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Teddy im Kloster

Teddy war der Dritte im  Bunde auf der großen Asienreise 2001/2002. Er hatte nie ein Problem fotografiert zu werden. Ganz im Gegenteil, für seine Foto-Shootings machte er sich immer besonders fein. So auch an jenem schicksalhaften Tag im Kek Lok Si-Tempel auf der malayischen Insel Penang. Über das Geschehen unmittelbar nach der Aufnahme  gibt es allerdings zwischen Teddys Reisebegleitern bis heute unterschiedliche Interpretationen.

Tatsache ist aber, dass Teddy erstmal dort, wo man ihn auch auf dem Bild sieht, sitzen blieb.

Teddy in Kek Lok Si

Nachdem ich erst am folgenden Tag – auf der Fähre von Penang nach Sumatra – gemerkt hatte, dass Teddy nicht mehr bei uns war (d.h. nicht mehr in meinem Rucksack saß, wo er eigentlich zu diesem Zeitpunkt hingehörte), schrieb ich ihm auf Sumatra folgenden Brief:

Lieber Teddy!

Die schönen Tage in Penang brachten uns auch einen sehr traurigen Verlust ein, Dich! Ich glaube, ich habe Dich bei Deinem Fototermin im Kek Lok Si-Tempel einfach sitzen lassen. Leider habe ich das erst auf dem Boot einen Tag später bemerkt. Wir sind über Deinen Verlust sehr traurig. Wir hoffen, dass es Dir gut geht und Du neue Freunde in Malaysia findest. Du warst uns all die Zeit ein prima Reisebegleiter und manchmal sogar ein ausgezeichneter Friedensstifter. Falls Du das liest, melde Dich doch bei uns. Wir holen Dich dann ab! Wir hoffen auch, dass Du Deine Aufgabe, als unser Beschützer auch weiterhin so gut erledigst, auch wenn Du jetzt nicht in meinem Rucksack sitzt. Nur weiss ich noch nicht, was ich Deinen Freunden in München, dem Seehund und den Affen, über Deinen Verbleib erzählen soll, ich befürchte, sie sind genauso traurig, wenn Du nicht mit zurückkommst.

Teddy, es tut mir Leid, Dich allein gelassen zu haben. Pass auf Dich auf!

Dein Jürgen

Der Grund, warum wir überhaupt nach Sumatra fuhren, waren die dort noch in freier Wildbahn lebenenden Orang Utans, die wir im Leuser-Nationalpark besuchen wollten. Das hatte auch wunderbar geklappt, zuerst bei der Auswilderungsstation von Bukit Lawang, später mit Hilfe eines Führers im Regenwald selbst. Der Besuch bei den Affen war sogar einer der Höhepunkte der Reise!

Aber: Der Verlust von Teddy war so schmerzhaft, dass wir beschlossen zurück nach Penang zu fahren, um ihn zu suchen. Gesagt, getan. Um 4 Uhr morgens aufstehen (wer es nicht glaubte, wenn es wirklich wichtig ist, dann kann auch ich das!), dann den Bus um 5 von Bukit Lawang nach Medan, dort das Fährticket gekauft, mit dem Bus weiter zum Hafen in Belawan und mit der Fähre zurück nach Malaysia. Schon wenige Tage nach unserer Abreise aus Penang waren wir wieder dort. Und suchten das nicht ganz kleine Areal des Kek Lok Si-Tempels nach Teddy ab. Die Erwartung ihn auf seinem Platz auf der Brüstung wiederzufinden war zwar nicht so hoch. Aber irgendwo mußte er doch sein! Oder hatte er doch eine neue Heimat in einem malayischen Kinderzimmer gefunden?

Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben als meine Gefährtin doch noch ein letztes Mal den Versuch unternahm, jemanden nach Teddy zu fragen (was aufgrund durchaus vorhandener Sprachschwierigkeiten ja nicht ganz einfach ist). Und wie es das Schicksal so wollte, konnte genau die jetzt Angesprochene sich an Teddy erinnern. Und nicht nur das, sie wußte auch, wo Teddy in den letzten Tagen einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte. Die Wiedersehensfreude war bei uns allen riesig. Während wir Teddy von unseren Abenteuern mit den Orang Utans berichteten, schweigt er über seine Zeit im Kloster beharrlich. Bis heute.

So gut Teddy auch das Reisen gefiel, er fühlte sich doch oft allein. Gerade tagsüber, wenn er jenseits der Fotosessions meistens im Rucksack saß. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Schon bald nach der Rückkehr aus Asien lernte er Teddine kennen (und lieben).

Teddy und Teddine

Seitdem sind sie unzertrennlich und nur noch gemeinsam unterwegs.