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Bed & Breakfast in Südafrika (und ein paar WM-Spekulationen…)

Mit meinen beiden Schulfreunden, die bei meiner ersten Flugreise Stuttgart – Frankfurt und zurück 1986 dabei waren, hatte ich einen Vertrag gemacht, der uns verpflichtete, 10 Jahre nach dem Frankfurt-Tripp wieder eine gemeinsame Reise zu unternehmen. Ziel nach dem dazu geschlossenen Vertrag sollte Rio de Janeiro sein.

1996 waren die 10 Jahre vorbei und es wurde ernst. Zum letztmöglichen Zeitpunkt in diesem Jahr, an Weihnachten brachen wir auf, allerdings hatten wir unser Ziel von Brasilien nach Südafrika verlegt. Mit British Airways ging es von München über London und Johannesburg nach Kapstadt. Ich war damit zum ersten Mal in Afrika!

Die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel sind Hochsaison für das südliche Afrika. Das sommerliche Wetter ist für die wintergeplagten Nordhalbkügler verlockend. Für mich war es ein Temperatursprung von immerhin gut 40 Grad.

S-Bahnhof Englschalking

S-Bahnhof Englschalking

Cape Point

Cape Point

Die knapp zweiwöchige Reise hatte ich vorab komplett geplant. Neben dem Mietwagen waren auch alle Unterkünfte gebucht. Über einen damaligen Arbeitskollegen hatte ich Kontakt zur Bay View Bed & Breakfast-Unterkunft in Simon’s Town, ein idealer Standort für Ausflüge auf der Kaphalbinsel und nach Kapstadt. Das Bay View wurde nicht nur unsere erste Station (und blieb es für die Zeit auf der Kaphalbinsel auch), sondern mit ihren Betreibern wurden auch alle anderen Unterkünfte für die Fahrt entlang der Südküste organisiert.

Bay View Bed & Breakfast Simon's Town

Bay View Bed & Breakfast Simon's Town

Die Unterkünfte dieser Reise waren zwar ziemlich unterschiedlicher Natur, vom modernen Haus mit Swimming Pool bis zur Farm (letztere hatte nicht nur rein äußerlich etwas kolonialzeithaftes), allen gemeinsam war ihr gepflegtes Erscheinen, die zuvorkommende Betreuung und das umfangreiche Frühstück.

Bed & Breakfast Great Brake River

Bed & Breakfast Great Brake River

Farm (Bed & Breakfast) Grahamstown

Farm (Bed & Breakfast) Grahamstown

Bed & Breakfast Stellenbosch

Bed & Breakfast Stellenbosch

Der erste Eindruck Afrikas war beeindruckend. Aber, Südafrika im Allgemeinen, die Kapprovinzen im Besonderen sind nicht sehr typisch für viele Teile Schwarz-Afrikas. Eine europäisch anmutende Infrastruktur, die Armut in den Städten in die Townships ausgesperrt. Die anderen (wahren?) Seiten Afrikas werde ich erst Jahre später auf anderen Reisen sehen.

2006, d.h. 20 Jahre nach dem Frankfurt-Tripp und 10 Jahre nach der Südafrika-Reise, wäre dann wieder eine Reise der drei Freunde fällig gewesen, noch ist sie nur verschoben, aber nicht aufgehoben!

Und da ich schon von Südafrika schreibe… In Kürze findet die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 dort statt. Und die interessanteste Frage ist natürlich, wer wird Weltmeister?

Statistisch wird Brasilien neuer Weltmeister. Brasilien hat bisher 3 der 4 Weltmeisterschaften, die nicht in Europa oder Südamerika stattgefunden haben, gewonnen (Mexiko 1970, USA 1994 und Japan/Südkorea 2002), nur in Mexiko 1986 hat mit Argentinien ein anderes Team gewonnen (allerdings auch ein südamerikanisches – da auch keine europäische Mannschaft jemals in Südamerika gewonnen hat, kann man auch sagen, dass noch nie ein Europäer außerhalb seines Heimatkontinents Fußball-Weltmeister wurde).

Kommt Brasilien nicht ins Endspiel, stehen für Deutschland die Chancen dahinzukommen, nicht schlecht. Immerhin waren die Deutschen seit dem 2. Weltkrieg nur zweimal nicht im WM-Endspiel, wenn dort nicht schon die Brasilianer standen, 1978 in Argentinien (Cordoba lass ich hier jetzt mal unerwähnt) und 2006 bei ihrer zweiten Heim-WM. Oder umgekehrt gesagt, dies sind die einzigen beiden Weltmeisterschaften seit 1950 (genaugenommen gab es 1950  kein Endspiel, auch wenn das Spiel Brasilien – Uruguay den Charakter eines solchen hatte), an denen nicht zumindest Deutschland oder Brasilien beteiligt waren (erstaunlicherweise trafen sie aber selbst nur einmal (2002) dort direkt aufeinander). Die Deutschen sind allerdings auch Rekordhalter im Verlieren von Endspielen, immerhin schon viermal gingen sie als Verlierer vom Platz…

Und wenn es nicht Brasilien oder Deutschland wird? Südafrika? Immerhin sind ein Drittel aller Weltmeisterschaften von der jeweiligen Gastgebernation gewonnen worden. Allerdings hat noch nie ein afrikanisches Team ein Halbfinale oder gar ein Endspiel einer Fußball-Weltmeisterschaft erreicht.

Was ist mit Spanien? Nur einmal (1974) wurde mit Deutschland ein amtierender Fußball-Europameister Weltmeister. Argentinien? Obwohl in den Favoritenlisten meist weit oben, haben die Argentinier nach 1990 (als sie im Endspiel Deutschland unterlagen) nie mehr auch nur das Halbfinale erreicht. Bliebe noch Italien, immerhin der amtierende Weltmeister. Statistisch sind ihre Chancen nicht sehr hoch. Seit 1962 hat kein amtierender Weltmeister mehr seinen Titel verteidigt, er hat es im nachfolgenden Turnier nicht einmal mehr ins Endspiel geschafft.

Was bleibt von all den Spekulationen? Wohl nur das Warten auf den 11. Juli 2010…

Flughafen – Jugendherberge – Bahnhofsmission

Was haben Flughafen, Jugendherberge und Bahnhofsmission gemeinsam? Es sind die Orte dreier Übernachtungen einer besonderen Reise.

Januar 1986. Fürstenberg-Gymnasium Donaueschingen. Die Zeit der schriftlichen Abiturprüfungen. Zwischen der letzten Prüfung und dem Wiederbeginn des regulären Unterrichts liegen ein paar freie Tage. Abiturprüfungen bringt man (hoffentlich!) höchstens einmal im Leben hinter sich. Der Großteil der Mitabiturienten fährt in diesen freien Tagen zum Skifahren und Feiern auf eine Berghütte. Skifahren war allerdings schon damals nicht mein Ding, so dass das für mich nicht in Frage kam. Gebraucht wurde eine andere Form der Kurzreise, die noch dazu nicht viel kosten sollte.

Geflogen bin ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie. Das wär’s doch. Eine Flugreise! Nur Fliegen ist im Jahr 1986 noch ein teurer Spaß. Die Billigflieger gibt es noch nicht. Die Lufthansa ist in Deutschland konkurrenzlos und bestimmt die Preise. Aber es gibt damals noch die Flugstrecke Stuttgart – Frankfurt. Sie ist bezahlbar und Stuttgart liegt (global galaktisch betrachtet) vor der Haustür. Der Anreiseaufwand steht trotzdem in keinem Verhältnis zur Flugdauer. Aber darum geht es ja auch nicht. Es geht ums Fliegen.

Stuttgart - Frankfurt - Stuttgart

Stuttgart - Frankfurt - Stuttgart

Ein Elternteil findet sich auch, dass mich und zwei Schulfreunde mit dem Auto zum Stuttgarter Flughafen fährt. Das Abenteuer beginnt. Alles ist neu und aufregend. Check-In. Sicherheitskontrolle. Das große Flugzeug. Und es wird ein schöner Flug. Die Sicht ist gut. Und ich darf sogar – trotz der Kürze des Fluges (die reine Flugstrecke sind vielleicht gerade mal 200 Kilometer) – einen Blick ins Cockpit werfen (was damals noch möglich war). Vier Tage im winterlichen Frankfurt am Main stehen vor uns. Und drei Nächte.

Für die erste Nacht kehren wir abends zum Flughafen zurück. Das Übernachten ist dort nicht so richtig erlaubt. Rausschmeissen können sie uns aber auch nicht. Wir haben schließlich ein gültiges (Rück-) Flugticket in der Tasche (dass dieser Flug erst 3 Tage später und auch nur nach Stuttgart geht, scheint nicht weiter aufzufallen). Nur der Übernachtungsort selbst im Flughafen ist schlecht gewählt. Es ist ein Wartebereich, in dessen Nähe die Putzkolonnen stationiert sind. Die ganze Nacht herrscht ein beständiges Kommen und Gehen. Und das mit Wägelchen, die mit ihren kleinen Rädchen ohne Unterlass über den Noppenboden rattern. An viel Schlaf ist nicht zu denken. Heutzutage wäre das einfacher. Man bekommt Tipps beispielsweise auf „Sleeping in Airports“. Aber das wichtigste, es ist warm (es ist schließlich Januar), es gibt Toiletten und es ist umsonst.

Für die zweite Nacht sollte es dann etwas komfortabler sein. Wurde es auch. Ein Vielbettzimmer in der Frankfurter Jugendherberge. Nicht gerade der Luxus. Ein – nennen wir es mal – seltsam anmutendes Publikum. Aber es ist warm und es hat Duschen!

Die dritte Nacht beginnt mit dem Abend im Frankfurter Appelwoi-Viertel Sachsenhausen. Der Abend war lang und lustig (drei geschnitzte afrikanische Elefanten zu Hause im Regal erinneren mich heute noch daran (was sollte man sich auch sonst aus Frankfurt mitbringen?? Noch dazu, weil die Entäuschung riesig war, tagsüber im Zoo keine Elefanten angetroffen zu haben)). Nur die Übernachtungsfrage war noch ungeklärt. Die Bänke im Frankfurter Hauptbahnhof sind im Winter nicht sehr einladend. Warum nicht die Bahnhofsmission? Gesagt, gefragt. Da wir unsere S-Bahn-Tickets für die Fahrt zum Flughafen für den nächsten Tag schon haben, gelten wir als Bahnreisende und werden aufgenommen.

Der Höhepunkt des vierten Tages war natürlich der Rückflug nach Stuttgart. Diesmal mit keiner guten Sicht nach unten. Aber das Geschehen oberhalb der Wolken zu sehen ist für einen Flugneuling wie mich auch sehr schön.

Die nächste Flugreise – drei Jahre später – war dann aber schon eine richtige. Sie ging immerhin bis nach Island.

Die drei Beteiligten der Frankfurt-Reise im Jahr 1986, meine beiden Schulfreunde und ich, wiederholten unsere Reise dann 10 Jahre später. Wiederholen ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Das Ziel ist nicht mehr Frankfurt (was nicht unmittelbar daran liegt, dass die Strecke Stuttgart – Frankfurt nicht mehr beflogen wird), sondern Kapstadt. Und auch die Übernachtungssituation hat sich verbessert. Statt Flughafen, Jugendherberge und Bahnhofsmission gibt es in Südafrika schöne Bed & Breakfast-Unterkünfte. Und im Addo-Nationalpark reichlich lebende Elefanten!