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Ägypten

Nach Zypern, Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten ist Ägypten mein viertes Ziel auf der Reise rund ums östliche Mittelmeer im Frühjahr 2011.

Frühjahr 2011 und Ägypten? Geht das denn? Ja, es ging. Im April – bei meiner Einreise – ist der blutige Anfang des arabischen Frühlings in Ägypten schon vorüber, Mubarak ist zurückgetreten, das Leben auf den Straßen scheint seinen gewohnten Gang zu gehen.

Tahrir-Platz ("Platz der Befreiung"): "Enjoy the Revolution"

Tahrir-Platz ("Platz der Befreiung"): "Enjoy the Revolution"

Nur eines fehlt auf den Straßen. Die Touristen. Es gibt so gut wie keine. Selbst an touristischen Höhepunkten wie den Pyramiden von Gizeh halten sich nur ein Häuflein auf, die riesigen Parkplätze sind leer, an den Kassen gibt es keine Schlangen. Nur Kamelführer und selbsternannte Touristenführer gibt es in großer Anzahl. Ich kann die Leute verstehen, wenn sie von mir Bakschisch wollen, für sie ist es wohl oft ihre einzige Einnahmequelle. Und als Tourist bin ich in ihren Augen reich. Aber was soll ich machen?

Die erste Szene dieser Art bot sich mir schon direkt kurz nach dem Grenzübertritt. Die Ausreise aus Israel war – trotz meines fehlenden Israel-Einreisestempels – problemlos. Die beiden israelischen Zollbeamtinnen diskutierten zwar eine Weile (sie hatten ja auch Zeit, da ich der einzige Ausreisewillige in Eilat war), schickten mich dann aber doch weiter. Fast noch schneller ging die Einreise in Ägypten, das nötige Visum hatte ich ja schon in Deutschland besorgt. Eine Überraschung bot dann der Geldautomat auf ägyptischer Seite, er ließ gerade mal die Auszahlung von umgerechnet etwa 20 Euro zu.

Von der ägyptischen Grenzstation bis zum Busbahnhof in Taba sind es etwa ein Kilometer. Zeit bis zur Abfahrt des Busses nach Kairo hatte ich genug. Zum einen hatte ich reichlich Zeit für den Grenzübertritt eingeplant, zum anderen hatte ich nicht beachtet, dass ich eine Zeitgrenze überschritten hatte. Auf ägyptischer Seite war es eine Stunde früher als in Israel.

Die Alternative zum Fußweg zur Busstation ist das Taxi. Wobei das Taxi der völlig falsche Ausdruck ist, eine Armada von Taxis wartet auf Kundschaft. Die einzige Kundschaft weit und breit bin aber ich. Die Taxifahrer haben einen festen Tarif für den einen Kilometer, umgerechnet mehrere Euros! In normalen Zeiten – mit viel Grenzverkehr – bestimmt ein lukratives Geschäft. Besonders wenn das Thermometer die 30 Grad weit überschritten hat.

Die Verhandlungen gehen schnell. Für umgerechnet 50 Cent finde ich einen Fahrer. Seine Kollegen sind alle sauer auf ihn. Nicht, dass er das Geschäft macht, vielmehr, weil er die Preise verdirbt. Nur welche Möglichkeit hat er? Gar kein Geschäft heute oder zumindest ein kleines. Und ist mein Verhalten fair?

Mit dem Bus geht es weiter nach Kairo. Immer wieder stoppt der Bus auf dem Weg durch den Sinai, Checkpoints. Wirklich offiziell sehen die Kontrolleure nicht aus… Da sie kein Englisch sprechen, ich kein Arabisch, wollen sie nix von mir. Etwas umfänglicher wird die Kontrolle vor der Fahrt durch den Suezkanal-Tunnel. Alle müssen aussteigen und sich neben ihrem Gepäck aufstellen.

Kairo ist riesig. Nach Schätzungen leben rund 25 Millionen Menschen in der Stadt. Der Verkehr ist das reine Chaos.

Straßenverkehr in Kairo

Nach etwas längerem Suchen finde ich meine Unterkunft, das Grand Hotel in Kairos Altstadt. Das Hotel hat seine besten Zeiten schon länger hinter sich und ist – trotz des Namens – relativ günstig. Und eigentlich gut gelegen…

Grand Hotel

Grand Hotel

Eigentlich? Rund um das Hotel herrscht von früh morgens bis nach Mitternacht Dauerstau. Was vielleicht nicht so schlimm wäre, wenn denn nicht die im Stau stehenden meinten, ihr Missfallen mit Hilfe der Hupe zum Ausdruck bringen zu müssen. Manchmal hat man das Gefühl, man könnte sich an den Lärm gewöhnen, dann aber nervt er wieder ungemein.

Blick aus dem Grand Hotel: Talaat Harb Road - Tagsüber

Blick aus dem Grand Hotel: Talaat Harb Road - Tagsüber

Blick aus dem Grand Hotel: Talaat Harb Road - Nachts

Blick aus dem Grand Hotel: Talaat Harb Road - Nachts

Neben Kairo möchte ich auch Luxor – ein paar hundert Kilometer weiter Nil aufwärts – besuchen. Mein Plan ist, in der Nacht mit dem Zug von Kairo nach Luxor, dort zwei Tage zu verbringen, dann wieder mit dem Nachtzug zurück nach Kairo. Mein Plan scheitert. Die Bahn streikt. Es fahren keine Züge nach Luxor. Und für lokale Busse reichen meine Nerven nicht…

Es bleibt mehr Zeit für Kairo. Und seine Umgebung. Ich besuche die Pyramiden von Gizeh, Sakkara und Dahschur. Sie sind noch beeindruckender als in meiner Vorstellung.

Alles in allem herrscht in Kairo eine erstaunliche religiöse Toleranz. Mitten in der größten muslimischen Stadt der Welt gibt es einen koptischen Stadtteil. Und in diesem koptischen Stadtteil wiederum steht eine jüdische Synagoge.

Angst musste man als Ausländer in jenen Tagen im April 2011 in Ägypten nicht haben. Ganz im Gegenteil. Ich hatte immer das Gefühl willkommen zu sein. Allerdings bin ich auch Ecken, in denen die Panzerdichte auf der Straße zunahm, weiträumig aus dem Weg gegangen.

Das Heilige Land (oder: DIE Leiter)

Israel. Ein unglaublich vielfältiges Land – sobald man die Einreise geschafft hat. Schon die beiden wichtigsten Orte. Tel Aviv, am Mittelmeer gelegen, durch und durch weltlich orientiert. Jerusalem hingegen, heiliger Ort von Juden, Christen und Moslems, ist geistig-religiös geprägt sowie das kulturelle und politische Zentrum des Landes.

Christliches Viertel der Jerusalemer Altstadt: Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche), eingerahmt von 2 Minaretten

Christliches Viertel der Jerusalemer Altstadt: Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche), eingerahmt von 2 Minaretten

Der heiligste Ort der Christenheit ist auch in Jerusalem, es ist die Grabeskirche, nur einen Steinwurf von Klagemauer und Al-Aqsa-Moschee, den heiligen Stätten von Juden bzw. Moslems entfernt.

Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche): Rechts DIE Leiter

Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche): Rechts DIE Leiter

Die Grabeskirche befindet sich an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu.

Grabeskirche: Ädikula mit dem Heiligen Grab unter der Kuppel der Rotunde

Grabeskirche: Ädikula mit dem Heiligen Grab unter der Kuppel der Rotunde

Probleme zwischen Anhängern unterschiedlicher Religionen sind ein ständiges Thema in Nachrichtensendungen, in Zeitungsartikeln und auf News-Seiten im Web – viel wird darüber berichtet. Selbst Kriege und Terror zwischen Anhängern einer Religion sind bis heute an der Tagesordnung. Wie kompliziert das Zusammenleben verschiedener Konfessionen einer Religion in einem einzigen Gebäude sein kann, davon wusste ich bis zu meinem Besuch in Jerusalem aber noch nichts.

Das Erklären dieser komplizierten Verhältnisse (und was es mit der Leiter auf sich hat) überlasse ich der Wikipedia:

Die Grabeskirche ist im Besitz von sechs christlichen Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxe, die Römisch-Katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt, die Äthiopier leben in einer kleinen Gruppe nur auf einem Dach der Kirche.

Wegen Streitigkeiten zwischen den Konfessionen verwahrt die moslemische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls moslemische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür morgens auf und abends wieder zu.

Grabeskirche: DIE Leiter

Grabeskirche: DIE Leiter

Die komplizierten Besitzverhältnisse erschweren bauliche Maßnahmen, da jede Veränderung eine Verletzung des Status verursachen könnte. So steht zum Beispiel eine längst sinnlos gewordene Holzleiter an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im 19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch ist es nicht geregelt, wer das Recht dazu hätte.

Auch ist genau geregelt, wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner von den Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch wird die Situation immer zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am Termin der Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum Konflikt unter den Orthodoxen. So kommt es gelegentlich zu Handgreiflichkeiten zwischen Mönchen wegen der nicht eingehaltenen Gebetsordnung. Auch während der Sperrzeiten in der Nacht bleiben Mönche aller Konfessionen in der Kirche. In der Kirche gelten wegen der unumstößlichen Zeiteinteilung auch keine Sommerzeitregelungen.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche)

Israel – Die Einreise

Ich hatte darüber gelesen. Und es kam dann genau so. Das Einzelgespräch mit einem israelischen Einreisebeamten. Wegen eines „falschen“ Stempels im Pass.

Aber der Reihe nach. Irgendwann im Jahr 2010 kam Zypern als ein mögliches Reiseziel auf. Nur Zypern, das schien mir für eine größere Reise zu wenig. Die Frage, was „in der Nähe“ von Zypern liegt und ich noch nicht gesehen hatte, war schnell beantwortet. Israel und Ägypten. Und dazu der Frühling als ideale Reisezeit.

Larnaka, Zypern (A) – Tel Aviv, Israel (B) – Kairo, Ägypten (C)

Der Schritt von den Überlegungen zum Buchen der Flüge war – in Zeiten des Internets – nur noch ein kleiner. München – Larnaka, Larnaka – Tel Aviv, Kairo – München. Da es von Israel keinen günstigen Flug nach Ägypten gab, entschloss ich mich für die Überquerung der dortigen Grenze den Landweg zu nutzen.

Was noch fehlte, war das Visum für Ägypten, für Zypern reicht – als Mitglied der EU – ein Personalausweis, für Israel der Reisepass. Da ich Anfang 2011 eh in Berlin sein würde, wollte ich mein Ägypten-Visum dort direkt bei der Botschaft beantragen. Letzteres funktionierte – trotz der gleichzeitig stattfindenden Arabischen Revolution – erstaunlich problemlos (und ich war optimistisch, dass sich die Lage in Ägypten bis zu meiner Reise im April wieder beruhigen würde).

Ein Montagnachmittag im April 2011. Der letzte Tag auf Zypern. Inzwischen alleinreisend mache ich einem letzten Spaziergang durch Larnaka. Dann geht’s zum Flughafen. Vorbei am Salzsee, nochmals Ausschau nach dem einsamen Flamingo Sid haltend. Die üblichen Kontrollen am Eingang des Sicherheitsbereiches. Nochmals Kontrollen vor dem Einsteigen. Es ist schon dunkel als die Maschine von Cyprus Airways für den kurzen Flug übers Mittelmeer in Richtung Israel abhebt.

Flughafen Larnaka

Flughafen Larnaka

Flug Larnaka - Tel Aviv

Flug Larnaka - Tel Aviv

Flughafen Ben Gurion Tel Aviv

Flughafen Ben Gurion Tel Aviv

Kurz nach 21 Uhr die Landung in Tel Aviv. Da ich recht weit vorne im Flugzeug sitze, bin ich einer der ersten an den Schaltern der Passkontrolle. Richtig eilig habe ich es nicht, die Züge in Richtung der Innenstadt von Tel Aviv fahren um diese Tageszeit nur noch stündlich, den um 21:20 Uhr werde ich nicht erreichen.

Die israelische Grenzbeamtin durchblättert meinen Pass, stockt plötzlich, greift zum Telefonhörer. Dem Hebräischen nicht mächtig verstehe ich nur ein Wort – Syria. Wie zu erwarten hat sie das Visum meiner Syrienreise aus dem Jahr 2009 entdeckt. Ich möge doch bitte einen Moment warten…

Nach ein bißchen Warten an der Passkontrolle und noch ein bißchen Warten in einem kleinen Wartesaal sitze ich in einem Büroraum, wie er überall auf der Welt sein könnte. Mir gegenüber der eingangs erwähnte Einreisebeamte (was er genau ist, erfahre ich allerdings nicht). Was ich denn in Syrien gemacht hätte? Und was ich denn in Israel machen wolle? Wen ich denn so kenne und überhaupt? Quer durch meine Reiseaktivitäten geht das Gespräch, ausführlich unterhalten wir uns über das Champions League-Finale in Madrid aus dem vergangen Jahr. Und über das Fotografieren. Ein kurzer Abstecher ins berufliche Leben. Das Gespräch ist unterhaltsam. Und die Zeit läuft dahin.

Kurz nach 10 ist das Gespräch beendet. Ich habe „bestanden“, bekomme den Pass zurück, darf einreisen. Ein syrischer Stempel im Pass führte zu einem Gespräch bei der Einreise nach Israel, allerdings, ein israelischer Stempel im Pass macht das (Ein-) Reisen in viele arabische Ländern unmöglich. (Reise-) Politik im 21. Jahrhundert.

Nur noch gut zehn Minuten bis zur Abfahrt des nächsten Zuges. Sonst muss ich eine weitere Stunde warten. Vorbei an den Passkontrollhäuschen spurte ich zur Gepäckausgabe. Einsam und verlassen liegt mein Rucksack neben dem Gepäckband. Weiter zum Geldumtausch. Die Suche nach dem Bahnhof. Ein Ticket aus dem Automaten.

Um 22:19 Uhr stehe ich am Bahngleis. Um 22:20 sitze ich im Zug. Angekommen in Israel. Fahrt mit Zug und Bus ins Zentrum. Am Mittelmeer steige ich aus. Einchecken im Hotel. Hunger und Durst. Draußen auf der Straße gibt es noch geöffnete Straßenstände. Ich kaufe mir ein paar Flaschen Wasser und 100 Gramm Nüsse (und bin überrascht, dass die Waage schon beim ersten Versuch exakt 100 Gramm anzeigt. Noch mehr überrascht bin ich am darauffolgenden Abend als ich wieder 100 Gramm bestelle und die Waage wieder exakt 100 Gramm anzeigt – beim ersten Versuch. Die Verkäufer scheinen ein feines Gefühl für Gewichte zu haben, ein sehr feines…).

Bell Hotel Tel Aviv

Bell Hotel Tel Aviv

Am nächsten Morgen mache ich einen Fehler. Einen Fehler, der mich nicht nur eine Menge Zeit kosten wird, einen Fehler, der mich die ganzen nächsten Tage – zumindest ein bißchen – ständig beschäftigen wird. Ich schaue mir meinen Pass an und will meinen neuen Stempel begutachten. Ich blättere den Pass unzählige Male durch. Ich finde alles, nur nicht meinen israelischen Einreisestempel. Und der soll – spätestens – bei der Ausreise wichtig sein…

Was tun? Zurück zum Flughafen? Relativ weit und zeitraubend (denke ich zu diesem Zeitpunkt noch…). Die Touristeninfo ist gleich ums Eck. Vielleicht können die helfen. Die schicken mich zur deutschen Botschaft. Wohlwissend, dass die mir bestimmt nicht weiterhelfen können, gehe ich trotzdem hin. Die schicken mich weiter zum israelischen Innenministerium. Visumsabteilung. Für Fragen ist der Auskunftsschalter zuständig. Auskunft nach Nummern. Ich ziehe meine Nummern. 835 – wenn ich mich richtig erinnere. Die Anzeige steht auf 778. So ungefähr zumindest. Zehn Minuten später steht die Anzeige immer noch auf 778. Zwanzig Minuten später schon auf der 779. Es geht vorwärts…

Ich habe Glück, ich bekomme irgendwann die 785 „vererbt“. Und nach zwei Stunden bin ich an der Reihe! Der genervte Auskunftsbeamte hat keine halbe Minute für mich. Sie seien für Arbeitsvisa zuständig. Dass mit dem fehlenden Touristenvisaeinreisestempel wäre nicht so schlimm – glaubt er zumindest. Ohne Einreisestempel und mit dem Glauben des Auskunftsbeamten verlasse ich das Innenministerium wieder.

Mehr über die Reise durch Israel und die Weiterreise nach Ägypten demnächst.

Zypern

Es soll ja Leute geben, die wissen an ihrem ersten Urlaubstag nicht, was sie mit ihrem Urlaub machen werden. Bei mir läuft das anders. Voll mit Ideen für Jahre plane (und buche) ich meine Urlaubsreisen recht früh.

Da kann es Überraschungen geben. Beispielsweise Ägypten (fast) ohne Touristen. Wer rechnet schon mit einer Revolution in seinem geplanten Reiseland (und damit, dass anschließend keiner mehr hin will).

Die Reise im Frühjahr 2011 beginnt aber nicht in Ägypten, sondern in Zypern (oder auf Zypern, bei Inseln weiß ich nie so recht, was richtig ist). Neben der Frage der richtigen Präposition – in oder auf – ist auch Zyperns Lage interessant. Gefühlt gehört es zu Europa, geografisch ist es aber schon eindeutig asiatisch.

Den ersten Teil dieser Reise rund ums östliche Mittelmeer (neben Zypern und Ägypten steht auch noch Israel auf dem Programm) – um den es in diesem Bericht geht – werde ich von einer Freundin begleitet.

Kim, frisch geduscht, mit Rollköfferchen, Sonnenbrille im Haar, bereit für die gebuchte Rundreise.

Larnaka ist Start und Ende des zyprischen Teils der Reise, so zumindest der Plan. Dass dieser Plan allerdings korrigiert werden muss, haben wir einem in der Unterkunft in Larnaka vergessenen Reisepass zu verdanken (über das Wer den Pass vergessen hat, breite ich – als nicht Betroffener – großzügig den Mantel des Schweigens aus).

Onisillos Hotel Larnaka

Onisillos Hotel Larnaka

Jetzt könnte man meinen, dass ein vergessener Pass kein wirkliches Drama in einem zur EU gehörenden Land ist. Ist es auch nicht. Solange man im südlichen Teil der Insel bleibt. Will man aber den nördlichen Teil der Insel besuchen (der seit 1974 türkisch besetzt ist), muss man sich beim Grenzübertritt ausweisen können…

Die dadurch notwendig gewordene zusätzliche Übernachtung in Larnaka löst nicht nur Freude beim dortigen Hotelbesitzer aus, er lässt uns auch Sid – bei der Fahrt zurück nach Larnaka – kennenlernen. Sid ist ein Flamingo.

Sid

Sid

Allein stakst er durch den bei Larnaka gelegenen Salzsee. Dass in diesem See Flamingos staken ist nicht ungewöhnlich, dass es aber nur ein einzelner zu diesem Zeitpunkt des Jahres tut, wohl schon. Eine Teddyleiche komplettiert das traurige Bild an diesem Abend.

Der Besuch bei Mr. Thank You lässt diesen Abend aber doch noch fröhlich (und kalorienreich…) ausklingen.

Kebab Grill House Kalifatzia Larnaka

Kebab Grill House Kalifatzia Larnaka

Ausgerüstet mit unseren Pässen, machen wir zwei Ausflüge in den türkisch-besetzten Norden der Insel. In Nikosia ist das einfach. Die Grenze verläuft mitten durch die Stadt (damit hat Nikosia den zweifelhaften Ruhm, die zur Zeit weltweit einzige geteilte Hauptstadt zu sein). Zu Fuß wechselt man von einer Fußgängerzone in eine andere.

Der zweite Besuch des Nordens gestaltet sich schwieriger. Ziel ist Famagusta, ganz im Osten der Insel, mit seiner Hauptsehenswürdigkeit der Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, der früheren St. Nikolaos-Kathedrale. Dass im griechischen Südteil der Insel nicht an jeder Ecke auf Ziele im Norden hingewiesen wird, das kann man ja verstehen, dass es aber überhaupt kein Schild gibt, dass auf Famagusta hinweist, das ist seltsam.

Als wir auf der Suche nach dem entsprechenden Grenzübergang fast am Aufgeben sind, schauen wir zum letzten Male auf unsere Landkarte. Eigentlich befinden wir uns auf der richtigen Straße. Wenn auch in verkehrter Richtung. Und in der anderen Richtung befindet sich – laut Landkarte – Famagusta. Aber in der anderen Richtung, da gab es nirgends ein Schild, dass auf Famagusta hingewiesen hätte. Aber Schilder, die auf Ammóchostos hinweisen… Und man ahnt es vielleicht, Ammóchostos ist der griechische Name von Famagusta. Wie fast alle Orte auf Zypern hat auch dieser Ort einen griechischen und einen türkischen Namen. Nur, dass in diesem Fall uns nur Famagusta bekannt war…

Vom Grenzübergang sind es noch ein paar Kilometer bis Famagusta. Zu weit um zu Fuß zu gehen. Und der Mietwagen darf nur meiner extra abgeschlossenen Versicherung mit. Einfacher geht es mit dem Taxi. Der türkische Grenzbeamte ist uns dabei behilflich. Ein freundlicher Taxifahrer holt uns ab und bringt uns später wieder zurück. Im türkischen Teil der Insel scheint es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen zu geben, zumindest lässt sich dieser Schluss aus der Fahrweise unseres Fahrers ziehen. Oder – was wahrscheinlicher ist – der Taxifahrer kennt nicht nur einen Grenzbeamten…

Der Besuch in Famagusta ist schon sehr windig, richtig stürmisch wird es aber später am Kap Greko.

Sturm am Kap Greko

Sturm am Kap Greko

Kap Greko ist nicht nur stürmisch, es ist auch der letzte Versuch romantische Sonnenuntergangsbilder zu produzieren, so schön mit einer glutroten, in den Fluten des Mittelmeeres eintauchenden Sonne.

Sonnenuntergang bei Episkopi

Sonnenuntergang bei Episkopi

Sonnenuntergang über dem Felsen der Aphrodite

Sonnenuntergang über dem Felsen der Aphrodite

Sonnenuntergang über dem Salzsee bei Larnaka

Sonnenuntergang über dem Salzsee bei Larnaka

Sonnenuntergang am Kap Greco

Sonnenuntergang am Kap Greco

Die Reise begann aber nicht mit den Besuchen im Norden oder dem Fotografieren von Sonnenuntergängen, sondern mit dem Erkunden des griechischen Südens, tagsüber. Immer entlang des Mittelmeeres geht es erstmals in Richtung Westen. Dazwischen Abstecher an die abwechslungsreiche Küste, ein kurzer Besuch von Limassol.

Antony's Garden House Episkopi

Antony's Garden House Episkopi

Übernachtung im schönen Antony’s Garden House in Episkopi.

Antony's Garden House Episkopi

Antony's Garden House Episkopi

Neben landschaftlichen Schönheiten gibt es immer wieder Kultur in Form von Ausgrabungsstätten, meist römischer Natur. Meistens ist in den Ausgrabungsstätten nicht viel los, nur nicht in den Ruinen von Paphos.

Französische Sportgallier (ca. 200 Stück) umgarnen Kim, Jürgen verlässt Raum.

Neben den römischen Ruinen gibt es in Paphos noch die Königsgräber, sie sind nicht nur die – meiner Meinung nach (wessen auch sonst?) – interessanteste Ausgrabungsstätte Zyperns, sie haben auch riesige Puschteblumen! Ein wunderbares Fotomotiv, das selbst die vielen Schnecken in Vergessenheit geraten lässt! Nicht nur für mich.

Spaß beim Puschteblumen-Fotografieren

Spaß beim Puschteblumen-Fotografieren

Übernachtet wird auch in Paphos. Beim Versetzen eines Tischchens bemerke ich nicht die nur lose aufgelegte Glasplatte…

Jürgen randaliert.

Der Schaden hält sich zum Glück in Grenzen. Ein größerer Schaden wäre allerdings passiert, hätte es in dieser Nacht geregnet.

Roman Hotel Paphos

Roman Hotel Paphos

Die Unterkunft hatte zwar ein vor Regen schützendes Dach, aber keinen kostenlosen WLAN-Zugang. Ganz im Gegensatz zu der Kneipe, in der wir zur Abend aßen, und die auf der anderen Straßenseite lag. Empfang des Kneipen-WLANs gab es im Hotelzimmer keinen, auf dessen Balkon aber schon. Die Müdigkeit an diesem Abend muss mich so überrascht haben, dass ich vergaß, meinen kleinen Computer vom Balkon zurück ins Zimmer zu holen…

Von der sehr holprigen Fahrt zur Avgás-Schlucht und dessen (teilweisen…) Durchwanderung erhole ich mich mit einem Bad im kühlen Nass des Mittelmeeres.

Schotterweg: Jürgen hat Angst ums Auto und lässt sich vorher versichern, dass Kim beim Steckenbleiben schiebt.

Jürgen gibt auf 1/5 des Weges bereits fix und fertig mit nassen Füßen auf.

Badender JR

Badender JR

Man kann in Zypern aber nicht nur ganzjährig Baden (ok, dass man das ganzjährig könne, behaupten manche Eis aufpickelnde Nordeuropäer auch…), man kann auch Skifahren. Nicht ganzjährig, aber in den Wintermonaten.

Skischulen am Olympos

Skischulen am Olympos

Fürs Skifahren reichen die Schneereste am fast 2000 Meter hohen Olympos nicht mehr, eine Wanderung rund um seinen Gipfel verhindern sie aber trotzdem. Eine andere Wanderung können wir aber machen, die zum Kaledonia-Wasserfall.

Jürgen muss Loser Image wieder aufpolieren und durchschreitet mit Kneippschen Schritten den ca. 1,5 cm tiefen Bach.

Bei der abendlichen Fahrt zu unserem Übernachtungsort Troodos werden wir von einem lokalen Radiosender mit deutscher Musik berieselt, nur unterbrochen von deutschsprachigen Infos zu Nord-Zypern. Ich fühle mich an Radio Moskau erinnert.

Die kalten Außentemperaturen (bei der abendlichen Ankunft zeigt das Thermometer gerade mal noch 3 Grad an) vergessen wir schnell bei Commandaria und Schaschlik. Wir sind die einzigen essenden Gäste in einem Restaurant, das Platz für ganze Busladungen bietet. Eine weitere Überraschung bietet die Tür zu meinem Zimmer…

Jürgens Schlüssel funktioniert und 2 Sekunden später nicht mehr. Alles macht er kaputt.

Troodos Hotel

Troodos Hotel

Das Troodos-Gebirge bietet aber nicht nur landschaftliche Schönheiten, auch beherbergen seine Bergdörfer einige zum Weltkulturerbe gehörende  Scheunendachkirchen. Auf ihre Suche machen wir uns am folgenden Tag. Auf dieser Suche sehen wir – gelenkt durch meine hervorragende Navigatorin – Teile des Troodos-Gebirges, die noch kein Tourist zuvor gesehen hat (Anmerkung des Verfassers: Die in diesem Satz vorhandene – durch Ironie nur mühsam versteckte – Kritik ist übrigens – wenn ich ganz ehrlich bin – völlig unberechtigt (dies würde ich aber nie zugeben)). Und die Kirchen finden wir natürlich auch noch…

Die Woche Zypern ist ein toller Beginn meiner Reise rund ums östliche Mittelmeer. Weit weg von der Aufgeregtheit Israels und Ägyptens, die noch bevor steht.

Einen sehr großen Dank – nicht nur für die hier verwendeten Zitate und das Badebild – an meine Mitreisende! Für die inhaltliche Korrektheit der Zitate übernehme ich allerdings keine Verantwortung. 🙂