbul


Blick auf das Goldene Horn und Galata mit dem Galata-Turm Istanbul

Blick auf das Goldene Horn und Galata mit dem Galata-Turm Istanbul

Istanbul bot noch eine zweite Neuerung in meinem Leben: Das erstmalige Verlassen Europas. Ohne viel Aufwand fährt man mit der Fähre über den Bosporus und schon ist man in Asien!

Bosporus mit dem Leanderturm (rechts) vor Üsküdar (Istanbul)

Bosporus mit dem Leanderturm (rechts) vor Üsküdar (Istanbul)


Markt auf der asiatischen Seite Istanbuls in Üsküdar

Markt auf der asiatischen Seite Istanbuls in Üsküdar

Von Istanbul geht es auf dem gleichen Weg erstmal wieder zurück. Am frühen Morgen überqueren wir die türkisch-griechische Grenze.

Türkischer Grenzbahnhof Uzunköprü

Türkischer Grenzbahnhof Uzunköprü


Griechischer Grenzbahnhof Pythio

Griechischer Grenzbahnhof Pythio

Die meisten Bahnstrecken in Griechenland sind Ende der 1980er Jahre noch nicht ausgebaut. So dauern alle Fahrten eine gefühlte Ewigkeit. Für den Weg von Istanbul nach Kalambaka – Luftline rund 640 Kilometer sind wir zwei Nächte und einen ganzen Tag unterwegs. Überfüllte Züge. Und Stehklos – aus hygienischen Gründen kann man in einem Stehklo ja auch Vorteile sehen, wenn aber der Zug – trotz oder vielleicht gerade wegen seiner unendlichen Langsamkeit – ständig durchgerüttelt wird, sind diese eine wahre Herausforderung. Und entsprechend sahen sie aus. Dazu die Hitze. Der Versuch in der Gepäckablage zu schlafen, scheitert kläglich. Dort ist es noch wärmer.

Unterwegs im Norden Griechenlands

Unterwegs im Norden Griechenlands


Unterwegs im Norden Griechenlands

Unterwegs im Norden Griechenlands

Und wo ist Kalambaka? Es liegt am Fuße der Metéora-Klöster, Klöster, die sich auf der Spitze von steil-aufragenden Felsen befinden. Früher konnten diese nur über abenteuerliche Seilwinden erreicht werden. Im öffentlichen Bus, der die Touris zu den Klöstern bringt, herrscht Arbeitsteilung: Es gibt den Fahrer, es gibt den Fahrkartenverkäufer. Und es gibt den Fahrkartenkontrolleur, der die Fahrkarten, die sein Kollege gerade verkauft hat, wieder einsammelt. Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm auf griechisch.

Bus von Kalambaka zu den Metéora-Klöstern

Bus von Kalambaka zu den Metéora-Klöstern


Felsen der Metéora-Klöster

Felsen der Metéora-Klöster


Eines der Metéora-Klöster

Eines der Metéora-Klöster


Blick in die Umgebung der Metéora-Klöster

Blick in die Umgebung der Metéora-Klöster


Bahnhof von Kalambaka

Bahnhof von Kalambaka

Von Kalambaka weiter in Richtung Delphi. Nur nicht nach Fahrplan (der auch – wenn nicht gerade „Drähn kabut“ – höchstens eine Absichtserklärung darstellt). Irgendwann kommt ein Zug. Zuckeln bis Paleofarsalos (im Frühjahr 2008 – fast genau 20 Jahre nach meinem ersten Besuch – staune ich Bauklötze, als ich im Rahmen einer Balkanrundreise wieder zu den Metéora-Klöstern komme, und einen durchgehenden Intercity nach Athen auf den Bahnhofsgleisen Kalambakas sehe). Warten. Weiterzuckeln in Richtung Süden. Außerplanmäßiges Ende in Bralos. Waldbrände verhindern die Weiterfahrt. Es ist schon später Abend. Zu fünft nehmen wir ein Taxi nach Delphi. Am Taxi funktioniert nur das Fernlicht. Kommt ein Auto entgegen, schaltet der Fahrer „zur Sicherheit“ das Licht ganz aus…

Ein ehemaliger Lastwagen der Fürstenberg-Brauerei Donaueschingen hat eine neue Heimat in Griechenland gefunden.

Ein ehemaliger Lastwagen der Fürstenberg-Brauerei Donaueschingen hat eine neue Heimat in Griechenland gefunden.


Brände in Mittelgriechenland

Brände in Mittelgriechenland


Bahnhof in Bralos

Bahnhof in Bralos

In Delphi kommt zum ersten Mal eine weitere Internet-Neuheit zum Einsatz: Die Isomatte. Zwischen ein paar Bäumen unweit des Einganges zum Ausgrabungsgelände breite ich sie aus und schlafe so gut, dass ich erst durch anrückende Besucher am Morgen mit ihren Unterhaltungen geweckt werde.

Übernachtungsstätte zwischen Straße und Eingang zum Heiligem Bezirk von Delphi

Übernachtungsstätte zwischen Straße und Eingang zum Heiligem Bezirk von Delphi


Heiliger Bezirk von Delphi mit dem Theater

Heiliger Bezirk von Delphi mit dem Theater


Heiliger Bezirk von Delphi mit dem Apollon-Tempel

Heiliger Bezirk von Delphi mit dem Apollon-Tempel


Abends mit dem Bus nach Levadia. Die Nacht auf dem Bahnhof. Mit dem ersten Zug am Morgen in die griechische Hauptstadt Athen.

Athen finde ich enttäuschend. Es gibt die interessanten antiken Ruinen, Akropolis und Agora beispielsweise. Und dann? Die Stadt scheint danach in einen Jahrtausende langen Schlaf gefallen zu sein. Nicht wie Rom – die andere große Stadt der europäischen Antike -, die heute Sehenswertes aus vielen Jahrhunderten der Geschichte bietet.

Blick vom Lykabettus (Lykavittós) mit der Akropolis Athen

Blick vom Lykabettus (Lykavittós) mit der Akropolis Athen


Akropolis Athen mit dem Parthenon

Akropolis Athen mit dem Parthenon


Antike Agora von Athen mit dem Tempel des Hephaistos (Hephaisteion)

Antike Agora von Athen mit dem Tempel des Hephaistos (Hephaisteion)


Blick vom Lykabettus (Lykavittós) Athen

Blick vom Lykabettus (Lykavittós) Athen

Im Vorort Dafni besuchen wir ein „Weinfest“. Nur dass außer uns nicht allzu Leute dort sind. In einer abenteuerlichen Busfahrt – die Straßen Athens sind erstaunlich leer, was den Busfahrer zu einer Formel-1-mäßigen Fahrt anregt – geht es am frühen Abend nach Piräus. Dort nächtigten wir in einer einsamen Ecke des Hafens.

Hafen von Piräus

Hafen von Piräus

Mit der ersten Fähre geht es am nächsten Morgen mit einem Zwischenstopp auf Ägina zu der kleinen Insel Angistri, wo wir einen Badetag einlegen.

St.-Nicholas-Kapelle im Hafen von Ägina

St.-Nicholas-Kapelle im Hafen von Ägina


Fähre von Ägina nach Angistri

Fähre von Ägina nach Angistri


Angistri

Angistri

Wieder mit der Fähre geht es jetzt weiter auf den Peloponnes. Von Methana nehmen wir einen Bus nach Epidauros, um das dortige Theater zu besichtigen.

Methana mit dem Saronischen Golf

Methana mit dem Saronischen Golf


Bus Methana - Epidauros

Bus Methana – Epidauros


Theater Epidauros

Theater Epidauros

Auch von Epidauros aus geht es wieder mit dem Bus weiter, einen Zug gibt es erst wieder ab Argos.

Bahnhof Argos

Bahnhof Argos

Eine besonders interessante Bahnstrecke führt von Diakopto nach Kalavrita. Mit der Zahnradbahn geht es durch die Vouraikos-Schlucht in die Bergwelt von Kalavrita und anschließend wieder zurück.

Zahnradbahn Kalavrita - Diakopto durch die Vouraikos-Schlucht

Zahnradbahn Kalavrita – Diakopto durch die Vouraikos-Schlucht


Bahnhof Kalavrita

Bahnhof Kalavrita

Letzter Programmpunkt in Griechenland ist das antike Olympia. Wie so oft gibt es auch hier keine Nachtzüge. Übernachtet wird entweder auf dem Bahnhof oder einfach irgendwo, der Isomatte sei Dank!

Übernachten in der Natur Olympia

Übernachten in der Natur Olympia


Olympia

Olympia

Tagsüber sind die Züge meist voll, man ist froh, überhaupt einen Platz zu bekommen.

Reisen im Gepäckwagen Griechenland

Reisen im Gepäckwagen Griechenland


Reisen im Gepäckwagen Griechenland

Reisen im Gepäckwagen Griechenland


Dieses Bild war eines von drei Gewinnerbilder eines Wettbewerbes, den GEO Saison zu ihrem 20-jährigen Bestehen durchführte. In diesem Wettbewerb suchte die Zeitschrift Bilder aus ihrer Gründungszeit.

Mit der Fähre ging es über die Adria von Patras ins italienische Brindisi. Die Fähre ist auch der Grund für die blaue Farbe des Interrail-Tickets. Mit der Option „+ Schiff“ durfte man nicht nur alle nicht-deutschen Züge nutzen, auch bestimmte Fähren waren damit kostenlos.

Patras

Patras


Fähre Patras - Brindisi durch das Ionische Meer

Fähre Patras – Brindisi durch das Ionische Meer


Hafen Brindisi

Hafen Brindisi


DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Italien

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Italien

Auf dem Weg von Brindisi nach Sizilien machen wir einen Zwischenstopp in Tarent

Cattedrale di San Cataldo Tarent

Cattedrale di San Cataldo Tarent

Bevor wir nach Sizilien übersetzen können, verbringen wir die Nacht auf dem Bahnhof von Reggio Calabria. Morgens die Fähre nach Messina. Sizilien!

Stazione di Reggio Calabria Maritima

Stazione di Reggio Calabria Maritima


Fähre Reggio Calabria - Messina

Fähre Reggio Calabria – Messina


Fähre Reggio Calabria - Messina

Fähre Reggio Calabria – Messina

Zug nach Catania. Nicht, dass ich mir Catania anschauen wollte. Nein, das Ziel ist der Ätna. Auf der Suche nach einer Fahrgelegenheit, die uns Richtung Gipfel bringen soll, geraten wir in eine merkwürdige Situation. Erst später wird uns bewusst, dass wir übers Ohr gehauen werden sollten (was den Betrügern aber nicht gelingt, weil uns schlichtweg das nötige „Kleingeld“ fehlte). Mit einem Bus gelangen wir schließlich in höhere Regionen des Ätnas, allerdings noch weit weg vom Gipfel. Dort laufen wir noch stundenlang über die Weiten der Lavafelder.

Ätna

Ätna

Abends kommen wir per Anhalter und einem Bus zurück nach Catania, fahren von dort mit dem Zug nach Syrakus. Leider macht der Bahnhof in Syrakus über Nacht zu, so dass wir uns zu mitternächtlicher Stunde noch eine Unterkunft suchen müssen.

Syrakus

Syrakus


Griechisches Theater Syrakus

Griechisches Theater Syrakus

Die Fahrt von Syrakus, beginnend am nächsten Abend, in Richtung Norden war dann eine äußerst merkwürdige. Eine im Mülleimer des Toilettenabteiles gefundene Handtasche, die erst niemand vermisst, dann aber doch jemandem gehört. Und das Schussloch im Fenster! Mitten in der Nacht schrecken wir durch ein Geräusch auf. Die äußere Scheibe des Abteils hat ein Loch. Es war wohl nur die Kugel eines Luftgewehrs. Aber richtig ruhig kann man danach auch nicht mehr schlafen…

Zuglaufschild Syrakus - Villa San Giovanni - Neapel - Rom - Florenz - Bologna - Mailand

Zuglaufschild Syrakus – Villa San Giovanni – Neapel – Rom – Florenz – Bologna – Mailand

Mailand ist die letzte Station der „Hauptreise“, viel Zeit für die Besichtigung der Stadt bleibt allerdings nicht mehr, da der Syrakus-Zug nicht nur seltsame Ereignisse mit sich brachte, er hatte auch mehrere Stunden Verspätung.

Mailänder Dom (Duomo di Santa Maria Nascente)

Mailänder Dom (Duomo di Santa Maria Nascente)


Mailänder Dom (Duomo di Santa Maria Nascente)

Mailänder Dom (Duomo di Santa Maria Nascente)

Am Nachmittag geht es durch die Schweiz zurück nach Hause.

Die Schweiz selbst befahren wir dann noch in einer Tagestour, nutzen dazu unter anderem den Glacier-Express von Brig nach Chur.

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Schweiz

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Schweiz


Furka-Oberalp-Bahn (Glacier-Express)

Furka-Oberalp-Bahn (Glacier-Express)

Paris, schon Ziel der ersten beiden Interrail-Reisen kommt auch bei dieser Tour noch auf den Reiseplan. An einem Wochenende – Freitag auf Samstag hin, Sonntagabend zurück – ist es das letzte Ziel dieser Reise.

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Frankreich

DB Auslandskursbuch 1988 Sommer: Übersicht Frankreich


Seine und die Île de la Cité mit Notre-Dame de Paris

Seine und die Île de la Cité mit Notre-Dame de Paris


Musée du Louvre Paris

Musée du Louvre Paris


Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle Paris mit einer Concorde der Air France

Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle Paris mit einer Concorde der Air France


Parc de la Villette Paris mit La Géode in der Cité des Sciences et de l'Industrie

Parc de la Villette Paris mit La Géode in der Cité des Sciences et de l’Industrie

Nicht nur diese Interrail-Tour ist damit vorbei, auch die Interrail-Zeit insgesamt ist für mich jetzt zu Ende (oder vielleicht doch nicht? Inzwischen gibt es das Interrail-Ticket ja für jede Altersklasse…), die Zeit der großen Bahnreisen fast auch. Nur noch ein gelegentliches Aufflackern, aber nicht mehr in Europa.

Mehr – meistens aktuellere – Bilder zu den besuchten Ländern gibt es unter den folgenden Links:

Interrail – Die Erste

Das Reiseblog-Update zu Interrails 50. Geburtstag 2022.
Ursprünglich habe ich die Interrail-Artikelserie Interrail – Die Erste, Interrail – Die Zweite und Interrail – Die Dritte im Jahr 2010 zum 25. Jahrestag meiner ersten Interrailreise 1985 veröffentlicht.

Interrail Karte 1985

Interrail 1985


Donaueschingen – Paris – Dünkirchen – Dover – London – Aberdeen – Edinburgh – Glasgow – Edinburgh – DundeeLondon – Dover – Dünkirchen – ParisLyonBordeauxArcachon – Bordeaux – Paris – VersaillesParisMonacoAntibesGenf – Brig – Bern – Brig – Rom – Pescara – Guilanova – Pescara – Rom – Pisa – Neapel – Pompeji – Neapel – Paola – Rom – Verona – Venedig – Bologna – Brixen – Guilanova – Foggia – Bologna – FlorenzPisa – Florenz – Innsbruck – SalzburgWien – Innsbruck – Brenner – Innsbruck – Bregenz – St. Magrethen – Sargans – Zürich – Schaffhausen – Donaueschingen

Donaueschingen – Singen – Schaffhausen – Zürich – Bern – Brig – Zermatt – Brig – Bern – Zürich – Schaffhausen – Singen – Donaueschingen

17388 Kilometer

Die Deutschlandtour mit dem Tramper-Monats-Ticket 1984 war der Anfang meiner großen Bahnreisezeit. Drei Interrail-Touren in der Zeit zwischen 1985 und 1988 sollten folgen. Über die erste dieser Reisen soll es hier gehen.

Ende Juli 1985. Montag ist mein 18. Geburtstag. Mittwoch der letzte Tag in der 12. Klasse. Freitagabend die Abfahrt in Donaueschingen. Ziel: Paris.

Interrail Ticket 1985

Interrail Ticket 1985

An einem Freitagabend mit einem Nachtzug in Richtung Paris die Reise zu starten ist nicht die allerbeste Idee. Zumindest dann nicht, wenn der Startort eine große französische Garnision beheimatet. Wir – zwei Freunde und ich – teilen uns den Zug mit einer Unzahl französischer Soldaten auf Wochenendurlaub.

Das wichtigste Gepäckstück ist neben dem Fotoapparat der wirklich geniale Europafahrplan der Bundesbahn mit allen wichtigen europäischen Zugverbindungen außerhalb Deutschlands.

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer


DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Frankreich

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Frankreich

Das Budget für die dreiwöchige Tour (für die zweiten 3 Wochen der Sommerferien hatte ich einen Ferienjob in Aussicht) ist knapp kalkuliert: 15 D-Mark pro Tag. Davon muss neben dem täglichen Essen (ergänzt durch eine große Salami, die ich zu Hause mitgenommen und im Rucksack dabei habe) alle anderen anfallenden Kosten bezahlt werden, d.h. Dinge wie Eintrittsgelder oder U-Bahn-Fahrkarten. Geld für Übernachtungen ist nicht eingeplant.

Auch das Fotomaterial ist streng limitiert. Durchschnittlich nur einen Film darf ich pro Tag verwenden (für die in der Digitalzeit groß Gewordenen: das sind gerade mal 36 Bilder pro Tag). Jede Aufnahme muss wohl überlegt sein. Oder sollte es zumindest. Und das auf einer Reise, während der ich zum ersten Mal in Paris, London, Rom und Wien sein werde. Aber es geht. Mit 20 belichteten Filmen werde ich nach Hause zurückkommen.

Paris bedeutet nicht nur eine große unbekannte Stadt, es bedeutet auch den ersten Geldwechsel. Und viele weitere sollten noch folgen, denn der Euro ist noch ein unbekanntes Wesen.

Notre-Dame de Paris

Notre-Dame de Paris


Eiffelturm (Tour Eiffel) Paris

Eiffelturm (Tour Eiffel) Paris


Nach dem Tag in Paris geht es abends weiter auf „die Insel“. Nicht durch den Eurotunnel, auch den gibt es 1985 noch nicht, sondern mit der Fähre. Die Nachtruhe wird dadurch zweimal unterbrochen, beim Wechsel vom Zug auf die Fähre in Dünkirchen, und wieder beim umgekehrten Wechsel in Dover. London empfängt uns am Morgen mit (in meinen Augen) typisch englischem Wetter, es regnet. Das hält mich und meine zwei mitreisenden Freunde aber nicht von der Stadtbesichtigung ab. Meiner Umhängetasche, in der sich neben der Fotoausrüstung, Reiseführer auch Essen (letzteres findet sich später dadurch leider auch in einem Objektiv wieder…) befindet, tut der Regen aber nicht gut. Sie zeigt Auflösungserscheinungen. In einer Behelfsmaßnahme tackere ich eine Plastiktüte in ihr Inneres.
Buckingham Palace London

Buckingham Palace London


Tower Bridge London

Tower Bridge London


Mit dem Regen wird es auch am nächsten Tag, jetzt in Schottland, nicht viel besser.
DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Auszug London - Schottland

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Auszug London – Schottland


Edinburgh Castle

Edinburgh Castle


Der Regen findet erst – nach einem zweiten Tag in London – bei der Rückkehr nach Paris ein Ende. Zuvor nahm aber – auf der Fahrt von London zur Kanalküste – mein Kulturbeutel samt Inhalt unfreiwillig Abschied von mir. Ausgelaufenes Shampoo zwang mich den Kulturbeutel zu waschen. Zum Trocknen habe ich ihn dann auf die Gepäckablage plaziert, dort lag er – zusammen mit seinem Inhalt – allerdings auch noch, als ich schon in der Fähre auf dem Rückweg zum Festland war. Ein durchaus großer Verlust. Der Neukauf einer Zahnbürste in einer französischen Apotheke reißt ein großes Loch in die Kasse.
Gare de Lyon Paris: TGV Sud-Est

Gare de Lyon Paris: TGV Sud-Est


SNCF-Fahrplan Sommer 1985: Paris - Lyon

SNCF-Fahrplan Sommer 1985: Paris – Lyon


Von Paris gibt es nachmittags mit dem TGV nach Lyon, von dort weiter im Nachtzug nach Bordeaux (ein nächtliches Kartenspiel mit ein paar Asiaten im Zugabteil wird erst dann besser als wir merkten, dass „stäkke“ bedeutet, dass eine Karte stärker als eine andere ist).
DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Auszug Lyon - Bordeaux

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Auszug Lyon – Bordeaux


Porte de la Salinière Bordeaux

Porte de la Salinière Bordeaux


Bassin d’Arcachon

Bassin d’Arcachon


Einem müden Tag in Bordeaux und an der Atlantikküste in Arcachon (einschließlich eines sehr kühlen Bades im Atlantik) folgt ein dritter Tag in Paris – einschließlich eines Besuchs von Versailles.
Schloss Versailles (Château de Versailles)

Schloss Versailles (Château de Versailles)


Nicht mit dem TGV bei Tag, sondern mit einem Nachtzug geht es ein weiteres Mal von Paris aus in den Süden Frankreichs. Genaugenommen ist gar nicht Frankreich das nächste Ziel, sondern das kleine Fürstentum Monaco.
Monaco

Monaco


Da Monaco nicht besonders groß ist, nutzen wir die Gelegenheit zu einem kurzen Badeaufenthalt in Antibes, nur ein paar Kilometer westlich. Badeaufenthalte sind immer gerne gesehen, nicht nur des Badens wegen. Sie bieten die Gelegenheit für eine gründliche Körperwäsche. An „normalen Tagen“ bleibt meist nur die Waschgelegenheit in den Zugtoiletten. Warum nicht in einer Unterkunft? Der Zug ist die Unterkunft!

Von Monaco aus geht es nach Italien! Allerdings mit einem kleinen Umweg über die Schweiz und mit einem Zwischenstopp in Genf.

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Schweiz

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Schweiz


Jet d’eau Genf

Jet d’eau Genf


DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Italien

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Italien


Das Land der Lira. Der Regen ist vergessen. Erstes Ziel ist Rom, die ewige Stadt. Und dort steht natürlich auch der Vatikan auf dem Programm. Beim ersten Versuch kommen wir aber nicht allzu weit. Kein Einlass in den Petersdom in kurzen Hosen. Dieser Programmpunkt muss an einem zweiten Tag in Rom nachgeholt werden. Es bleibt aber genug auch in kurzen Hosen zu sehen.
Fontana di Trevi Rom

Fontana di Trevi Rom


Kolosseum Rom

Kolosseum Rom

Bis hier her haben wir jede Nacht mehr oder weniger im Zug verbracht – gelegentlich unterbrochen von einem nächtlichen Umstieg oder den Fähren nach und von England. Die nächste Nacht soll anders werden. Wir fahren abends auf „die andere Seite“ Italiens, an die Adria. Genaugenommen nach Guilanova. Es ist schon nach Mitternacht als wir dort ankommen. Am Strand finden wir sogar ein Stück Rasen. Totmüde legen wir uns hin und schlafen tief und fest. Auch noch morgens. Die Sonne ist schon lange aufgegangen. Um uns herum wird Fußball gespielt. Der Rasen ist der Teil eines Fußballplatzes. Dieser Tag bleibt besichtigungsfrei.

Adria vor Guilanova

Adria vor Guilanova

Abends geht es mit einer klassischen Interrailnacht erst zurück nach Rom, dann über Pisa nach Neapel – ja, Pisa liegt nicht auf dem direkten Weg, bringt aber viele Stunden in Zügen. Das Übernachten in den Nachtzügen ist in Italien aber oft eine Qual. Sie sind voll bis zum Anschlag. Bis zum Tag der Erkenntnis. Das Interrail-Ticket ist zwar eine Zweite-Klasse-Fahrkarte, aus den Gängen der ersten Klasse wird man aber auch nicht vertrieben. Ein Luxus! Nicht nur hat man im Gang der ersten Klasse Platz, um sich auszustrecken, sie sind auch mit Teppichen ausgelegt.

Neapel ist nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zum eigentlichen Tagesziel Pompeji. Vor Neapel – wir haben fast zwei Stunden bis zur Weiterfahrt – haben wir aber ein großen Respekt. Die Kameras bleiben in den Taschen und werden nicht ausgepackt. Pompeji ist für mich als altem Lateiner – 1985 im Jahr dieser Reise steht mir das 9. und letzte Lateinjahr noch bevor – ein absoluter Höhepunkte der an Höhepunkten nicht gerade armen Reise. In Pompeji zeigt sich der Pragmatismus der Italiener. Da der Zug viel zu lang für den dortigen Bahnhof ist, hält er einfach zweimal. Erst steht die vordere Hälfte der Waggons am Bahnsteig, dann – nachdem der Zug ein Stückchen vorgefahren ist – die hintere Hälfte.

Amphitheater Pompeji

Amphitheater Pompeji


Forum Pompeji, Vesuv

Forum Pompeji, Vesuv

Es folgt der zweite Tag in Rom. Und dieses Mal sind wir dort in langen Hosen unterwegs, dürfen als auch in und auf den Petersdom. Später gibt es noch ein warmes Essen – eine Rarität auf dieser Reise -, ein Stück Pizza. Wenn ich mich richtig erinnere für 1000 Lire.

Kuppel des Petersdom Rom

Kuppel des Petersdom Rom


Blick von der Kuppel des Petersdom Rom

Blick von der Kuppel des Petersdom Rom

Venedig und ein weiteres Mal der Adriastrand in Guilanova folgen. Letzter dieses Mal nicht zur Übernachtung, sondern nur für einen weiteren Strandtag. Dieser Strandtag blieb nicht ganz folgenfrei, es gibt einen Sonnenbrand. Ohne Sonnencreme schlafe im auf dem Bauch liegend ein… Aber auch ein Sonnenbrand kann noch sein gutes haben. In der darauf folgenden Nacht werde ich durch ihn mitten in der Nacht geweckt. Es ist ruhig in unserem Abteil. Zu ruhig. Das wundert auch nicht. Unser Waggon steht auf einem Abstellgleis. Keiner hatte uns am Endbahnhof geweckt und aus dem Zug geschmissen. Wahrscheinlich hatte es der Schaffner nett mit uns gemeint.

Canal Grande und Ponte di Rialto Venedig

Canal Grande und Ponte di Rialto Venedig


Blick vom Campanile di San Marco: Basilica San Marco Venedig

Blick vom Campanile di San Marco: Basilica San Marco Venedig

Die beiden letzten Ziel in Italien sind Florenz und Pisa.

Blick vom Piazzale Michelangelo Florenz

Blick vom Piazzale Michelangelo Florenz


Blick vom Campanile der Cattedrale di Santa Maria del Fiore Florenz: Baptisterium

Blick vom Campanile der Cattedrale di Santa Maria del Fiore Florenz: Baptisterium


Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) Pisa: Schiefer Turm (Campanile)

Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) Pisa: Schiefer Turm (Campanile)


Blick vom Schiefen Turm (Campanile): Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) Pisa mit dem Duomo di Santa Maria Assunta

Blick vom Schiefen Turm (Campanile): Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) Pisa mit dem Duomo di Santa Maria Assunta

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Österreich

DB Auslandskursbuch 1985 Sommer: Übersicht Österreich


Vor der Rückkehr nach Hause geht es mit dem Besuch Salzburgs (einschließlich des James-Bond-Films „Im Angesicht des Todes“ abends im Kino) und Wiens noch nach Österreich.
Blick von der Festung Hohensalzburg Salzburg

Blick von der Festung Hohensalzburg Salzburg


Stephansdom Wien

Stephansdom Wien


Donau und Donau City Wien

Donau und Donau City Wien

Durch die österreichischen und Schweizer Alpen findet meine erste Interrail-Reise in Schaffhausen (dort lassen wir uns abholen) ihr Ende, zumindest fast.

Ein Besuch des Matterhorns (einschließlich des Aufstiegs zur 3260 Meter hochgelegenen Hörnlihütte) wird ein paar Tage später als Zugabe noch folgen.

Matterhorn

Matterhorn


Hörnlihütte Matterhorn

Hörnlihütte Matterhorn


Walliser Alpen: Gornergletscher, Monte Rosa

Walliser Alpen: Gornergletscher, Monte Rosa

Mehr – meistens aktuellere – Bilder zu den besuchten Ländern gibt es unter den folgenden Links: