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Träume

März 2011. Meine Reisepläne für dieses Jahr stehen mehr oder weniger. Eine Reise an das (und in das) östliche Mittelmeer, eine Tour ins Baltikum, ein paar Städtereisen.

Trotzdem – oder vielleicht auch deswegen? – schweifen meine Gedanken schon über 2011 hinaus.

März 2002. Bangkok. Eine letzte Bootsfahrt über den Chao Praya. Den Rücksack ein letztes Mal packen. Mitten in der Nacht zum Flughafen. Abschiedsschmerz. Meine wohl ungewöhnlichste Reise geht zu Ende. Fünf Monate unterwegs, fünf Monate quer durch Südostasien. An jedem Tag gab es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, man bleibt am gleichen Ort oder man fährt weiter in den nächsten. Bleibt man, hat man meist Pläne für ein (Besichtigungs-) Programm, fährt man weiter, hat man meist schon die Fahrt dafür organisiert, sich Gedanken um die nächste Unterkunft gemacht. Der Tag des Reiseendes ist in so weiter Ferne, dass man sich – nach einer gewissen Zeit – keine Gedanken mehr darüber macht. Unterwegs sein wird zum Alltag.

Neun Jahre später. Die Idee, eine große Reise noch einmal zu machen, gibt es – spätestens – seit dem erwähnten Tag in Bangkok…

Eine solche Reise macht man allerdings nicht mal ebenso. Sie erfordert doch eine etwas andere Vorbereitung und Planung. Das fängt mit der Auswahl des Ziels an und endet noch lange nicht mit der Frage, wie man sich für mehrere Monate von seinem normalen Leben verabschiedet und das ganze finanziert.

Fangen wir mit der Auswahl des Ziels an – das ist am einfachsten…  Südamerika. Einmal quer durch.

Südamerika

Südamerika (Quelle: Wikipedia)

Start in Kolumbien (oder erst in Ecuador?). Peru und Bolivien. Chile. Argentinien. Viel, sehr viel. Und „ergänzende“ Ideen habe ich auch noch – die Osterinseln, Uruguay und Brasilien, einen Abstecher in die Antarktis… Eine Rückkehr durch die Südsee…

Ein bisschen verrückt, oder? Ich kenne da jemanden, die immer behauptet hat, dass nicht die Erbsenzähler die Welt verändern, sondern die Phantasten… Also, die Welt möchte ich gar nicht so sehr verändern, nur sie bereisen.

Was schaut man sich auf einer Reise quer durch Südamerika alles an? Die Galapagos-Inseln, Machu Picchu, der Titicaca-See, der Nationalpark Torres del Paine in Chile, die Iguazú-Wasserfälle, Patagonien, die Strände Rios, …

Was lässt man weg? Wie reist man unterwegs? Macht man Sprünge mit dem Flugzeug? Wohin fährt man lieber selbst, wo ist es einfacher öffentlich zu fahren? Hat jemand ein Allradfahrzeug vor Ort, dass er weiter vermieten möchte? Vielleicht zur Rückführung?

Und wie kommt man überhaupt hin? Klar, mit dem Flugzeug. Aber was ist ein günstiges Ticket für die lange Aufenthaltsdauer? Als Gabelflug? Oder für Round-the-World?

Wo übernachten? Und die Fahrt in die Antarktis ist – nach allem, was ich bisher gehört habe – sehr teuer. Gibt es günstige Alternativen? Wann und wo buchen?

Während sich meine bisherigen Artikel im Reiseblog stets auf vergangene Reisen bezogen haben, geht es hier um eine Reise in der Zukunft. Bei allem Vorlauf, die gerade solch eine Reise braucht, sogar um eine Reise in einer zumindest etwas ferneren Zukunft. Aber Suchen braucht Zeit. Die Suche nach Antworten auf die gestellten (und sicher noch auftauchenden) Fragen. Auch die Suche nach einer Person, die mich auf solch einer Reise begleiten könnte.

Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Chinesisches Sprichwort.

Er ist hiermit getan.

Unterwegs in Asien

Fünf Monate Südostasien im „Winter“ 2001/2002. Erinnerungen ans Unterwegssein.

Die Größe eines VW-Busses kennt wahrscheinlich jeder. In Südostasien nennt man ein Fahrzeug dieser Größenordnung Minibus. Und Minibusse sind ein wichtiges Touristen-Beförderungsmittel. So weit ist das kein Problem. Nur in Asien passen neben dem Fahrer noch elf Touristen in den Minibus. Passen ist dabei eigentlich das falsche Wort. Und der Minibusfahrer fühlt sich als Herrscher der Straße, schließlich ist sein Fahrzeug ja viel größer als jedes Fahrrad, jedes Moped, jedes Tuk-Tuk oder jedes Autos.

Innerhalb der großen Städte hat man meist mehrere Alternativen zur (nicht-selbständigen) Fortbewegung. Das Tuk-Tuk habe ich schon erwähnt. Ein dreirädriges Moped, vorne sitzt der Fahrer, auf der Rücksichtsbank die Gäste. Bis auf einen Regenschutz ist es offen.

Das Fahren mit dem Tuk-Tuk ist allerdings ein Erlebnis der besonderen Art. Morgens um sechs ist das Fahren mit dem Tuk-Tuk selbst in Bangkok kein Problem (auch wenn es unglaublich klingt, ich spreche auch für diese Uhrzeit aus eigener Erfahrung!). Dann sind die Straßen für asiatische Verhältnisse praktisch leer (ok, in einer deutschen Kleinstadt würde man wohl noch Jahre später von einem nie dagewesenen Verkehrschaos sprechen).

Rush Hour in Bangkok

Rush Hour in Bangkok

Zu „normalen“ Tageszeiten sieht es ein bisschen anders aus. Man sitzt im Dauergestank und lebt in der ständigen Hoffnung, dass größere Gefährte (wie die schon erwähnten Minibusse…) einen nicht übersehen. Schneller als mit einem Taxi kommt man mit dem Tuk-Tuk nicht durch die Stadt. Taxis haben zwar meist einen Taxameter, doch die Fahrer wollen ihn nicht benutzen. Ist die Konkurrenz an Taxis groß, hat man allerdings gute Chancen, den Fahrer doch zu überreden ihn einzuschalten. Stehen allerdings viele Kunden zur Verfügung (was in vielen Ecken Bangkoks der Fall ist) zieht man den Kürzeren. Freie Marktwirtschaft pur.

Dann gibt es noch die öffentlichen Busse, kleinere, größere, mit Klimaanlage und ohne. Alles nicht so einfach. Insbesondere da das Fahrziel nur auf Thai angeschrieben ist. Aber man gewöhnt sich daran. Will man raus aus der Stadt kann man natürlich auch den Bus nehmen, dafür gibt es in einer Stadt wie Bangkok reichlich Busbahnhöfe, man muss nur den richtigen finden…

Wenn es geht, nehme ich für weite Strecken am liebsten die Eisenbahn. Die Züge sind nicht unbedingt schneller als ein Bus, aber alles in allem ist es bequemer (und an jedem Bahnhof gibt es leckeres Essen). Die diversen Klassen und Unterklassen sind im Vergleich zum Bussystem das deutlich kleinere Übel.

Chao-Phraya

Chao-Phraya

In Bangkok kann auch das Expressboot auf dem Chao-Phraya eine praktische (und schnelle) Verkehrsmittelalternative sein. Und – wenn man in seiner Nähe ist – der Sky Train, von dem allerdings erst zwei Streckenabschnitte existierten.

Sky-Train in der Hochhausschlucht

Sky-Train in der Hochhausschlucht

Bangkok ist übrigens nicht der offizielle Namen der thailändischen Hauptstadt (auch wenn er praktisch überall benutzt wird), dieser lautet vielmehr Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. Bangkok war auf dieser Reise die zentrale Anlaufstation. Insgesamt siebenmal kehrten wir ins New Siam Guesthouse in Bangkok zurück. Ein Teil des Gepäcks und insbesondere noch nicht benötigtes oder schon belichtetes Filmmaterial blieben in der Stadt der Engel (Krung Thep) zurück.

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

Bei all den schon erwähnten Verkehrsmitteln sollte man nicht vergessen, dass man aber meist zu Fuß unterwegs ist. Da bleibt es nicht aus, dass man auch mal eine Straße überqueren muss. Und die ist voll von Verkehrsmitteln, besonders Massen an Mopeds tummeln sich dort. Ich ging dabei immer davon aus, dass ein Mopedfahrer kein besonderes Interesse am Umfahren von Touris hat, sie werden schon ausweichen oder bremsen. Wichtig ist nur, dass man beim Überqueren der Straße nicht stehen bleibt. Mehr als einmal war ich allerdings überrascht, wenn ich auf der anderen Straßenseite plötzlich allein ankomme. Und meine Freundin mit verzweifeltem Gesichtsausdruck noch auf der anderen Straßenseite stand…

Alternativ zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann man auch ein eigenes Fahrzeug mieten (in Bangkok würde ich das allerdings nur Wahnsinnigen empfehlen). Auf einer Insel wie Ko Chang ist ein Moped aber ein nahezu ideales Fortbewegungsmittel. Meine einzige Erfahrung im Mopedfahren bestand allerdings darin, fast 20 Jahre früher kleinere Fahrten auf den Maschinen von Kumpels gemacht zu haben. Aber die Mopedvermieterin ist von meiner Fahrkunst angetan. Als ich – zuerst allein – eine Probefahrt mache und die sich etwas ausweitet, will sie gleich jemand hinter mir herschicken, um mich zu suchen. Dabei war das gar nicht nötig. Ich kam ohne fremde Hilfe zurück zur Verleihstation. Dort ging es dann richtig los, dieses Mal zu zweit. Allerdings war schon am ersten Berg wieder Schluss. Im zweiten Gang war der Anstieg nicht zu schaffen. Also wieder runter. Mit viel Anlauf und im ersten Gang kommen wir den Berg hinauf. Im Laufe des Tages schaffe ich es bis in den vierten Gang (die Suche nach der Kupplung hatte ich irgendwann aufgegeben, das Schalten ging auch so).

Mit dem Moped auf Ko Chang

Mit dem Moped auf Ko Chang

Der ganze Verkehr ist immer mit viel Lärm verbunden, mit sehr viel Lärm. Schlimmer als der Verkehrslärm sind aber die Fernsehapparate. Sie stehen immer und überall. Selbst kleine Marktstände haben oft einen. Und meistens sind sie so laut aufgedreht, dass sich der Ton dabei überschlägt. Aber auch dies ist noch nicht das obere Ende der Lärmerzeugung. Unschlagbar sind CD-Verkaufsstände. Was dort lautstärkemäßig abgeht, ist nicht zu beschreiben. Und den notwendigen Strom für die Krachgenerierung gibt es nicht nur in Bangkok! Während ich mich an Hitze und Luftfeuchtigkeit im Laufe der Zeit gewöhne, tritt dieser Gewöhnungseffekt für den Lärm nicht ein.

Mopeds an der Kreuzung

Mopeds an der Kreuzung

Mit dem Zug wollen wir einen Ausflug in das rund 100 Kilometer westlich von Bangkok gelegene Kanchanaburi machen. Der Ort lebt stark von der aus dem gleichnamigen Film bekannten Brücke am Kwai und einer schönen, abwechslungsreichen Landschaft in seiner Umgebung. Den Zug in Bangkok konnte man gar nicht verpassen. Im entsprechenden Bahnhof fuhren nämlich keine Züge, zumindest nicht an diesem Tag (stattdessen machte sich auf den Gleisen ein Markt breit). Mit einem Pick-Up wurde man zum nächsten Bahnhof gefahren. Für die schon erwähnten 100 Kilometer ist man gut drei Stunden unterwegs, mit den üblichen Verspätungen.

Discoboot auf dem River Kwai

Discoboot auf dem River Kwai

In Kanchanaburi bietet sich eine neue Variante des Lärmhorrors, das Discoboot. Und davon gibt es viele!! Und jedes möchte natürlich lauter als alle anderen sein. Zu allem Überfluss sind sie nicht an einem festen Ort verankert, sie werden auch noch über den Fluss gezogen. Und damit direkt an unserer – als ruhig beschriebenen – Unterkunft vorbei.

Ohne Motor heißt ein Tuk-Tuk Cyclo, ein Fahrradtaxi für zwei Personen. Wenn es regnet, wird man abgedeckt und kann den Verkehr nur noch durch Löcher in der Plastikhülle sehen. An diesen Fortbewegungskomfort kann man sich gewöhnen!

Zurück zur Eisenbahn. Eine nächtliche Zugfahrt in Vietnam von Hanoi nach Hue. Hard-Sleeper! Und dieser Begriff ist wörtlich zu nehmen. Denn unter dem Begriff Hard-Sleeper ist tatsächlich nur eine Pritsche zu verstehen, die von einer Bastmatte (!) bedeckt wird.

Hard-Sleeper-Abteil Hanoi - Hue

Hard-Sleeper-Abteil Hanoi - Hue

Unser mitreisender Nachbar (ein normales Zugabteil wird für sechs Reisende zur Schlafstätte) lacht sich fast tot, als er sieht, dass ich beim besten Willen nicht in dieses „Bett“ passe. Neben den viel zu kleinen „Betten“ gibt es ein Laken als Decke sowie etwas, das sich mit viel Phantasie Frühstück und Mittagessen nennen lässt. Die Fenster sind vergittert (angeblich zum Schutz vor Steine werfenden Kindern – ich glaube eher, man hat Angst, dass die Fahrgäste unterwegs flüchten).

In Hue, der alten vietnamesischen Kaiserstadt, haben wir eine Rundtour auf Mopeds durch die Umgebung gebucht. Ein Moped mit Fahrer. Meine Freundin bekam auch einen. Ich nicht. Auf meinen Hinweis hin, ich hätte nicht viel Ahnung vom Mopedfahren (das oben erwähnte Ko Chang ist schon ein Weile her und war dazu eine nahezu einsame Insel), gibt es eine Fahrstunde, genaugenommen Fahrdreiminuten.

Straßenverkehr in Hue

Straßenverkehr in Hue

Ich falle nicht runter, kann Gas geben und bremsen, bei fließendem Verkehr wenden. Und – natürlich das Wichtigste – Hupen. Bestanden. Also geht es los. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Der Tripp führt nicht nur durch die Fußgängerzone am Vorweihnachtssamstag, nein es geht auch noch quasi mitten über den Viktualienmarkt und hin und wieder kreuzt man die Tour de France. Abends fühle ich mich als wahrer Held.

Immer noch Vietnam. Für die Strecke von Hoi An nach Nha Trang soll es zur Abwechslung ein Nachtbus sein. Abfahrt 6 Uhr abends, Ankunft 6 Uhr morgens. Zwölf Stunden für 450 Kilometer. Um kurz vor 7 geht es tatsächlich los. Der Sitzabstand hat das übliche asiatische Maß. Mit Glück bekomme ich aber eine eigene Reihe (d.h. 2 Plätze), der pure Luxus! Aufgrund des regnerischen Wetters kündigt der Fahrer schon bei der Abfahrt eine Verspätung von ein, zwei Stunden an. Diverse Pannen im Laufe der Nacht und des Morgens (darunter ein Reifenwechsel, Bremsprobleme und ein Motorschaden) werfen uns um weitere Stunden zurück. Mittags um halb 12 kommen wir in Nha Trang an, einem beliebten Badeort am südchinesischen Meer.

Dass der eine oder andere Vietnamese hin und wieder mal mein (kleines!) Bäuchlein streichelt, kann ich zwar nicht verstehen, aber ich kann damit leben. Ich nehme an, ich  erinnere sie – rein figürlich – an Buddha. Als mich mein Motorradfahrer (er hatte mich durch die Gegend um Da Lat gefahren) allerdings fragte, ob er denn aufgrund meiner Größe und meines Gewichtes einen Zuschlag haben kann, fand ich das dann doch diskriminierend!! Aber irgendwie hatte er es ja verdient. Und die Tour war auch sehr schön.

So einen Beifahrerplatz auf einem Motorrad sollte man sich nicht gerade als einen gemütlichen Fernsehsessel vorstellen. Auch die Größe eines vietnamesischen Motorrades ist nicht wirklich mit meiner Körpergröße kompatibel (ich fühlte mich in einem Dauerverrenkungszustand). Und die Straßen Vietnams (eigentlich müsste man eher von landschaftlichen Bereichen, in denen sich verstärkt Verkehrsmittel aufhalten, reden) bilden nicht gerade die Grundlage für eine ruhige Fahrt sind. Kurze Strecken als Beifahrer sind mit dem Motorrad noch angenehm, längere aber nicht, insbesondere, wenn dann auch noch das ganze Gepäck mit auf das Gefährt müsste. Deshalb geht es mit einem (komfortablen!) Bus statt auf dem Motorrad von Da Lat weiter nach Saigon, vorbei an zahllosen Fabriken, in denen unsere Turnschuhe hergestellt werden.

In Saigon gab es zum Zeitpunkt der Reise zwei Millionen Mopeds (und das bei einer Einwohnerzahl von offiziell vier Millionen), dazu kommen eine halbe Million Fahrräder und 70000 Cyclos (die Autos und Busse sind da schon vernachlässigbar). Man kann sich leicht ausmalen, was das bedeutet.

In den drei Tagen, in denen wir uns anschließend im Mekong-Delta befinden, habe ich eine Vielzahl von Bootstypen kennengelernt. Vom kleinen 3-Personen-Ruderboot bis zu mittelgroßen Personenschiffen für vielleicht 30 Personen.

Im Mekong-Delta

Im Mekong-Delta

Entsprechend der Größe der Wasserwege, vom nur einen Meter breiten Flussärmchen bis zum hunderte Meter breiten Hauptstrom.

Mit Speedbooten (bei der Buchung dachte ich dabei an ein Tragflächenboot und nicht an eine größere Nussschale (mit einem zugegebenermaßen ziemlich starken Motor) – wie naiv man doch manchmal sein kann) geht die Fahrt auf dem Mekong in Richtung der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Ich frage mich allerdings, warum der kambodschanische Tourführer bei der Fahrt im Speedboot einen Sturzhelm trägt. Wegen der Sonne? Oder weil es cool aussieht? Wahrscheinlich letzteres…

Mit dem Speedboot auf dem Mekong

Mit dem Speedboot auf dem Mekong

Kambodscha. Bei den Verkehrsmitteln hat man hier die Wahl zwischen Pest und Cholera. Busfahren auf unterirdisch schlechten Straßen. Oder Highspeedboote. Der Sitzabstand in den Highspeedbooten schlägt alles bisher dagewesene (mir fehlen mindestens zehn Zentimeter, um die Beine zwischen die Sitzbankreihen zu quetschen). Der dröhnende Motor ist eine richtige Wohltat im Vergleich zu der bis an den Anschlag aufgedrehten Videomusikanlage, aus der während der ganzen Fahrt die immer gleiche kambodschanische Popmusik plärrt. Es ist zum wahnsinnig werden! Weil das aber noch nicht reicht, wird die Klimaanlage auf eine Temperatur eingestellt, bei der man erwartet, dass sich Eisblumen am Fenster bilden. Nicht im Bus, im Highspeedboot geht es nach Kratie zu den Flussdelfinen und nach Angkor zu den Tempeln.

Mekong: Highspeedboote am Bootsanleger in Kratie

Mekong: Highspeedboote am Bootsanleger in Kratie

Zurück in Thailand. In einem Nachtzug von Bangkok ganz in den Norden, ins direkt an der Grenze zu Laos gelegene Nong Khai. Für den Grenzübertritt braucht man die in der Gegend oft üblichen zwei Stunden (was würde die Menschheit ohne all die schönen Formulare machen). Hinter der Grenze liegt Vientiane, die laotische Hauptstadt. Vientiane fehlt auf den ersten (und jeden weiteren) Blick völlig der Charakter einer Hauptstadt, genaugenommen fehlt ihr sogar fast der Stadtcharakter. Blickt man von oben auf die Stadt, dann sieht sie aus wie ein großer Park mit ein paar eingestreuten Bauten.

Ich bin überrascht, dass die Fahrt von Vang Vieng nach Luang Prabang sieben Stunden dauern soll, wo es doch von Vientiane nach Vang Vieng für die etwa gleiche Strecke nur drei Stunden brauchte. Dafür kosten die sieben Stunden auch 40000 kip im Vergleich zu den 7000 kip für die 3 Stunden…. Morgens um 9 geht es los. Wir haben gute Plätze (die besonders schlechten bestehen aus Kleinstplastikhockern in der Mitte des Busganges!). Ein Münchner, den wir zwei Tage zuvor in Vientiane am Busbahnhof kennengelernt haben, hat uns die Tickets schon früh morgens besorgt. Bald verstehen wir auch, warum die Fahrt so lange dauern soll, denn es geht durch das wunderschöne laotische Bergland (mit Gipfeln von über 2000 Meter Höhe), vorbei an zahlreichen Dörfern, die fast immer auf schmalen Berggraden liegen. Absolut pünktlich kommen wir in Luang Prabang an.

Von Luang Prabang aus ist wieder der Mekong unser Reiseweg. Um sicher zu sein, ein Boot zu bekommen, sind wir schon um halb 8 am Abfahrtspier. Es gibt allerdings keine offiziellen Bootsverbindungen auf der Strecke ins nördliche Thailand. Ein engagierter Australier, der dasselbe vorhat, nimmt sich der Sache zielstrebig an und organisiert ein privates Boot, so dass wir noch vor der Mittagsstunde abfahren.

Die Fahrt über den Mekong ist sehr schön, wir sehen sich auf Sandbänken sonnende Wasserbüffel ebenso wie Elefanten im Arbeitseinsatz. Dazu das grüne Dschungelband und vereinzelte Dörfer. Da das Boot nicht komplett voll ist, kann man sich – wenn der Allerwerteste vom Sitzen auf den kleinen Holzbänken allzu sehr schmerzt – hin und wieder in den Gang legen. Die Strecke zur thailändischen Grenze ist für einen Tag zu lang ist. In dem kleinen Dschungelort Pakbeng wird ein Stopp für die Nacht eingelegt.

Mekong bei Pakbeng

Mekong bei Pakbeng

Vom Norden Thailands geht es in Bussen und Zügen in den Süden des Landes. Dann „Urlaub im Urlaub“ in Khao Lak. Weiter im Minibus über die Grenze nach Malaysia. Von dort mit Fähre (über die Straße von Malakka) und im Bus zu den Orang Utans auf Sumatra. Das gleiche in umgekehrter Weise auf dem Rückweg nach Malaysia. Quer durch Malaysia in Nachtzügen. Singapur (mit seiner Operationssaal-ähnlichen Sauberheit) ist dann schon fast das Ende der Reise durch Südostasien. Aber nur fast. Ein weiteres Mal Khao Lak und zum Schluss das dann schon für mich wie eine zweite Heimat wirkende Bangkok.

Kuwait – Keine Touris weit und breit

Das wohl ungewöhnlichste Land meines bisherigen Reiselebens ist Kuwait. Ohne einen gewissen Zufall wäre ich wahrscheinlich auch nie dort hin gekommen.

Nach dem Entschluss im Winter 2001/2002 eine längere Reise nach Südostasien zu machen, ging es (neben vielen anderen) um die Frage, wie kommt man dort hin und wieder zurück. Und das möglichst kostengünstig. Erstaunlicherweise steigen die Flugpreise rapide, wenn man Flüge sucht, die nicht nicht nur die üblichen drei oder vier Wochen Urlaubszeit abdecken. Das günstigste Angebot war letztendlich von Kuwait Airways – von Frankfurt über Kuwait nach Bangkok und zurück.

Neben dem reinen Flug bot Kuwait Airways auch die Möglichkeit eines Stop Overs in Kuwait an, zusammen mit einer relativ günstigen Übernachtungsmöglichkeit. Gesagt, getan. Wir buchen den Flug bei Kuwait Airways einschließlich eines dreitägigen Aufenthaltes in Kuwait. Anfang November 2001 geht es in Frankfurt los. Kurz vor Mitternacht kommen wir in Kuwait an. Quasi mit persönlicher Betreuung werden wir durch die Zoll- und Einreisekontrolle geleitet.

Visum für Kuwait

Visum für Kuwait

Ist nicht besonders schwierig, wir scheinen die einzigen westlichen Reisenden zu sein, die in Kuwait aussteigen. Ein Fahrer wartet schon, um uns in unser Hotel, das Oasis, zu bringen.

Das Oasis ist für kuwaitische Verhältnisse eher einfach, für die Unterkünfte, die wir in Südostasien in den Monaten danach haben werden, aber luxuriös. Auch im Hotel scheinen wir die einzigen Nicht-Araber zu sein.

Hotel Oasis

Hotel Oasis

Auf dem Dach des neben dem Oasis gelegenen Gebäudes befand sich eine Siemens Mobile-Werbetafel. Dass ich nach der Rückkehr von der Asien-Reise für Siemens Mobile arbeiten würde, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Am nächsten Morgen wollen wir Kuwait-City erkundigen. Als wir das Hotel verlassen, merken wir erst, wie heiß es draußen ist, im Hotel war natürlich alles klimatisiert. November ist zwar auch in Kuwait ein Wintermonat, aber was bedeutet schon Winter, wenn es draußen auf 40 Grad zusteuert. Über die Frage, was dann Sommer bedeutet, sehe ich in diesem Augenblick hinweg. Interessanter ist die Frage, wie kommen wir an Bargeld.

Wir gehen zur nächsten Bank. Die Geldautomaten verweigern sich unseren Kredit- und EC-Karten völlig. Und am Schalter bekundet man uns, dass sie Bargeld, auch wenn es sich um deutsche Mark oder amerikanische Dollar handelt, nicht wechseln können. Uns wird empfohlen in die Altstadt zum Exchange Square zu gehen. Die Altstadt ist wohl organisiert, es gibt Straßen für dies und Straßen für das. Und es gibt den Exchange Square für Geldgeschäfte. Da, wo in anderen Geschäften Schuhe oder Werkzeuge in den Auslagen liegen, da liegen am Exchange Square Geldstapel hinter den Schaufenstern!

Noch haben wir aber keine kuwaitischen Dinar. Als wir 50 D-Mark in einem der „Geldgeschäfte“ umtauschen wollen, werden wir belächelt. Hier werden normalerweise ganz andere Summen getauscht. Mit Kleinbeträgen – und dazu gehören 50 Mark – gibt man sich nicht ab. Irgendwann erbarmt sich einer und tauscht uns unsere „Kleinsumme“. Wir sind glückliche Besitzer von gut 20 Dinar! Und – aber das nur am Rande – stellen fest, dass der kuwaitische Dinar eine sogenannte Tausenderwährung ist, d.h. ein Dinar teilt sich in 1000 Fils.

1 kuwaitischer Dinar

1 kuwaitischer Dinar

Nach so viel Stress und noch mehr Hitze ziehen wir uns erst mal in die Kühle des Hotels zurück. Erst am späten Nachmittag wagen wir einen erneuten Aufbruch.

Insgesamt haben wir drei Tage für Besichtigungen Zeit. Und allzu viel gibt es nicht zu sehen. Reisen ins Umland – wenn sie überhaupt möglich wären – müsste man mit Hilfe eines Taxifahrers selbst organisieren, eine wie auch immer geartete Tourismus-Infrastruktur ist nicht vorhanden. Sieht man überhaupt einmal einen Westler auf den Straßen, so scheint es sich um einen Angehörigen eines in Kuwait Arbeitenden zu handeln. Kurz nach 13 Uhr kommen wir zum Nationalmuseum. Zu spät für diesen Tag, es hat um 13 Uhr geschlossen. Ein Mann in traditionellem weißen Gewand und aus dem Museum kommend, der uns – leicht frustriert vor besagtem Museum sitzend – sieht, fragt uns, ob er uns ein Stück in seinem Auto mitnehmen könne. Gerne nehmen wir das Angebot an und lassen uns zu den Kuwait Towers, der Hauptsehenswürdigkeit Kuwaits, fahren. Unsere Fahrer freut sich, westlichen Touristen bei der Besichtigung „seiner“ Stadt weiterhelfen zu können. Von der Aussichtsplattform der Kuwait Towers hat man einen schönen Blick auf die Stadt und den Persischen Golf.

Am nächsten Morgen sind wir zurück im Nationalmuseum und treffen unseren „Fahrer“ vom Vortag wieder. Er ist Chef der einzigen intakten Museumsabteilung und freut sich uns wiederzusehen. Ein Großteil des Museums wurde von irakischen Truppen während des Zweiten Golfkrieges 1990/91 bei der Besetzung Kuwaits zerstört und bis November 2001 nicht wieder aufgebaut. Wir sind die einzigen Besucher im Museum, wahrscheinlich nicht nur in dieser Stunde, wahrscheinlich auch an diesem Tag und in dieser Woche…

Zur Mittagszeit sind wir zurück im Hotel, wir müssen auschecken. Denken wir zumindest. Da der Flug erst spät abends geht, dürfen wir unser Zimmer noch den restlichen Tag behalten. Kurz vor Mitternacht endet mein erster und bisher einziger Besuch in Kuwait, der Flieger startet nach Bangkok.

Ein Land ohne Touristen kannte ich bisher nicht. Zugegebenermaßen bot Kuwait – um die Jahrtausendwende herum – touristisch nicht wirklich viel. Für einen Zwischenstopp fand ich es aber lohnenswert. Es war eine völlig andere Welt und bot einen – wenn auch sehr oberflächlichen – Einblick in die arabische Kultur. Die Menschen – allen voran unser Museumsmitarbeiter und die Hotelangestellten – waren immer hilfsbereit. Zumindest, so weit es ging. Mit den Bedürfnissen von Touristen beispielsweise waren sie in unserem Hotel völlig überfordert.

Erst viele Jahre später kam ich bei einer Reise nach Syrien, Libanon und Jordanien wieder in diese Gegend der Welt. Dort war man als Reisender auch nicht mehr allein.

Teddy im Kloster

Teddy war der Dritte im  Bunde auf der großen Asienreise 2001/2002. Er hatte nie ein Problem fotografiert zu werden. Ganz im Gegenteil, für seine Foto-Shootings machte er sich immer besonders fein. So auch an jenem schicksalhaften Tag im Kek Lok Si-Tempel auf der malayischen Insel Penang. Über das Geschehen unmittelbar nach der Aufnahme  gibt es allerdings zwischen Teddys Reisebegleitern bis heute unterschiedliche Interpretationen.

Tatsache ist aber, dass Teddy erstmal dort, wo man ihn auch auf dem Bild sieht, sitzen blieb.

Teddy in Kek Lok Si

Nachdem ich erst am folgenden Tag – auf der Fähre von Penang nach Sumatra – gemerkt hatte, dass Teddy nicht mehr bei uns war (d.h. nicht mehr in meinem Rucksack saß, wo er eigentlich zu diesem Zeitpunkt hingehörte), schrieb ich ihm auf Sumatra folgenden Brief:

Lieber Teddy!

Die schönen Tage in Penang brachten uns auch einen sehr traurigen Verlust ein, Dich! Ich glaube, ich habe Dich bei Deinem Fototermin im Kek Lok Si-Tempel einfach sitzen lassen. Leider habe ich das erst auf dem Boot einen Tag später bemerkt. Wir sind über Deinen Verlust sehr traurig. Wir hoffen, dass es Dir gut geht und Du neue Freunde in Malaysia findest. Du warst uns all die Zeit ein prima Reisebegleiter und manchmal sogar ein ausgezeichneter Friedensstifter. Falls Du das liest, melde Dich doch bei uns. Wir holen Dich dann ab! Wir hoffen auch, dass Du Deine Aufgabe, als unser Beschützer auch weiterhin so gut erledigst, auch wenn Du jetzt nicht in meinem Rucksack sitzt. Nur weiss ich noch nicht, was ich Deinen Freunden in München, dem Seehund und den Affen, über Deinen Verbleib erzählen soll, ich befürchte, sie sind genauso traurig, wenn Du nicht mit zurückkommst.

Teddy, es tut mir Leid, Dich allein gelassen zu haben. Pass auf Dich auf!

Dein Jürgen

Der Grund, warum wir überhaupt nach Sumatra fuhren, waren die dort noch in freier Wildbahn lebenenden Orang Utans, die wir im Leuser-Nationalpark besuchen wollten. Das hatte auch wunderbar geklappt, zuerst bei der Auswilderungsstation von Bukit Lawang, später mit Hilfe eines Führers im Regenwald selbst. Der Besuch bei den Affen war sogar einer der Höhepunkte der Reise!

Aber: Der Verlust von Teddy war so schmerzhaft, dass wir beschlossen zurück nach Penang zu fahren, um ihn zu suchen. Gesagt, getan. Um 4 Uhr morgens aufstehen (wer es nicht glaubte, wenn es wirklich wichtig ist, dann kann auch ich das!), dann den Bus um 5 von Bukit Lawang nach Medan, dort das Fährticket gekauft, mit dem Bus weiter zum Hafen in Belawan und mit der Fähre zurück nach Malaysia. Schon wenige Tage nach unserer Abreise aus Penang waren wir wieder dort. Und suchten das nicht ganz kleine Areal des Kek Lok Si-Tempels nach Teddy ab. Die Erwartung ihn auf seinem Platz auf der Brüstung wiederzufinden war zwar nicht so hoch. Aber irgendwo mußte er doch sein! Oder hatte er doch eine neue Heimat in einem malayischen Kinderzimmer gefunden?

Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben als meine Gefährtin doch noch ein letztes Mal den Versuch unternahm, jemanden nach Teddy zu fragen (was aufgrund durchaus vorhandener Sprachschwierigkeiten ja nicht ganz einfach ist). Und wie es das Schicksal so wollte, konnte genau die jetzt Angesprochene sich an Teddy erinnern. Und nicht nur das, sie wußte auch, wo Teddy in den letzten Tagen einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte. Die Wiedersehensfreude war bei uns allen riesig. Während wir Teddy von unseren Abenteuern mit den Orang Utans berichteten, schweigt er über seine Zeit im Kloster beharrlich. Bis heute.

So gut Teddy auch das Reisen gefiel, er fühlte sich doch oft allein. Gerade tagsüber, wenn er jenseits der Fotosessions meistens im Rucksack saß. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Schon bald nach der Rückkehr aus Asien lernte er Teddine kennen (und lieben).

Teddy und Teddine

Seitdem sind sie unzertrennlich und nur noch gemeinsam unterwegs.