Schlagwort-Archive: Bus

Unterwegs in Asien

Fünf Monate Südostasien im „Winter“ 2001/2002. Erinnerungen ans Unterwegssein.

Die Größe eines VW-Busses kennt wahrscheinlich jeder. In Südostasien nennt man ein Fahrzeug dieser Größenordnung Minibus. Und Minibusse sind ein wichtiges Touristen-Beförderungsmittel. So weit ist das kein Problem. Nur in Asien passen neben dem Fahrer noch elf Touristen in den Minibus. Passen ist dabei eigentlich das falsche Wort. Und der Minibusfahrer fühlt sich als Herrscher der Straße, schließlich ist sein Fahrzeug ja viel größer als jedes Fahrrad, jedes Moped, jedes Tuk-Tuk oder jedes Autos.

Innerhalb der großen Städte hat man meist mehrere Alternativen zur (nicht-selbständigen) Fortbewegung. Das Tuk-Tuk habe ich schon erwähnt. Ein dreirädriges Moped, vorne sitzt der Fahrer, auf der Rücksichtsbank die Gäste. Bis auf einen Regenschutz ist es offen.

Das Fahren mit dem Tuk-Tuk ist allerdings ein Erlebnis der besonderen Art. Morgens um sechs ist das Fahren mit dem Tuk-Tuk selbst in Bangkok kein Problem (auch wenn es unglaublich klingt, ich spreche auch für diese Uhrzeit aus eigener Erfahrung!). Dann sind die Straßen für asiatische Verhältnisse praktisch leer (ok, in einer deutschen Kleinstadt würde man wohl noch Jahre später von einem nie dagewesenen Verkehrschaos sprechen).

Rush Hour in Bangkok

Rush Hour in Bangkok

Zu „normalen“ Tageszeiten sieht es ein bisschen anders aus. Man sitzt im Dauergestank und lebt in der ständigen Hoffnung, dass größere Gefährte (wie die schon erwähnten Minibusse…) einen nicht übersehen. Schneller als mit einem Taxi kommt man mit dem Tuk-Tuk nicht durch die Stadt. Taxis haben zwar meist einen Taxameter, doch die Fahrer wollen ihn nicht benutzen. Ist die Konkurrenz an Taxis groß, hat man allerdings gute Chancen, den Fahrer doch zu überreden ihn einzuschalten. Stehen allerdings viele Kunden zur Verfügung (was in vielen Ecken Bangkoks der Fall ist) zieht man den Kürzeren. Freie Marktwirtschaft pur.

Dann gibt es noch die öffentlichen Busse, kleinere, größere, mit Klimaanlage und ohne. Alles nicht so einfach. Insbesondere da das Fahrziel nur auf Thai angeschrieben ist. Aber man gewöhnt sich daran. Will man raus aus der Stadt kann man natürlich auch den Bus nehmen, dafür gibt es in einer Stadt wie Bangkok reichlich Busbahnhöfe, man muss nur den richtigen finden…

Wenn es geht, nehme ich für weite Strecken am liebsten die Eisenbahn. Die Züge sind nicht unbedingt schneller als ein Bus, aber alles in allem ist es bequemer (und an jedem Bahnhof gibt es leckeres Essen). Die diversen Klassen und Unterklassen sind im Vergleich zum Bussystem das deutlich kleinere Übel.

Chao-Phraya

Chao-Phraya

In Bangkok kann auch das Expressboot auf dem Chao-Phraya eine praktische (und schnelle) Verkehrsmittelalternative sein. Und – wenn man in seiner Nähe ist – der Sky Train, von dem allerdings erst zwei Streckenabschnitte existierten.

Sky-Train in der Hochhausschlucht

Sky-Train in der Hochhausschlucht

Bangkok ist übrigens nicht der offizielle Namen der thailändischen Hauptstadt (auch wenn er praktisch überall benutzt wird), dieser lautet vielmehr Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. Bangkok war auf dieser Reise die zentrale Anlaufstation. Insgesamt siebenmal kehrten wir ins New Siam Guesthouse in Bangkok zurück. Ein Teil des Gepäcks und insbesondere noch nicht benötigtes oder schon belichtetes Filmmaterial blieben in der Stadt der Engel (Krung Thep) zurück.

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

New Siam Guesthouse

Bei all den schon erwähnten Verkehrsmitteln sollte man nicht vergessen, dass man aber meist zu Fuß unterwegs ist. Da bleibt es nicht aus, dass man auch mal eine Straße überqueren muss. Und die ist voll von Verkehrsmitteln, besonders Massen an Mopeds tummeln sich dort. Ich ging dabei immer davon aus, dass ein Mopedfahrer kein besonderes Interesse am Umfahren von Touris hat, sie werden schon ausweichen oder bremsen. Wichtig ist nur, dass man beim Überqueren der Straße nicht stehen bleibt. Mehr als einmal war ich allerdings überrascht, wenn ich auf der anderen Straßenseite plötzlich allein ankomme. Und meine Freundin mit verzweifeltem Gesichtsausdruck noch auf der anderen Straßenseite stand…

Alternativ zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann man auch ein eigenes Fahrzeug mieten (in Bangkok würde ich das allerdings nur Wahnsinnigen empfehlen). Auf einer Insel wie Ko Chang ist ein Moped aber ein nahezu ideales Fortbewegungsmittel. Meine einzige Erfahrung im Mopedfahren bestand allerdings darin, fast 20 Jahre früher kleinere Fahrten auf den Maschinen von Kumpels gemacht zu haben. Aber die Mopedvermieterin ist von meiner Fahrkunst angetan. Als ich – zuerst allein – eine Probefahrt mache und die sich etwas ausweitet, will sie gleich jemand hinter mir herschicken, um mich zu suchen. Dabei war das gar nicht nötig. Ich kam ohne fremde Hilfe zurück zur Verleihstation. Dort ging es dann richtig los, dieses Mal zu zweit. Allerdings war schon am ersten Berg wieder Schluss. Im zweiten Gang war der Anstieg nicht zu schaffen. Also wieder runter. Mit viel Anlauf und im ersten Gang kommen wir den Berg hinauf. Im Laufe des Tages schaffe ich es bis in den vierten Gang (die Suche nach der Kupplung hatte ich irgendwann aufgegeben, das Schalten ging auch so).

Mit dem Moped auf Ko Chang

Mit dem Moped auf Ko Chang

Der ganze Verkehr ist immer mit viel Lärm verbunden, mit sehr viel Lärm. Schlimmer als der Verkehrslärm sind aber die Fernsehapparate. Sie stehen immer und überall. Selbst kleine Marktstände haben oft einen. Und meistens sind sie so laut aufgedreht, dass sich der Ton dabei überschlägt. Aber auch dies ist noch nicht das obere Ende der Lärmerzeugung. Unschlagbar sind CD-Verkaufsstände. Was dort lautstärkemäßig abgeht, ist nicht zu beschreiben. Und den notwendigen Strom für die Krachgenerierung gibt es nicht nur in Bangkok! Während ich mich an Hitze und Luftfeuchtigkeit im Laufe der Zeit gewöhne, tritt dieser Gewöhnungseffekt für den Lärm nicht ein.

Mopeds an der Kreuzung

Mopeds an der Kreuzung

Mit dem Zug wollen wir einen Ausflug in das rund 100 Kilometer westlich von Bangkok gelegene Kanchanaburi machen. Der Ort lebt stark von der aus dem gleichnamigen Film bekannten Brücke am Kwai und einer schönen, abwechslungsreichen Landschaft in seiner Umgebung. Den Zug in Bangkok konnte man gar nicht verpassen. Im entsprechenden Bahnhof fuhren nämlich keine Züge, zumindest nicht an diesem Tag (stattdessen machte sich auf den Gleisen ein Markt breit). Mit einem Pick-Up wurde man zum nächsten Bahnhof gefahren. Für die schon erwähnten 100 Kilometer ist man gut drei Stunden unterwegs, mit den üblichen Verspätungen.

Discoboot auf dem River Kwai

Discoboot auf dem River Kwai

In Kanchanaburi bietet sich eine neue Variante des Lärmhorrors, das Discoboot. Und davon gibt es viele!! Und jedes möchte natürlich lauter als alle anderen sein. Zu allem Überfluss sind sie nicht an einem festen Ort verankert, sie werden auch noch über den Fluss gezogen. Und damit direkt an unserer – als ruhig beschriebenen – Unterkunft vorbei.

Ohne Motor heißt ein Tuk-Tuk Cyclo, ein Fahrradtaxi für zwei Personen. Wenn es regnet, wird man abgedeckt und kann den Verkehr nur noch durch Löcher in der Plastikhülle sehen. An diesen Fortbewegungskomfort kann man sich gewöhnen!

Zurück zur Eisenbahn. Eine nächtliche Zugfahrt in Vietnam von Hanoi nach Hue. Hard-Sleeper! Und dieser Begriff ist wörtlich zu nehmen. Denn unter dem Begriff Hard-Sleeper ist tatsächlich nur eine Pritsche zu verstehen, die von einer Bastmatte (!) bedeckt wird.

Hard-Sleeper-Abteil Hanoi - Hue

Hard-Sleeper-Abteil Hanoi - Hue

Unser mitreisender Nachbar (ein normales Zugabteil wird für sechs Reisende zur Schlafstätte) lacht sich fast tot, als er sieht, dass ich beim besten Willen nicht in dieses „Bett“ passe. Neben den viel zu kleinen „Betten“ gibt es ein Laken als Decke sowie etwas, das sich mit viel Phantasie Frühstück und Mittagessen nennen lässt. Die Fenster sind vergittert (angeblich zum Schutz vor Steine werfenden Kindern – ich glaube eher, man hat Angst, dass die Fahrgäste unterwegs flüchten).

In Hue, der alten vietnamesischen Kaiserstadt, haben wir eine Rundtour auf Mopeds durch die Umgebung gebucht. Ein Moped mit Fahrer. Meine Freundin bekam auch einen. Ich nicht. Auf meinen Hinweis hin, ich hätte nicht viel Ahnung vom Mopedfahren (das oben erwähnte Ko Chang ist schon ein Weile her und war dazu eine nahezu einsame Insel), gibt es eine Fahrstunde, genaugenommen Fahrdreiminuten.

Straßenverkehr in Hue

Straßenverkehr in Hue

Ich falle nicht runter, kann Gas geben und bremsen, bei fließendem Verkehr wenden. Und – natürlich das Wichtigste – Hupen. Bestanden. Also geht es los. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Der Tripp führt nicht nur durch die Fußgängerzone am Vorweihnachtssamstag, nein es geht auch noch quasi mitten über den Viktualienmarkt und hin und wieder kreuzt man die Tour de France. Abends fühle ich mich als wahrer Held.

Immer noch Vietnam. Für die Strecke von Hoi An nach Nha Trang soll es zur Abwechslung ein Nachtbus sein. Abfahrt 6 Uhr abends, Ankunft 6 Uhr morgens. Zwölf Stunden für 450 Kilometer. Um kurz vor 7 geht es tatsächlich los. Der Sitzabstand hat das übliche asiatische Maß. Mit Glück bekomme ich aber eine eigene Reihe (d.h. 2 Plätze), der pure Luxus! Aufgrund des regnerischen Wetters kündigt der Fahrer schon bei der Abfahrt eine Verspätung von ein, zwei Stunden an. Diverse Pannen im Laufe der Nacht und des Morgens (darunter ein Reifenwechsel, Bremsprobleme und ein Motorschaden) werfen uns um weitere Stunden zurück. Mittags um halb 12 kommen wir in Nha Trang an, einem beliebten Badeort am südchinesischen Meer.

Dass der eine oder andere Vietnamese hin und wieder mal mein (kleines!) Bäuchlein streichelt, kann ich zwar nicht verstehen, aber ich kann damit leben. Ich nehme an, ich  erinnere sie – rein figürlich – an Buddha. Als mich mein Motorradfahrer (er hatte mich durch die Gegend um Da Lat gefahren) allerdings fragte, ob er denn aufgrund meiner Größe und meines Gewichtes einen Zuschlag haben kann, fand ich das dann doch diskriminierend!! Aber irgendwie hatte er es ja verdient. Und die Tour war auch sehr schön.

So einen Beifahrerplatz auf einem Motorrad sollte man sich nicht gerade als einen gemütlichen Fernsehsessel vorstellen. Auch die Größe eines vietnamesischen Motorrades ist nicht wirklich mit meiner Körpergröße kompatibel (ich fühlte mich in einem Dauerverrenkungszustand). Und die Straßen Vietnams (eigentlich müsste man eher von landschaftlichen Bereichen, in denen sich verstärkt Verkehrsmittel aufhalten, reden) bilden nicht gerade die Grundlage für eine ruhige Fahrt sind. Kurze Strecken als Beifahrer sind mit dem Motorrad noch angenehm, längere aber nicht, insbesondere, wenn dann auch noch das ganze Gepäck mit auf das Gefährt müsste. Deshalb geht es mit einem (komfortablen!) Bus statt auf dem Motorrad von Da Lat weiter nach Saigon, vorbei an zahllosen Fabriken, in denen unsere Turnschuhe hergestellt werden.

In Saigon gab es zum Zeitpunkt der Reise zwei Millionen Mopeds (und das bei einer Einwohnerzahl von offiziell vier Millionen), dazu kommen eine halbe Million Fahrräder und 70000 Cyclos (die Autos und Busse sind da schon vernachlässigbar). Man kann sich leicht ausmalen, was das bedeutet.

In den drei Tagen, in denen wir uns anschließend im Mekong-Delta befinden, habe ich eine Vielzahl von Bootstypen kennengelernt. Vom kleinen 3-Personen-Ruderboot bis zu mittelgroßen Personenschiffen für vielleicht 30 Personen.

Im Mekong-Delta

Im Mekong-Delta

Entsprechend der Größe der Wasserwege, vom nur einen Meter breiten Flussärmchen bis zum hunderte Meter breiten Hauptstrom.

Mit Speedbooten (bei der Buchung dachte ich dabei an ein Tragflächenboot und nicht an eine größere Nussschale (mit einem zugegebenermaßen ziemlich starken Motor) – wie naiv man doch manchmal sein kann) geht die Fahrt auf dem Mekong in Richtung der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Ich frage mich allerdings, warum der kambodschanische Tourführer bei der Fahrt im Speedboot einen Sturzhelm trägt. Wegen der Sonne? Oder weil es cool aussieht? Wahrscheinlich letzteres…

Mit dem Speedboot auf dem Mekong

Mit dem Speedboot auf dem Mekong

Kambodscha. Bei den Verkehrsmitteln hat man hier die Wahl zwischen Pest und Cholera. Busfahren auf unterirdisch schlechten Straßen. Oder Highspeedboote. Der Sitzabstand in den Highspeedbooten schlägt alles bisher dagewesene (mir fehlen mindestens zehn Zentimeter, um die Beine zwischen die Sitzbankreihen zu quetschen). Der dröhnende Motor ist eine richtige Wohltat im Vergleich zu der bis an den Anschlag aufgedrehten Videomusikanlage, aus der während der ganzen Fahrt die immer gleiche kambodschanische Popmusik plärrt. Es ist zum wahnsinnig werden! Weil das aber noch nicht reicht, wird die Klimaanlage auf eine Temperatur eingestellt, bei der man erwartet, dass sich Eisblumen am Fenster bilden. Nicht im Bus, im Highspeedboot geht es nach Kratie zu den Flussdelfinen und nach Angkor zu den Tempeln.

Mekong: Highspeedboote am Bootsanleger in Kratie

Mekong: Highspeedboote am Bootsanleger in Kratie

Zurück in Thailand. In einem Nachtzug von Bangkok ganz in den Norden, ins direkt an der Grenze zu Laos gelegene Nong Khai. Für den Grenzübertritt braucht man die in der Gegend oft üblichen zwei Stunden (was würde die Menschheit ohne all die schönen Formulare machen). Hinter der Grenze liegt Vientiane, die laotische Hauptstadt. Vientiane fehlt auf den ersten (und jeden weiteren) Blick völlig der Charakter einer Hauptstadt, genaugenommen fehlt ihr sogar fast der Stadtcharakter. Blickt man von oben auf die Stadt, dann sieht sie aus wie ein großer Park mit ein paar eingestreuten Bauten.

Ich bin überrascht, dass die Fahrt von Vang Vieng nach Luang Prabang sieben Stunden dauern soll, wo es doch von Vientiane nach Vang Vieng für die etwa gleiche Strecke nur drei Stunden brauchte. Dafür kosten die sieben Stunden auch 40000 kip im Vergleich zu den 7000 kip für die 3 Stunden…. Morgens um 9 geht es los. Wir haben gute Plätze (die besonders schlechten bestehen aus Kleinstplastikhockern in der Mitte des Busganges!). Ein Münchner, den wir zwei Tage zuvor in Vientiane am Busbahnhof kennengelernt haben, hat uns die Tickets schon früh morgens besorgt. Bald verstehen wir auch, warum die Fahrt so lange dauern soll, denn es geht durch das wunderschöne laotische Bergland (mit Gipfeln von über 2000 Meter Höhe), vorbei an zahlreichen Dörfern, die fast immer auf schmalen Berggraden liegen. Absolut pünktlich kommen wir in Luang Prabang an.

Von Luang Prabang aus ist wieder der Mekong unser Reiseweg. Um sicher zu sein, ein Boot zu bekommen, sind wir schon um halb 8 am Abfahrtspier. Es gibt allerdings keine offiziellen Bootsverbindungen auf der Strecke ins nördliche Thailand. Ein engagierter Australier, der dasselbe vorhat, nimmt sich der Sache zielstrebig an und organisiert ein privates Boot, so dass wir noch vor der Mittagsstunde abfahren.

Die Fahrt über den Mekong ist sehr schön, wir sehen sich auf Sandbänken sonnende Wasserbüffel ebenso wie Elefanten im Arbeitseinsatz. Dazu das grüne Dschungelband und vereinzelte Dörfer. Da das Boot nicht komplett voll ist, kann man sich – wenn der Allerwerteste vom Sitzen auf den kleinen Holzbänken allzu sehr schmerzt – hin und wieder in den Gang legen. Die Strecke zur thailändischen Grenze ist für einen Tag zu lang ist. In dem kleinen Dschungelort Pakbeng wird ein Stopp für die Nacht eingelegt.

Mekong bei Pakbeng

Mekong bei Pakbeng

Vom Norden Thailands geht es in Bussen und Zügen in den Süden des Landes. Dann „Urlaub im Urlaub“ in Khao Lak. Weiter im Minibus über die Grenze nach Malaysia. Von dort mit Fähre (über die Straße von Malakka) und im Bus zu den Orang Utans auf Sumatra. Das gleiche in umgekehrter Weise auf dem Rückweg nach Malaysia. Quer durch Malaysia in Nachtzügen. Singapur (mit seiner Operationssaal-ähnlichen Sauberheit) ist dann schon fast das Ende der Reise durch Südostasien. Aber nur fast. Ein weiteres Mal Khao Lak und zum Schluss das dann schon für mich wie eine zweite Heimat wirkende Bangkok.

Eine alte Liebe

Der im Artikel Interrail – Die Zweite erwähnte Ferienjob als Software-Entwickler war der Anfang einer langfristigen Zusammenarbeit. Mein Chef – er hatte die ebenfalls dort erwähnte Kleinanzeige ursprünglich aufgegeben – blieb in dieser Zeit immer derselbe. Die ersten Jahre in einer holzverarbeitenden Firma, später, er hatte sich zwischenzeitlich selbständig gemacht, in einem kleinen Unternehmen, das Verpackungen aus Wellpappe herstellte.

Während eines solchen Programmierer-Jobs in den Semesterferien des Frühjahrs 1988 (der Commodore 64 hatte inzwischen ausgedient und ich – bzw. mein Auftraggeber – war  auf den Commodore Amiga umgestiegen!) fragte mich mein Chef, ob ich für das bevorstehende Osterwochenende schon Pläne hätte. Ich hatte keine. Er meinte dann, er würde gerne zum Angeln nach Portugal fahren, an die Algarve, seine Frau hätte aber keine Lust für die lange Fahrt. Angeln ist nicht so mein Ding, aber unter der Bedingung stattdessen Ausflüge nach Lissabon und durch die Algarve machen zu können, stimmte ich zu.

Portugal 1988

Portugal 1988

Donnerstag am späten Nachmittags ging es los. 29 Stunden später – wir sind abwechselnd die rund 2500 km lange Strecke quer durch Frankreich und Spanien gefahren – kommen wir am Karfreitagabend in Lagoa, einem kleinen Ort an der Algarve, an.

Angeln an der Algarve

Angeln an der Algarve

Mein Chef angelte, ich schaute mir die Algarve an. Am Ostermontag ging es nach Lissabon! Beginnend mit dem Ausblick vom Cristo Rei in Almada und der Überquerung des Tejo über die Ponte 25 de Abril und endend in den Gassen der Altstadt. Obwohl Lissabon keine herausragende Sehenswürdigkeit hat, keinen Eiffelturm, kein Petersdom und keine Hagia Sophia, faszinierte mich die Stadt. Ok, mit dem Hieronymus-Kloster hat sie sogar eine absolute Top-Sehenswürdigkeit, aber nach Belém, in den Stadtteil, in dem das Kloster steht, kam ich bei meinem ersten Besuch gar nicht. Egal, mir gefiel die Stadt, mehr noch, es war der Beginn einer langen Liebe.

Zwei Tage später ging es zurück nach Hause, wieder in einem Rutsch die 2500 Kilometer. Über Sinn und Unsinn eines Angeltripps an die Algarve könnte man sicher streiten. Für mich war es die Gelegenheit ein neues Land, Portugal, kennen zu lernen. Und die Gelegenheit hatte ich genutzt.

Kurz nach dieser ersten Portugalreise meldete ich mich an der Volkshochschule für einen Portugiesisch-Kurs an. Welche Folgen diese Entscheidung – teilweise noch viele Jahre später – in meinem Leben haben sollte, konnte ich da nicht wissen. Aber das weiß man ja nie.

Bis zu meinem nächsten Besuch in Lissabon sollte es nur zwei Jahre dauern. Nicht in einem 5er BMW wie beim ersten Mal, sondern mit einem geliehenen, damals schon 17 Jahre alten Opel Kadett (der auch nach dieser Reise noch viele Jahre weiter existierte) ging es in den Süden. Es war der Start der schon im Terceira-Artikel erwähnten Azoren-Reise im Herbst 1990.

Camping am Straßenrand

Camping am Straßenrand

Jegliche Mautstrecken – wenn es irgendwie ging – meidend und nur jeweils wenige Stunden im notdürftig aufgebauten Zelt schlafend schafften mein Mitreisender und ich die 2200 Kilometer in ziemlich genau 48 Stunden. Spät abends kamen wir auf der Südseite des Tejos, kurz vor Lissabon, an. Im Dunkeln bauten wir das Zelt abseits der Straße auf.

Zeltaufbau im Licht der Autoscheinwerfer

Zeltaufbau im Licht der Autoscheinwerfer

Erst am nächsten Morgen merkten wir, dass wir uns mitten in einem Sumpfgebiet befanden.

Zelten zwischen Sümpfen

Zelten zwischen Sümpfen

Einen Tag zur Besichtigung Lissabons hatten wir noch, bevor es mit dem Flugzeug auf die Azoren weiter gehen sollte. Neben Baixa und Alfama war dieses Mal auch Belém ein Teil dieser Besichtigung. Besonders blieb mir das Abendessen in einem kleinen Restaurant in der Alfama in Erinnerung. Außer uns waren nur Einheimische anwesend und wir unterhielten uns mit Händen und Füßen (meine Portugiesisch-Kenntnisse waren – wie sich schnell raus stellte – noch nicht so praxistauglich) über Gott und die Welt.

Mir gefiel das kleine Restaurant so gut, dass ich es bei meinem nächsten Besuch in Lissabon, wiederum zwei Jahre später, in den Gassen der Alfama suchte und auch wiederfand. Auf dieser Reise im Sommer 1992 – direkt nach der Abgabe meiner Diplomarbeit – hatte ich mehr Zeit, insgesamt drei Wochen. Natürlich nicht nur für Lissabon. Neben einem Abstecher zur Weltausstellung ins spanische Sevilla bereiste ich viele Teile Portugals, von den Stränden der Algarve bis zum Nationalpark Peneda-Gerês an der Grenze zu Galizien ganz im Norden. Ich nutzte nur öffentliche Verkehrsmittel (oder trampte mal), hatte einen großen und einen kleinen Rucksack dabei und übernachtete auf Campingplätzen (besonders „toll“ war derjenige von Sevilla, er liegt direkt in der Einflugschneise des dortigen Flughafens).  In Lissabon hatte ich die Zeit, durch Stadtteile zu streifen, die man sich bei Kurzbesuchen nicht anschaut.

Campingplatz Lissabon

Campingplatz Lissabon

Was mir auf der 92’er Reise durch Portugal fehlte, war Flexibilität. Kleinere Orte und das Hinterland sind mit Bussen und Bahnen teilweise schwer, oft gar nicht zu erreichen. Das wollte ich bei meiner nächsten Reise ändern. Wiederum eine Weltausstellung spielte dabei eine Rolle. Die EXPO 1998 in Lissabon war der konkrete Anlass nach Portugal zu fliegen. An zwei Tagen besuchte ich die am Ufer des Tejo gelegene Ausstellung. Auch für einen Stadtrundgang blieb genügend Zeit. Für das Landesinnere hatte ich dieses Mal einen Mietwagen, mit dem ich durch den Alentejo, die nördlich davon gelegene Beira (die mir besonders gut gefallen hat) und die Estremadura kurvte.

Durch den Altentejo

Durch den Altentejo

Auch auf dieser Tour hatte ich mein Zelt dabei und übernachtete auf Campingplätzen. Noch heute könnte ich mich über die beiden Holländer aufregen, die es auf dem Campingplatz – ich glaube es war in Guarda – doch geschafft haben, ihr Zeit – während ich noch unterwegs war – direkt vor meinem aufzubauen. Und das, wo wir auf dem Campingplatz fast allein waren, und es reichlich Platz gab. Mein Anschnauzen hatte immerhin zur Folge, dass sie morgens, als ich aufstand, schon weg waren.

2002, kein Zelt und kein Campingplatz, allerdings auch nur ein Wochenende in Lissabon. In den Jahren davor hatte ich aufgrund meiner Wochenendbeziehung reichlich Lufthansa-Meilen angesammelt. Und bevor diese verfallen, hatte ich für mich und meine Freundin davon Flüge nach Lissabon gebucht. Übernachtet haben wir im ibis-Hotel José Malhoa, nicht sehr zentral gelegen, aber mit einer Metro-Station in der Nähe.

hotel ibis José Malhoa

hotel ibis José Malhoa

Besonders schön war das abendliche Lissabon mit Blick vom Castelo de São Jorge – vor einem die Baixa, dahinter in leichtem Nebel der Tejo, das Monumento Cristo Rei und die Ponte 25 de Abril.

Sieben Jahre sollte es dauern, bis ich das nächste Mal nach Lissabon kommen sollte. Im Gegensatz zu mir sind meine Eltern nie viel gereist, insbesondere der Respekt vor Ländern, in denen nicht Deutsch gesprochen wurde, schien recht groß zu sein. Daher beschloss ich vor ein paar Jahren, ihnen für jeweils ein verlängertes Wochenende einen Teil meiner Welt zu zeigen, die Welt des Reisens. An einem solchen Wochenende sind wir im Juli 2009 nach Lissabon geflogen. Übernachtet haben wir in Oeiras, einem kleinen Ort an der Costa de Lisboa. Das Wetter war hervorragend, vom Stadtbummel durch Lissabon – einschließlich einer kurvigen Fahrt mit der Elétrico durch die Altstadt – über Baden im Atlantik bis zur Serra de Sintra gab es viel an Programm. Ich denke, ich konnte ihnen ein wenig meine Begeisterung für Lissabon vermitteln.

Und ich? Ich freue mich auf meinen nächsten Besuch in Lissabon.

P.S.: Mein Chef, mit dem ich 1988 erstmals nach Lissabon kam, ist inzwischen gestorben. Seine Zuneigung zu Lissabon habe ich aber schon vor langer Zeit übernommen.