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Trans-Kanada Teil 2

Toronto, die Niagara-Fälle und einmal quer durchs Land im Zug, das war – knapp zusammengefasst – der erste Teil der Kanada-Reise im Herbst 2007. Der zweite Teil der Reise führte mit eigenem Wohnmobil durch die Provinzen Alberta und British Columbia im Südwesten des riesigen Landes. Das Wohnmobil hatten wir früh im Jahr angemietet und konnten dadurch Frühbucherrabatte nutzen. Insbesondere entfiel für uns die Einwegmiete.

Start- und Endpunkt der Wohnmobiltour waren – völlig zufällig und letztendlich durch den Wohnmobilvermieter bestimmt – die beiden letzten kanadischen Orte, die Olympische Winterspiele veranstalteten, Calgary und Vancouver (wobei die Olympischen Spiele in Vancouver zum Zeitpunkt der Reise noch in der Zukunft standen). Schon daraus kann man schließen, dass Berge nicht weit weg sein können. Bevor es aber in die Berge ging, stand ein Abstecher in die kanadische Prärie mit den Badlands auf dem Reiseplan.

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Die Kanadischen Badlands erstrecken sich östlich von Calgary entlang des Red Deer Rivers und sind eine der weltweit wichtigsten Fundstellen von Dinosaurier-Fossilien. Sehr zu empfehlen sind ein Besuch des Royal Tyrrell Museum of Palaeontology in der Nähe von Drumheller und des Dinosaur Provincial Parks noch etwas östlich davon.

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Mit dem Dinosaur Provincial Park haben wir auch den östlichsten Punkt der Wohnmobilreise erreicht, von nun an geht es nur noch Richtung Westen. Erstes Ziel ist der Head-Smashed-In Buffalo Jump in der Nähe von Fort Macleod. Der Head-Smashed-In Buffalo Jump ist ein historischer Platz der Bison-Jagd durch nordamerikanische Indianer.

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Von Fort Macleod ist es – für kanadische Dimensionen – nur noch ein Katzensprung zu den Rocky Mountains mit dem Waterton Lakes National Park. Auf dem Campingplatz von Watertown Site erlebten wir – wie während der ganzen Reise – die unterschiedlichsten Wetterverhältnisse, von Sonnenschein bis Schneefall war alles dabei.

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Der Waterton Lakes-Nationalpark ist das südliche Ende der kanadischen Rockies. Er bildet zusammen mit dem US-amerikanischen Glacier-Nationalpark den Waterton-Glacier International Peace Park. Bei einer Bootstour über den Upper Waterton Lake (sie startet in Waterton Townsite) überquert man nicht nur die Grenze – wie auf einem Großteil wird die US-kanadische Grenze auch hier durch den 49. nördlichen Breitengrad gebildet (und ist aufgrund einer Schneise im Wald gut sichtbar) -, man reist auch ohne Kontrollen nach Montana in die USA ein, zumindest für eine halbe Stunde, dann geht es mit dem Boot zurück. Damit man hier bei diesem Kurzbesuch in den USA keine Dummheiten macht, dafür sorgt eine kleine US-Ranger-Station!.

Nach dem Besuch einer Büffelherde im Schneetreiben, dem Passieren des Crownest Passes und der Besichtigung des Freilichtmuseums in Fort Steele kommen wir nach Radium Hot Springs, dem südlichen Eingang des Kootenay-Nationalparks.

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Radium Hot Springs ist benannt nach den hier auftretenden heißen Quellen (und dem darin enthaltenen Radon. Warum heißt der Ort dann nicht Radon Hot Springs?). Nachdem wohltuenden Besuch der Quellen ist es schon dunkel, als wir den Redstreak Campground erreichen. Noch beeindruckt vom Bären, den wir kurz vor dem Campingplatz gesehen haben, suchen wir uns einen Stellplatz ganz in der Nähe eines Waschhauses…

Prinzipiell brauchen wir gar kein Waschhaus, es ist alles an Bord des Wohnmobils, von der Küche über die Toilette bis zur Dusche. Hat der Campingplatz aber entsprechende Einrichtungen, nutzen wir lieber diese. Das spart Arbeit bei der Entsorgung und ist meist auch bequemer, weil nicht so beengt.

Auf der Fahrt durch den Kootenay-Nationalpark legen wir Stopps ein, um auf mal kürzeren, mal längeren Trails Teile des Parks zu erkunden. Besonders schön ist der Marble Canyon, man beobachtet live die Entstehung einer neuen Schlucht. Und wenn man ein paar Jahrtausende (oder vielleicht auch Jahrmillionen) wartet, kann man einen neuen „Grand“ Canyon sehen. So viel Zeit haben wir leider nicht. Direkt im Anschluss an den Kootenay-Nationalpark liegt der Banff-Nationalpark. Unsere erste Nacht verbringen wir im gleichnamigen Hauptort des Parks.

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Den einfallsreichen Namen Tunnel Mountain erhielt der Campingplatz, weil er auf einem kleinen Berg liegt, der von einem Tunnel der Eisenbahn durchbohrt wird. Der Ort Banff bietet mit dem Banff Springs Hotel ein schon älteres Luxushotel. Dieses – wie auch das Fairmont Chateau am Lake Louise – wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Canadian Pacific Railway als Marketing-Maßnahme gebaut. Die Hotels sollten Touristen und damit auch Fahrgäste für die ebenfalls neu gebaute Eisenbahn anlocken.

Von Banff geht es – nach einem Besuch des Lake Minnewanka – über den Bow Valley Parkway nach Lake Louise.

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise war der Austragungsort der alpinen Skiwettbewerbe der Olympischen Winterspiele von 1988. Für uns ist es der Ausgangsort einer Wanderung zur Plain of Six Glaciers. Dort bietet sich in einem grandiosen Landschaftsszenario der Blick auf sechs Gletscher. Einer der Gletscher – oberhalb von einem felsigen Abhang gelegen – bietet sogar mehrfach das beeindruckende Schauspiel einer Gletscherkalbung. Nur dass die abgebrochenen Gletscherteile nicht als Eisberge im Meer enden, sondern im Tal lautstark zerschellen.

Ein weiterer Höhepunkt der Tour durch den Westen Kanadas ist der Icefields Parkway, der auf über 200 Kilometern durch die Nationalparks Banff und Jasper führt. Er macht seinem Namen alle Ehre. Zahlreiche Gletscher, wunderschöne Seen, tosende Wasserfälle und viele Berge sind entlang seiner Route zu entdecken.

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Um früh morgens zum Athabasca-Gletscher zu gelangen, übernachten wir auf dem Parkplatz des Columbia Icefield Visitor Centers. Es ist eine bitterkalte Nacht – tags zuvor wurde der Icefields Parkway zeitweise wegen Schneetreibens gesperrt – und wir sind froh, dass unser Camper eine Heizung hat. Das Reisen durch die kanadischen Rocky Mountains außerhalb der Hauptsaison im Sommer hat zum Vorteil, dass sich selbst an den Hauptsehenswürdigkeiten keine Massen aufenthalten und keine Reservierungen für die Campingplätze erforderlich sind. Dafür ist – so vermute ich – aber das Wetter wechselhafter.

Weiter in Richtung Norden folgen entlang des Icefields Parkway die Sunwapta Falls, die Athabasca Falls und der Cavell Lake. Letzterer ist ein relativ kleiner Gebirgssee, in dem zahlreiche Eisberge schwimmen!

Whistlers Campground Jasper

Whistlers Campground Jasper

Auf dem Whistlers Campground begrüßen uns morgens zahlreiche Elche, die kanadischen Campingplätze sind meist nicht eingezäunt, so dass man immer mit Überraschungen rechnen muss. Scheinbar nicht ohne Grund gibt es auch immer wieder Hinweisschilder, wie man sich beim Auftauchen von Bären verhalten soll.

Medicine Lake und Maligne Lake sind zwei weitere Ziele im Jasper-Nationalpark, die wir morgens noch ansteuern, bevor es auf dem Icefields Parkway wieder zurück geht. Unser nächstes Ziel ist der weniger bekannte Yoho-Nationalpark, westlich vom Banff-, nördlich vom Kootenay-Nationalpark gelegen. Mit dem Yoho-Nationalpark verlassen wir Alberta und kommen nach British Columbia.

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Im Yoho-Nationalpark übernachten wir auf dem Kicking Horse Campground in Field. Die fern von größeren Orten gelegenen Campingplätze – und dazu gehört auch dieser – haben eines gemeinsam: Sie bieten viel Platz. Kein Vergleich mit einem typischen europäischen Campingplatz. Umgeben von hohen Bäumen hat man meist noch eine Tisch-mit-2-Bänken-Garnitur und eine Feuerstelle dabei. Der Nachteil dieser Weiträumigkeit ist allerdings, dass sich kaum Kontakte mit anderen Campern ergeben.

Die Takakkaw Falls, die Natural Bridge und der Emerald Lake sind für uns die Ziele im Yoho-Nationalpark. Der Yoho-Nationalpark war der letzte Park, der zu den Rocky Mountains gehörte. Danach geht es weiter in Richtung Westen. Den Glacier-Nationalpark (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Park in den USA) in den Columbia Mountains durchqueren wir relativ zügig, er bietet für „einfache“ Wanderer – wie wir es sind – wenig Besichtigungsmöglichkeiten.

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Nächster Übernachtungsort ist der Canyon Hot Springs Campground in Albert Canyon. Der Campingplatz bietet – wie es sein Namen schon erahnen lässt – ein weiteres Mal die Möglichkeit in heißen Quellen zu baden. Ein Vergnügen, dass wir gerne nutzen.

Der Mount Revelstoke-Nationalpark ist – nach den zuvor besuchten Parks in den Rocky Mountains – enttäuschend. Bei einem Abstecher durch ihn sehen wir allerdings zum zweiten Mal einen Bären!

Alpiner Campground Sicamous

Alpiner Campground Sicamous

Vom Alpiner Campground in Sicamous führt uns ein Abstecher in den Roderick Haig-Brown Provincial Park. Dieser Park ist bekannt für die Wanderung von Rotlachsen durch den Adams River. Wir sind zwar noch etwas früh im Jahr dort, haben aber das Glück schon Lachse im Fluss zu sehen.

Der Vaseux Lake Provincial Park Campground ist eine weitere Übernachtungsstätte auf unserem Weg durch British Columbia. Der Campingplatz ist nur ein etwas größerer Parkplatz mit einem Plumpsklo, allerdings schön gelegen am Vaseux Lake.

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Angezogen werden wir vom Desert Centre Osoyoos, „Canada’s only desert“. Ganz, was ich mir unter einer (heißen) Wüste vorstelle, finden wir dort allerdings nicht. Bei viel gutem Willen handelt es sich um eine Halbwüste. Und das Ganze hat auch nur die Fläche von rund 100 Hektar. Das in diesem Teil Kanadas herrschende milde Klima wird für Obst- und Weinanbau genutzt.

Kawkawa Lake Resort Hope

Kawkawa Lake Resort Hope

Letzter Campingplatz bevor es nach Vancouver Island geht, ist das Kawkawa Lake Resort in Hope. Der Ort Hope selbst und seine bergige Umgebung, unter Anderem der Coquihalla Canyon Provincial Park, waren Schauplatz des ersten Rambo-Filmes.

Von Tsawwassen geht es mit der Fähre über die Strait of Georgia nach Swartz Bay auf Vancouver Island, der vorletzten Station unserer Kanada-Reise.

Thetis Lake Campground

Thetis Lake Campground

Der Thetis Lake Campground liegt ein paar Kilometer nördlich von Victoria. Victoria, die größte Stadt der Insel und Hauptstadt British Columbias, ist vom Campingplatz gut mit dem Bus zu erreichen, eine willkommene Abwechslung zur Fahrt mit dem Wohnmobil.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir hauptsächlich im Pacific Rim Nationalpark, einem Nationalpark der einen Teil der Westküste von Vancouver Island umfasst.

Bella Pacifica Campground Tofino

Bella Pacifica Campground Tofino

Verwunschene Wälder und wilde Küsten sind zu sehen. Und wir nehmen an einer (erfolgreichen!) Walbeobachtungstour im Pazifik teil.

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Bevor es von Nanaimo (Duke Point) zurück nach Tsawwassen aufs Festland geht, steht noch der MacMillan Provincial Park mit seinen Riesenbäumen auf dem Programm.

Park Canada Camping Tsawwassen

Park Canada Camping Tsawwassen

Die letzte Nacht in „unserem“ Camper verbringen wir auf dem Park Canada Campingplatz in Tsawwassen. Kein besonders schöner Campingplatz, aber ein sehr praktischer. Er bietet nicht nur Reinigungsutensilien, er liegt auch nicht weit weg von Delta, dem Ort, in dem wir unser Fahrzeug am nächsten Morgen abgeben müssen.

Knapp drei Wochen Fahren und Leben im Wohnmobil gehen zu Ende. Es war eine schöne Zeit. Unser Ford F-350 Super Duty mit aufgesetztem Wohnteil, ein sogenannter Pickup-Camper, hat sich als sehr praktisch erwiesen. Ein kleinerNachteil dieses Typs von Wohnmobil ist der sehr hoch gelegene Eingang; um ihn nutzen zu können, musste man immer erst eine kleine Treppe montieren. Den Vorteil, das Wohnmobil, auch mal „absetzen“ zu können, nutzt man in der Praxis nicht. Für nordamerikanische Verhältnisse ist es ein eher kleines Wohnmobil, für mich war es aber schon ziemlich groß! Aufgrund der starken Motorisierung des Fords läßt es sich aber fast wie ein normales Auto fahren. Die in Kanada im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Spritpreise lassen den doch recht hohen Verbrauch als nicht so schlimm erscheinen. Mein Vorurteil, mit dem Wohnmobil zu reisen ist spießig und langweilig, habe ich zumindest für Kanada revidiert.

Bevor die Kanada-Reise zu Ende geht, bleiben noch knapp zwei Tage für die Besichtigung Vancouvers, der wunderschön zwischen Meer und Bergen gelegenen kanadischen Pazifikmetropole.

Bed & Breakfast Burnaby

Bed & Breakfast Burnaby

Ohne Wohnmobil sind wir wieder auf eine feste Unterkunft angewiesen. Neben der Toronto-Unterkunft zu Beginn der Reise hatten wir auch diese, ein Bed & Breakfast im Vorort Burnaby, vorab reserviert. Und ebenso wie in Toronto ging auch diese Reservierung fast schief.

Unsere Reservierung hatte sich mit einer anderen überschnitten. Das Zimmer war für die zweite Nacht schon belegt. Unsere Gastgeber boten uns eine Matratze im Arbeitszimmer für diese Nacht an. Und wollten dafür aber nichts berechnen. Wir nahmen dankend an.

Die Zeit in Kanada ist zu Ende. Von Vancouver geht es mit Zwischenstopp in Toronto zurück nach München. Aus der Luft habe ich Kanada bei meinem Flug nach San Francisco schon wieder gesehen, kanadischen Boden aber nicht wieder betreten. Eine Reise entlang der Westküste nach Alaska steht aber weit oben auf meiner Wunschliste.

RadonR

Trans-Kanada Teil 1

Die große Kanada-Durchquerung im Herbst 2007 hatte ihren Anfang in Toronto, der Millionenmetropole im Osten des Landes. Für die vierwöchige Reise hatten wir nur in zwei Orten Unterkünfte reserviert, in Toronto am Beginn der Reise und in Vancouver, dem Schlussort.

Die reservierte Unterkunft im Zentrum Torontos war nach etwas Sucherei auch gefunden. Nur gab es nicht einmal so etwas wie eine Rezeption in der einfachen Unterkunft. Irgendwann hatten wir eine Telefonnummer rausgefunden, die man zum Einchecken anrufen sollte. Nur das telefonische Gegenüber wußte nichts von unserer Reservierung (oder wollte nichts davon wissen). Wie sich rausstellte, fand gerade das internationale Filmfestival in Toronto statt. Und alles schien ausgebucht. Leichte Verzweiflung über den Reisefehlstart kam auf. Ein Taxifahrer, der uns eigentlich zu einem Autovermieter bringen sollte (auch dies erwies sich als Problem, da es Samstagnachmittag war, und an einem solchen in Toronto Downtown die Autovermieter früh dicht machen), hatte die Idee, es bei den Motels an der Kingston Road zu versuchen. Wir hatten Glück und bekamen im Andrews Motel ein großes und geräumiges Zimmer.

Andrews Motel Toronto

Andrews Motel Toronto

Nicht gerade im Zentrum, aber unweit einer U-Bahn-Station, sind wir froh eine Unterkunft gefunden haben.

An den folgenden zwei Tagen in Toronto sind wir an einen in der Stadt selbst (bei schönstem Wetter), am anderen machen wir einen Ausflug zu den nahe gelegenen Niagara-Fällen (bei übelstem Pisswetter (vielleicht kein schöner Ausdruck, er passt aber…)).

Von Toronto aus geht es mit dem Zug in Richtung Westen. Nicht mit irgendeinem Zug, sondern mit dem „Canadian“.

"The Canadian" Toronto - Edmonton

"The Canadian" Toronto - Edmonton

Zug fahren im europäischen Sinne kennen die Kanadier nicht, zumindest nicht auf Fernstrecken. So handelt es sich bei den Reisenden des  „Canadian“ fast ausschließlich um Touristen, die die Weiten Kanadas in „Slow Motion“ erleben wollen. Für den größeren Geldbeutel bietet der Zug Schlafwagenabteile, wir haben uns aber für die Fahrt im günstigeren Großraumwagen entschieden. Auch den Passagieren der Großraumwägen steht ein  Panoramawagen und ein Bordrestaurant zur Verfügung. Letzteres bietet sehr gutes Essen zu bezahlbaren Preisen.

Die Fahrt des „Canadian“ beginnt an der Union Station in Toronto frühmorgens (die Wartezeit vor dem Einsteigen wird abrupt durch die Festnahme mehrerer Jugendliche unterbrochen), führt zuerst durch das seenreiche Ontario. Den einzigen längeren Halt auf der knapp dreitägigen Reise nach Edmonton macht der Zug in Winnipeg (Manitoba). Man hat eine knappe Stunde Zeit sich die Beine außerhalb des Zuges zu vertreten. Von Saskatchewan, nach Ontario und Manitoba der dritten kanadischen Provinz unserer Reise, sehen wir nicht viel, da der Zug diese Provinz in der Nacht durchquert. Der dritte Tag der Bahnreise beginnt mit den riesigen, von Getreideanbau geprägten Weiten Albertas.

Für uns endet die Fahrt im „Canadian“ im recht unspektakulären Bahnhof von Edmonton; der Zug selbst endet dort noch nicht, er setzt seine Reise durch die Rocky Mountains bis nach Vancouver fort. Vancouver ist zwar auch unser Ziel, wir wollen es aber mit einem Camper erreichen. Der Übergabepunkt für unseren schon vorab gemieteten Camper ist allerdings nicht Edmonton sondern das etwa 300 Kilometer südlich davon gelegene Calgary.

Um von Edmonton nach Calgary zu kommen, hatte ich für einen Tag ein „normales“ Auto gemietet, die Übernahme an der Ausgabestelle im Stadtzentrum Edmontons geht schnell (nach dem Ausfüllen der Formulare bekommt man den Autoschlüssel in die Hand gedrückt, eine knappe Wegbeschreibung zu einem Parkhaus und den gut gemeinten Hinweis, man solle dort die Autoschlüsselfernbedienung nutzen – der gewählte Wagen würde beim Öffnen der Türen ja blinken…). In Edmonton schauen wir uns außer der Downtown nur noch die West Edmonton Mall an, das nach eigenem Anspruch größte Einkaufszentrum der Welt (ja, es stimmt, ich habe mir ein Einkaufszentrum angeschaut! Da soll noch mal jemand sagen, dass ich Läden jeglicher Art beim Städte-Sightseeing großzügig aus dem Weg ginge…).

Die letzte Nacht vor Beginn des Camper-Abenteuers (bis zu diesem Zeitpunkt hielt ich diese Form des Reisens für spießig und langweilig) haben wir im Quality Inn in Calgary.

Quality Inn Calgary

Quality Inn Calgary

Die Unterkunft ist unweit des Flughafens gelegen und bietet ein wunderschönen Blick auf die Skyline Calgarys. Am Morgen fahren wir zum Flughafen, geben den Mietwagen ab und lassen uns von unserem Camper-Vermieter abholen. Deutschsprachig bekommen wir noch eine ausführliche Einführung in unser Fahrzeug, einem Ford F-350 Super Duty, der auf der Pick-Up-Ladefläche das Wohnteil hat (Falls man eine Kanadareise mit einem Camper plant, lohnt es sich, diesen früh zu mieten. Nicht nur, dass die Auswahl dann am größten ist, im Allgemeinen gibt es auch zusätzlich sogenannte Frühbucherpakete (wie beispielsweise das Entfallen der Einwegpauschale oder zusätzliche Freikilometer), die bares Geld wert sind.). Nach nervösem Anfang (der Pick-Up-Camper ist zwar für kanadische Verhältnisse ein ziemlich kleines Wohnmobil, für mich aber trotzdem ein riesiges (und insbesondere breites) Fahrzeug) gehts los. Zumindest fast. Die erste Fahrt ist nur kurz und endet auf einem Supermarktparkplatz. Der leere Kühlschrank will noch gefüllt werden. Dann noch ein Abstecher in die Downtown Calgarys (das dann doch lieber mit dem öffentlichen C-Train).

Bevor es in Richtung Westen geht, liegen die ersten Ziele in der Prärie östlich und südlich Calgarys. Darüber und über den Rest der Reise mehr in Teil 2 von Trans-Kanada.