Nostalgie

Bald sind es 22 Jahre, dass ich in München lebe. Im Herbst 1995 zog ich – nach einem zweijährigen Intermezzo im Norden Deutschlands – wieder in den Süden. Anlass war die Jobzusage einer kleinen Softwarefirma im Münchner Vorort Unterföhring. Was ich in den zwei Jahren in Osnabrück schätzen gelernt hatte, war die Live-Musik-Szene. Wenn man wollte, konnte man an jedem Abend der Woche eine Kneipe finden, in der man für wenig Geld lokalen Rock- oder Bluesbands lauschen konnte.

In München musste es viele solcher Kneipen geben. Google gab es noch nicht. Aber neue Arbeitskollegen, die man fragen konnte. Einer von ihnen empfahl mir Schwabing, da sollte ich doch mal in die Schwabinger Sieben, die Tomate oder das Schwabinger Podium hineinschauen. Aus dem oder im vorigen Satz wurde ein und. Denn ich fing an einem Samstagabend in der Sieben an, ging irgendwann weiter in die Tomate und beendete den Abend im Podium.

Schwabinger Podium

Schwabinger Podium

Die Schwabinger Sieben sah ich erst viele Jahre später – nach ihrem Umzug – wieder, die Tomate – so weit ich mich erinnere – gar nicht mehr. Aber das Podium besuchte ich immer wieder. Und das aus einem einfachen Grund. Es war die Band, die an jenem ersten Abend dort gespielt hatte, die Trouble Boys. Welche Bedeutung diese Band noch in meinem Leben haben würde, ahnte ich damals aber noch nicht.

Ich mochte die Musik, die sie spielten („den ganzen alten Scheiss“). Und mir gefiel wie sie sie spielten. Rockklassiker und ein paar Eigenkompositionen. Und das ganze in einer Location, die dazu passte.

Über die Jahre ging ich immer wieder hin. In den ersten Jahren war es auch ganz einfach, die Trouble Boys spielten an – gefühlt – jedem Samstagabend im Podium. Meist verbrachte ich den ganzen Abend dort, manchmal auch nur den späteren Teil davon. In den letzten Jahren wurden die Auftritte im Podium seltener.

So war es auch klar, dass ich – als ich vor ein paar Jahren – meine heutige Frau kennen lernte, mit ihr dort hin ging. Mit einer coolen Location und einer coolen Band kann man nicht viel falsch machen. Dachte ich. Und sollte recht behalten. Sogar mehr als ich davor gedacht hatte… Sie kannte nicht nur die Band, sie kannte ihre Mitglieder alle persönlich. Die Welt kann manchmal verdammt klein sein… 🙂

Auf dem Weg zur besonderen Gelegenheit

Auf dem Weg zur besonderen Gelegenheit

Die Trouble Boys ist nicht die einzige „gemeinsame Band“ von uns. Da gibt es auch noch Pink Floyd, Dire Straits und andere. Aber die Trouble Boys haben einen ganz großen Vorteil, man kann sie fragen, ob sie für einen bei einer besonderen Gelegenheit spielen würden. Bei Pink Floyd oder Dire Straits ist das allein schon deshalb schwierig, weil sie nicht mehr existieren (wahrscheinlich gäbe es auch sonst Probleme, die einer solchen Idee im Wege stehen würden…). So war es klar, dass wir die Trouble Boys fragen würden, als diese besondere Gelegenheit im Raum stand. Und das beste daran war, es kam zu dieser besonderen Gelegenheit und einem grandiosen Auftritt der Trouble Boys (Let’s rock!).

Die besondere Gelegenheit

Die besondere Gelegenheit

Hier könnte diese Geschichte ein Ende finden. Tut sie aber nicht. Denn die Trouble Boys waren für mich immer auch mit dem Schwabinger Podium verbunden. Und dessen Ende stand leider schon seit ein paar Jahren immer wieder im Raum. Schwabing braucht wohl mehr Luxuswohnungen. Damit sich die Bewohner dieser Wohnungen am besonderen Flair Schwabings erfreuen können. Der Haken ist nur, dass genau dieser Flair durch die Luxuswohnungen immer mehr verschwindet. Ich habe nichts gegen Luxuswohnungen. Ich finde es aber unendlich schade, dass die Münchner Live-Musik-Szene immer mehr ausstirbt.

Trouble Boys

Trouble Boys – Der vorletzte Abend im Podium

Den letzten Abend erlebte das Schwabinger Podium am 28. Februar 2017. Mit einem Konzert der Trouble Boys. Ein Abend voller Erinnerungen. Und mit einer fantastisch aufgelegten Band. Und einem wunderschönen Purple Rain an seinem Ende.

Trouble Boys

Trouble Boys – Der letzte Abend im Podium

Lang lebte das Schwabinger Podium.
Lang leben die Trouble Boys. Hoffentlich. Wenn auch nicht mehr im Podium. Leider.

Schwabinger Weihnachtsmarkt

Andere Location: Schwabinger Weihnachtsmarkt

Ein Gedanke zu „Nostalgie

  1. Fredl

    Ich bin 2008 aus München weggezogen und kenne das Podium seit den 80iger Jahren. Thunderbirds, Public, Midlife Crisis, Trouble Boys & the Sireeens .. was waren das für Zeiten. Bernd Kühl an der Leadgitarre, Jacques Bono am Bass, Hannes Eitner an der Schiessbude .. ich könnte heute heulen, wenn ich daran denke. Alleine die Solos von Jacques Bono sind unglaublich .. jeder Ton aus dem Bass wie ein Schuss. Gruss von einem oiden Deppen …

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