Archiv der Kategorie: Unterkunft

Zypern

Es soll ja Leute geben, die wissen an ihrem ersten Urlaubstag nicht, was sie mit ihrem Urlaub machen werden. Bei mir läuft das anders. Voll mit Ideen für Jahre plane (und buche) ich meine Urlaubsreisen recht früh.

Da kann es Überraschungen geben. Beispielsweise Ägypten (fast) ohne Touristen. Wer rechnet schon mit einer Revolution in seinem geplanten Reiseland (und damit, dass anschließend keiner mehr hin will).

Die Reise im Frühjahr 2011 beginnt aber nicht in Ägypten, sondern in Zypern (oder auf Zypern, bei Inseln weiß ich nie so recht, was richtig ist). Neben der Frage der richtigen Präposition – in oder auf – ist auch Zyperns Lage interessant. Gefühlt gehört es zu Europa, geografisch ist es aber schon eindeutig asiatisch.

Den ersten Teil dieser Reise rund ums östliche Mittelmeer (neben Zypern und Ägypten steht auch noch Israel auf dem Programm) – um den es in diesem Bericht geht – werde ich von einer Freundin begleitet.

Kim, frisch geduscht, mit Rollköfferchen, Sonnenbrille im Haar, bereit für die gebuchte Rundreise.

Larnaka ist Start und Ende des zyprischen Teils der Reise, so zumindest der Plan. Dass dieser Plan allerdings korrigiert werden muss, haben wir einem in der Unterkunft in Larnaka vergessenen Reisepass zu verdanken (über das Wer den Pass vergessen hat, breite ich – als nicht Betroffener – großzügig den Mantel des Schweigens aus).

Onisillos Hotel Larnaka

Onisillos Hotel Larnaka

Jetzt könnte man meinen, dass ein vergessener Pass kein wirkliches Drama in einem zur EU gehörenden Land ist. Ist es auch nicht. Solange man im südlichen Teil der Insel bleibt. Will man aber den nördlichen Teil der Insel besuchen (der seit 1974 türkisch besetzt ist), muss man sich beim Grenzübertritt ausweisen können…

Die dadurch notwendig gewordene zusätzliche Übernachtung in Larnaka löst nicht nur Freude beim dortigen Hotelbesitzer aus, er lässt uns auch Sid – bei der Fahrt zurück nach Larnaka – kennenlernen. Sid ist ein Flamingo.

Sid

Sid

Allein stakst er durch den bei Larnaka gelegenen Salzsee. Dass in diesem See Flamingos staken ist nicht ungewöhnlich, dass es aber nur ein einzelner zu diesem Zeitpunkt des Jahres tut, wohl schon. Eine Teddyleiche komplettiert das traurige Bild an diesem Abend.

Der Besuch bei Mr. Thank You lässt diesen Abend aber doch noch fröhlich (und kalorienreich…) ausklingen.

Kebab Grill House Kalifatzia Larnaka

Kebab Grill House Kalifatzia Larnaka

Ausgerüstet mit unseren Pässen, machen wir zwei Ausflüge in den türkisch-besetzten Norden der Insel. In Nikosia ist das einfach. Die Grenze verläuft mitten durch die Stadt (damit hat Nikosia den zweifelhaften Ruhm, die zur Zeit weltweit einzige geteilte Hauptstadt zu sein). Zu Fuß wechselt man von einer Fußgängerzone in eine andere.

Der zweite Besuch des Nordens gestaltet sich schwieriger. Ziel ist Famagusta, ganz im Osten der Insel, mit seiner Hauptsehenswürdigkeit der Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, der früheren St. Nikolaos-Kathedrale. Dass im griechischen Südteil der Insel nicht an jeder Ecke auf Ziele im Norden hingewiesen wird, das kann man ja verstehen, dass es aber überhaupt kein Schild gibt, dass auf Famagusta hinweist, das ist seltsam.

Als wir auf der Suche nach dem entsprechenden Grenzübergang fast am Aufgeben sind, schauen wir zum letzten Male auf unsere Landkarte. Eigentlich befinden wir uns auf der richtigen Straße. Wenn auch in verkehrter Richtung. Und in der anderen Richtung befindet sich – laut Landkarte – Famagusta. Aber in der anderen Richtung, da gab es nirgends ein Schild, dass auf Famagusta hingewiesen hätte. Aber Schilder, die auf Ammóchostos hinweisen… Und man ahnt es vielleicht, Ammóchostos ist der griechische Name von Famagusta. Wie fast alle Orte auf Zypern hat auch dieser Ort einen griechischen und einen türkischen Namen. Nur, dass in diesem Fall uns nur Famagusta bekannt war…

Vom Grenzübergang sind es noch ein paar Kilometer bis Famagusta. Zu weit um zu Fuß zu gehen. Und der Mietwagen darf nur meiner extra abgeschlossenen Versicherung mit. Einfacher geht es mit dem Taxi. Der türkische Grenzbeamte ist uns dabei behilflich. Ein freundlicher Taxifahrer holt uns ab und bringt uns später wieder zurück. Im türkischen Teil der Insel scheint es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen zu geben, zumindest lässt sich dieser Schluss aus der Fahrweise unseres Fahrers ziehen. Oder – was wahrscheinlicher ist – der Taxifahrer kennt nicht nur einen Grenzbeamten…

Der Besuch in Famagusta ist schon sehr windig, richtig stürmisch wird es aber später am Kap Greko.

Sturm am Kap Greko

Sturm am Kap Greko

Kap Greko ist nicht nur stürmisch, es ist auch der letzte Versuch romantische Sonnenuntergangsbilder zu produzieren, so schön mit einer glutroten, in den Fluten des Mittelmeeres eintauchenden Sonne.

Sonnenuntergang bei Episkopi

Sonnenuntergang bei Episkopi

Sonnenuntergang über dem Felsen der Aphrodite

Sonnenuntergang über dem Felsen der Aphrodite

Sonnenuntergang über dem Salzsee bei Larnaka

Sonnenuntergang über dem Salzsee bei Larnaka

Sonnenuntergang am Kap Greco

Sonnenuntergang am Kap Greco

Die Reise begann aber nicht mit den Besuchen im Norden oder dem Fotografieren von Sonnenuntergängen, sondern mit dem Erkunden des griechischen Südens, tagsüber. Immer entlang des Mittelmeeres geht es erstmals in Richtung Westen. Dazwischen Abstecher an die abwechslungsreiche Küste, ein kurzer Besuch von Limassol.

Antony's Garden House Episkopi

Antony's Garden House Episkopi

Übernachtung im schönen Antony’s Garden House in Episkopi.

Antony's Garden House Episkopi

Antony's Garden House Episkopi

Neben landschaftlichen Schönheiten gibt es immer wieder Kultur in Form von Ausgrabungsstätten, meist römischer Natur. Meistens ist in den Ausgrabungsstätten nicht viel los, nur nicht in den Ruinen von Paphos.

Französische Sportgallier (ca. 200 Stück) umgarnen Kim, Jürgen verlässt Raum.

Neben den römischen Ruinen gibt es in Paphos noch die Königsgräber, sie sind nicht nur die – meiner Meinung nach (wessen auch sonst?) – interessanteste Ausgrabungsstätte Zyperns, sie haben auch riesige Puschteblumen! Ein wunderbares Fotomotiv, das selbst die vielen Schnecken in Vergessenheit geraten lässt! Nicht nur für mich.

Spaß beim Puschteblumen-Fotografieren

Spaß beim Puschteblumen-Fotografieren

Übernachtet wird auch in Paphos. Beim Versetzen eines Tischchens bemerke ich nicht die nur lose aufgelegte Glasplatte…

Jürgen randaliert.

Der Schaden hält sich zum Glück in Grenzen. Ein größerer Schaden wäre allerdings passiert, hätte es in dieser Nacht geregnet.

Roman Hotel Paphos

Roman Hotel Paphos

Die Unterkunft hatte zwar ein vor Regen schützendes Dach, aber keinen kostenlosen WLAN-Zugang. Ganz im Gegensatz zu der Kneipe, in der wir zur Abend aßen, und die auf der anderen Straßenseite lag. Empfang des Kneipen-WLANs gab es im Hotelzimmer keinen, auf dessen Balkon aber schon. Die Müdigkeit an diesem Abend muss mich so überrascht haben, dass ich vergaß, meinen kleinen Computer vom Balkon zurück ins Zimmer zu holen…

Von der sehr holprigen Fahrt zur Avgás-Schlucht und dessen (teilweisen…) Durchwanderung erhole ich mich mit einem Bad im kühlen Nass des Mittelmeeres.

Schotterweg: Jürgen hat Angst ums Auto und lässt sich vorher versichern, dass Kim beim Steckenbleiben schiebt.

Jürgen gibt auf 1/5 des Weges bereits fix und fertig mit nassen Füßen auf.

Badender JR

Badender JR

Man kann in Zypern aber nicht nur ganzjährig Baden (ok, dass man das ganzjährig könne, behaupten manche Eis aufpickelnde Nordeuropäer auch…), man kann auch Skifahren. Nicht ganzjährig, aber in den Wintermonaten.

Skischulen am Olympos

Skischulen am Olympos

Fürs Skifahren reichen die Schneereste am fast 2000 Meter hohen Olympos nicht mehr, eine Wanderung rund um seinen Gipfel verhindern sie aber trotzdem. Eine andere Wanderung können wir aber machen, die zum Kaledonia-Wasserfall.

Jürgen muss Loser Image wieder aufpolieren und durchschreitet mit Kneippschen Schritten den ca. 1,5 cm tiefen Bach.

Bei der abendlichen Fahrt zu unserem Übernachtungsort Troodos werden wir von einem lokalen Radiosender mit deutscher Musik berieselt, nur unterbrochen von deutschsprachigen Infos zu Nord-Zypern. Ich fühle mich an Radio Moskau erinnert.

Die kalten Außentemperaturen (bei der abendlichen Ankunft zeigt das Thermometer gerade mal noch 3 Grad an) vergessen wir schnell bei Commandaria und Schaschlik. Wir sind die einzigen essenden Gäste in einem Restaurant, das Platz für ganze Busladungen bietet. Eine weitere Überraschung bietet die Tür zu meinem Zimmer…

Jürgens Schlüssel funktioniert und 2 Sekunden später nicht mehr. Alles macht er kaputt.

Troodos Hotel

Troodos Hotel

Das Troodos-Gebirge bietet aber nicht nur landschaftliche Schönheiten, auch beherbergen seine Bergdörfer einige zum Weltkulturerbe gehörende  Scheunendachkirchen. Auf ihre Suche machen wir uns am folgenden Tag. Auf dieser Suche sehen wir – gelenkt durch meine hervorragende Navigatorin – Teile des Troodos-Gebirges, die noch kein Tourist zuvor gesehen hat (Anmerkung des Verfassers: Die in diesem Satz vorhandene – durch Ironie nur mühsam versteckte – Kritik ist übrigens – wenn ich ganz ehrlich bin – völlig unberechtigt (dies würde ich aber nie zugeben)). Und die Kirchen finden wir natürlich auch noch…

Die Woche Zypern ist ein toller Beginn meiner Reise rund ums östliche Mittelmeer. Weit weg von der Aufgeregtheit Israels und Ägyptens, die noch bevor steht.

Einen sehr großen Dank – nicht nur für die hier verwendeten Zitate und das Badebild – an meine Mitreisende! Für die inhaltliche Korrektheit der Zitate übernehme ich allerdings keine Verantwortung. 🙂

Toskana

Möchte Leo nicht gefunden werden, macht er dies ganz einfach. Er steckt seinen Kopf (und nur diesen!) in seine Höhle. Und wenn er nichts mehr sieht, dann kann er auch von keinem anderen gesehen werden. Leo ist ein Kaninchen.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert ein junges amerikanisches Paar. Sie sitzen im Bus, der vom Flughafen von Florenz ins Stadtzentrum fährt, und unterhalten sich lautstark darüber, wie viele hundert Euros sie für ihre Dollar bekommen haben. Und da sie sich auf Englisch unterhalten, wird sie in Italien bestimmt keiner verstehen (da zum einen die Italiener bestimmt nur Italienisch sprechen und im Flughafenbus auch nicht mit Nicht-Italienern zu rechnen ist…).

Nicht, dass der falsche Eindruck aufkommt, ich würde zwei jungen Amerikaner mit Leo vergleichen! Das hätte Leo nämlich nicht verdient.

Geld umtauschen muss ich allerdings nicht. Denn die Busfahrt findet im Herbst 2010 statt, etwas mehr als 25 Jahre nach meinem ersten Besuch in Florenz. Und statt D-Mark und Lire haben wir alle den Euro.

Vor dem Flughafenbus kommt allerdings erst noch der Flug. Und vor dem Flug das Finden des Abfluggates. München, Terminal 2. Laut Bordkarte soll ich zu Gate G65. Kein Problem sollte man meinen. G65 ist allerdings nicht irgendwo zwischen G40 und G80, sondern unterhalb von G33.

Der Flug über die Alpen ist traumhaft. Die Dolomiten als Inseln in den Wolken. Das ganze im sanften Abendlicht. Mein Fotografenherz schlägt höher. Als Mahlzeit gibt es bei Air Dolomiti einen Pudding. Da ich zum Löffeln bei den extrem beengten Verhältnissen im Flugzeug keinen Platz finde, hebe ich mir den Pudding für später auf. Später esse ich den Pudding allerdings auch nicht mehr, vielmehr muss ich den Pudding mühsam aus meinem Rucksack waschen. Auf dem Weg ins Hotel ist der Becher geplatzt.

Picadilly Hotel Florenz

Picadilly Hotel Florenz

Das Hotel – Picadilly – in Florenz ist in Ordnung. Einfaches Zimmer. Zentral gelegen.

Das Besichtigungsprogramm in Florenz beginnt mit dem Dom. Oder besser gesagt, mit seiner fantastischen Kuppel. Der frühe Morgen ist dafür von großem Vorteil, da dann die Auf- und Abgänge (die teilweise den gleichen Weg nutzen) noch nicht so stark mit Menschen verstopft sind. Und es endet spät abends wieder mit ihm.

In Florenz gibt es so viel zu sehen. Und das Wetter ist – an diesem ersten Tag – bestens. Deshalb gibt es tagsüber zwischendurch nur Kleinigkeiten aus dem Supermarkt. Nur, sind italienische Supermarkt-Kassiererinnen verpflichtet, während ihrer Arbeit ununterbrochen auf ihrem Handy zu telefonieren? Zugegebenerweise beherrschen sie diese Form des Multitaskings perfekt.

Außer Florenz schaue ich mir noch weitere Städte der Toskana an: Siena, Pisa und Lucca.

Ein guter Startpunkt in Siena ist der Torre del Mangia, man hat einen wunderschönen Blick auf die Stadt und ihre Umgebung. Nicht ohne Grund gilt Siena als eine der schönsten Städte der Toskana und Italiens. Während Florenz stark von der Renaissance geprägt ist, hat Siena den mittelalterlichen Charakter der italienischen Gotik erhalten.

In Pisa bin ich etwas genervt. Der Dom und das Baptisterium sind wegen eines lokalen Festes bei meiner Ankunft schon geschlossen. Der Schiefe Turm ist zwar noch offen, allerdings für 15 Euro und nur mit einer geführten Gruppe – da belasse ich es lieber in der Erinnerung an 1985 (zum damaligen Zeitpunkt war der Turm sogar noch über 40 Zentimeter schiefer!). Und zu guter Letzt ist der Weg zum naheliegenden Bahnhof kaum auffindbar. Schilder, die auf seine Lage hinweisen würden, sind nicht vorhanden. Und am Bahnhof selbst ist dann auch noch der Getränkeautomat kaputt…

Am frühen Abend bin ich noch in Lucca. Die zahlreichen romanischen Kirchen, die mittelalterlichen Türme und die rund um die Altstadt erhaltene Befestigungsanlage zeugen noch heute von der einstigen Größe und Wichtigkeit dieser Stadt. Besonders schön soll der Turm mit den Steineichen sein, leider hält er sich nicht an die im Reiseführer angegebenen Öffnungszeiten. Was allerdings mehr oder weniger für alle in meinen Reiseführern angegebenen Zeiten gilt. Die Haltbarkeit solcher Angaben ist – wohl besonders in Italien – ziemlich beschränkt.

Andalusien

Flughafen München. Der Abflug des Air Berlin-Fluges nach Málaga wird schon zum zweiten Mal um eine Stunde verschoben. Waren die Probleme beim ersten Mal noch von „allgemeiner Natur“, sind sie jetzt konkreter, die Befestigung einer Notrutsche macht Zicken. Ein Grund sich Sorgen zu machen? Wohl eher nicht… Ein Flugausfall am eigenen Geburtstag? Das geht nicht.

Der etwas holprige Beginn der Reise setzt sich nach der Landung in Málaga fort. Langes Warten auf das Gepäck, völlig unnötige Schwierigkeiten beim Auffinden der Mietwagenfirma (die alte Weisheit, dass, wer lesen kann, sich klar im Vorteil befindet, hatte hier mal wieder seine Berechtigung…) und zu guter Letzt der Umstand, dass es eine auf der Karte eingezeichnete Autobahn in der wahren Welt noch gar nicht gibt.

Erstes Ziel ist der Felsen von Gibraltar. Da gerade kein Flugzeug startet oder landet, geht der Grenzübertritt schnell. Was der Grenzübertritt mit einem Flugzeug zu tun hat? Die Straße von Spanien nach Gibraltar verläuft quer über die Start- und Landebahn. Und wenn eben ein Flugzeug starten oder landen will… Eben.

The Rock Hotel in Gibraltar

The Rock Hotel in Gibraltar

In (oder auf?) Gibraltar ist alles very british, von der Steckdose bis zum Geld. Überlegungen der britischen Regierung im fernen London, Gibraltar an Spanien zurückzugeben, findet in der lokalen Bevölkerung nicht wirklich viel Zustimmung. 2002 stimmten 99 % der Abstimmenden für einen Verbleib unter britischer Herrschaft. Den Hinweis, die Fenster im Hotel bei Abwesenheit geschlossen zu halten, versteht man schnell. Selbst rund ums Hotel wimmelt es von Affen. Die auf Gibraltar lebenden Berberaffen sind die einzigen freilebenden Affen in Europa.

Von Gibraltar geht es nach Sevilla. Die andalusische Hauptstadt ist die einzige Stadt Andalusiens, die ich schon einmal besucht habe. 1992, anlässlich der Weltausstellung, als Abstecher einer Portugal-Reise. Das alte EXPO-Gelände macht jetzt aber einen teilweise ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Ansonsten ist die Stadt eine strahlende Schönheit.

Hotel Monte Triana in Sevilla

Hotel Monte Triana in Sevilla

Das gilt auch für Granada, die nächste Station der Rundreise. In schwüler Hitze geht es zu Fuß hinauf zur Alhambra. Erinnerungen an Marrakesch machen sich dort breit. In der Altstadt Granadas die fast völlig von Häusern eingepferchte Kathedrale.

Hotel Hesperia in Granada

Hotel Hesperia in Granada

In der Hügellandschaft zwischen Granada und Córdoba liegt das Städtchen Priego de Córdoba, eines der weißen Dörfer Andalusiens.

Die Mezquita de Córdoba war nicht nur die Hauptmoschee des maurischen Spaniens, sie ist auch der größte Moscheebau Europas. Oder besser war. Denn seit der Reconquista ist sie eine katholische Kathedrale. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche in den Gebetssaal der Moschee hineingebaut.

Hotel Eurostars Maimonides in Córdoba

Hotel Eurostars Maimonides in Córdoba

Wie schon in den beiden Jahren zuvor, gibt es auch dieses Mal während meiner „Geburtstagsreise“ ein Konzert. Nach Bruce Springsteen 2008 im Camp Nou in Barcelona und U2 bei ihrem Heimspiel 2009 im Dubliner Croke Park ist es 2010 Mark Knopfler in dem eher beschaulichen Ambiente der Stierkampfarena von Córdoba. Obwohl der Auftritt in Córdoba eines der letzten Konzerte seiner Get Lucky-Tour ist, machte sowohl der Meister selbst als auch seine Mitstreiter einen spielfreudigen Eindruck. Allerdings war die Set List im Vergleich zu früheren Konzerten der Tour leicht gekürzt. Eher grenzwertig war allerdings der Krach, Konzertbesucher in Spanien unterhalten sich ständig und lautstark, was gerade bei ruhigen Passagen doch schon mal gewaltig nervt. Das gelegentlich auftretende Publikumszischen löst immer nur ein kurzes Schweigen aus. Auch die vor Konzertbeginn ausgesprochene Bitte keine Blitzlichter beim Fotografieren zu nutzen wird völlig ignoriert. Ein wahres Blitzlichtgewitter geht anfangs durch die Arena – wann sagt den Leuten endlich mal jemand, dass der Blitz einer Kompaktkamera dann doch keine 30 Meter reicht? Bei aller Kritik, die Begeisterung des spanischen Publikums, besonders bei den Dire Straits-Klassikern Romeo and Juliet, Sultans of Swing und Telegraph Road, ist riesig und ansteckend.

Nicht nur in der Stierkampfarena herrschen heiße TemperaturenGuy Fletcher, Mark Knopflers Keyboarder seit Dire Straits-Zeiten, schreibt in seinem Blog von 46 Grad während des Bühnenaufbaus. In den von mir im Juli 2010 besuchten Orten Andalusiens sinkt die Temperatur erst nach Sonnenuntergang unter 30 Grad. Aber dies ist nicht wirklich eine Überraschung. Überrascht bin in vielmehr davon, dass Andalusien, zumindest in den Gebieten, die ich auf dieser Reise durchquere, einen verhältnismäßig grünen Eindruck macht. Ich hatte eine vertrocknete Landschaft erwartet. Die Berge sind voll von einer schier unendlichen Anzahl von Olivenbäumen. Und wenn es mal keine Olivenbaumplantagen gibt, dann eben Sonnenblumenfelder.

Hotel Posadas de España in Málaga

Hotel Posadas de España in Málaga

Der Abschluss der kleinen Rundreise durch Andalusien bildet Málaga: Baden an der Costa del Sol und ein abendlicher Blick vom Monte Gibralfaro auf die Stadt. Dazu ein Reisejubiläum. Genau 25 Jahre früher begann – nicht nur für mich – das Reisen durch europäische Länder auf dem Bahnhof in Donaueschingen mit der Abfahrt des Nachtzuges nach Paris.

Eine Andalusien-Reise besteht nicht nur aus dem Abklappern von Sehenswürdigkeiten und Fotografieren. Auch wenn mancher, der mich zu kennt, das denken mag… Nein, meine geliebten Gambas al ajillo gab es in diesen Tagen – glaube ich – jeden Tag, und abends dazu ein kühles Bier.  Die schon vorab gebuchten Hotels – immerhin mit 3 oder 4 Sternen dekoriert – waren überraschend günstig. Hochsommer ist wohl nicht die Hochsaison für anadalusische Städte. Aber wenn man die Mittagshitze meidet, ist es eine schöne Zeit dorthin zu reisen.

Besuch bei Verwandten – die Berggorillas in Ruanda

Mein Interesse an Portugal brachte mich dazu an der Stuttgarter Volkshochschule mit dem Lernen von Portugiesisch anzufangen. Als ich mich nach meiner Studienzeit – zu meiner eigenen Überraschung – plötzlich in Osnabrück wiederfand, wollte ich die Portugiesisch-Kenntnisse nicht wieder sang- und klanglos untergehen lassen. Ich belegte an der dortigen Universität als Gasthörer einen abendlichen Portugiesisch-Kurs. Die Teilnehmer waren fast alles Studenten, nur ein weiterer Nicht-Student war noch dabei, ein Geografie-Professor.

Durch den Professor hatte ich dann das Vergnügen an Exkursionen, die er für seine Studenten anbot, teilzunehmen, darunter eine mehrtägige Exkursion quer durch den Nordwesten Deutschlands. Auch nach meiner Zeit in Osnabrück riss der Kontakt zu ihm nie ab.

So kam es 2006 zu einer gemeinsamen Afrika-Reise durch Malawi und Tansania. Aufgrund einer Gastprofessur, die er an der Universität von Mzuzu inne hatte, organisierte er für Osnabrücker Studenten fast jährlich Exkursionen in Afrika. Die Exkursion 2006 war aber nicht für Studenten sondern für Verwandte und Freunde gedacht.

Kamuzu International Airport in Lilongwe

Kamuzu International Airport in Lilongwe

In einer dreiwöchigen Reise ging es mit eigenen Fahrzeugen von der malawischen Hauptstadt Lilongwe entlang des Malawisees ins südliche Tansania und auf die Insel Sansibar. Für einen Großteil der Reisegruppe bildete Sansibar den Abschluss der Reise. Der Professor machte sich mit seiner Lebensgefährtin auf den Rückweg nach Malawi, die restlichen Teilnehmer traten von Daressalam aus den Rückflug nach Deutschland an.

Nicht aber ich. Von dem Gedanken beseelt, wenn man denn schon mal in der Gegend ist (wobei Gegend in diesem Fall – recht großzügig betrachtet – das zentrale Afrika meint), dann könnte man ja noch bei den Berggorillas in Ruanda vorbei schauen. Von Daressalam nach Ruanda sind es ja nur knapp 1500 Kilometer…

Der Gedanke, die Affen zu besuchen, kam natürlich nicht erst an einem lauen Abend auf Sansibar, sondern schon Monate zu vor. Was auch gut so war. Denn einfach mal so zu den Virunga-Vulkanen im Norden Ruandas zu fahren, um die Gorillas aufzusuchen, das geht nicht. Der Otto-Normal-Bürger mit nicht zu engen Budgetbegrenzungen macht das folgendermaßen: Er geht in ein auf Afrika-Reisen spezialisiertes Reisebüro und lässt sich das organisieren. Der Nachteil dabei ist, es ist sehr teuer.

Wirklich billig wird es, wenn man es selbst organisiert, allerdings auch nicht. Aber man kann trotzdem viele Hundert Euros sparen.

Wichtigste Grundlage für den Gorillabesuch in Ruanda ist ein Permit. Die Zahl der Besucher ist streng limitiert (was allem Anschein nach auch strikt eingehalten wird). Berggorillas leben in freier Wildbahn in mehr oder weniger großen Gruppen, angeführt von einem Silberrücken. Und ein paar wenige dieser frei lebenden Gorillagruppen (die Gesamtzahl aller frei lebender Berggorillas wird auf gerade mal 700 geschätzt) sind an den Besuch von Menschen gewöhnt. Maximal acht Personen dürfen für maximal eine Stunde pro Tag eine solche Gruppe besuchen. Zusammen mit einem Führer und mehreren bewaffneten Soldaten (eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund der politisch nicht  ganz spannungsfreien Lage im Grenzgebiet zwischen Ruanda, Uganda und dem Kongo).

Im Vorfeld der Afrikareise nehme ich deshalb Kontakt zum Rwanda Tourism Board auf und bezahle 375 US-Dollar (!) pro Person für das genannte Permit. In diesem Preis sind allerdings keine Anfahrts- und keine Übernachtungskosten enthalten, nur die Berechtigung an einem ganz bestimmten Tag an einer Gorilla-Besuchstour teilnehmen zu dürfen.

Zurück nach Afrika, nach Daressalam in Tansania. Von dort fliegen meine damalige Freundin und ich mit Kenya Airways und einem Zwischenstopp in Nairobi nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Dieser Flug bot einen unglaublich schönen, wolkenlosen Blick auf Afrikas höchsten Berg, den Kilimandscharo.

Ruanda stand für mich auf einer Liste mit Ländern wie Kuwait oder Kambodscha, man hat zumindest ein leicht mulmiges Gefühl und weiß nicht so recht, was einen erwartet. Der letzte Genozid, bei dem 1994 innerhalb weniger Wochen fast eine Million Menschen umgebracht wurden, ist gerade einmal ein gutes Jahrzehnt her.

In Kigali suchen wir das Büro des Rwanda Tourism Boards auf und bekommen nun auch eine schriftliche Form des erwähnten Permits, zusammen mit genauen Anweisungen, wann wir uns wo einzufinden hätten.

Gorillabesuchsgenehmigung ("das Permit")

Gorillabesuchsgenehmigung ("das Permit")

Von Kigali aus geht es im Minibus nach Ruhengeri. Minibusfahrten gehören zu den Dingen, die sich der weiter oben erwähnte Otto-Normal-Bürger bei einer organisierten Reise erspart. Ihm entgeht dadurch ein – meiner Meinung nach – eher zweifelhaftes Vergnügen. Losgefahren wird, wenn der Minibus voll ist. Und beim Wort voll gibt es keinen Interpretationsspielraum! Ich bezahle für zwei Plätze, einen für mich, einen für meinen Rucksack. Der Sitzreihenabstand lässt den Rückschluss zu, dass die Einheimischen ein zusätzliches Gelenk im Bereich des Oberschenkels haben müssen. Da die Wiege der Menschheit quasi ums Eck liegt und die Evolution dadurch hier mehr Zeit als in anderen Weltgegenden hatte, bin ich sogar davon überzeugt…

Die für afrikanische Verhältnisse sehr guten Straßen in Ruanda spornen die Minibusfahrer zu sportlichen Höchstleistungen an (unterstützt durch die profillosen Reifen…). Unser Fahrer hat allerdings Pech, er gerät in eine Radarkontrolle. Und nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war die Strafe weit höher als sein Tagesverdienst. Davon nicht wirklich beeindruckt (oder vielleicht davon ausgehend, dass es nur eine Radarpistole in Ruanda gibt), versucht er die verlorene Zeit auf der restlichen Strecke wieder reinzuholen.

Ruhengeri liegt im Nordwesten Ruandas zu Füßen der Virunga-Vulkane. Um zum Hauptquartier des Vulkan-Nationalparks, dem Ausgangsort der Gorilla-Touren zu kommen, braucht man allerdings ein Allradfahrzeug. Es zu organisieren klappt noch einfach, den Fahrer zu bezahlen, ist allerdings eine Herausforderung. Nicht, dass es unendlich teuer wäre oder dass wir kein Geld dabei hätten, nein, das Problem sind die Jahreszahlen auf unseren 20-Dollar-Geldscheinen (ruandische Franc werden gar nicht akzeptiert). Ein Druckdatum vor dem Jahr 2000 macht den Geldschein in den Augen unseres Fahrers als wertlos. Nur mit viel Aufwand bekommen wir genügend „gültiges“ Geld zusammen.

Hotel Muhabura in Ruhengeri

Hotel Muhabura in Ruhengeri

Nach einer sehr unruhigen Nacht sind wir am frühen Morgen am Hauptquartier des Vulkan-Nationalparks. Dort findet eine Einweisung in die Verhaltensweise beim Gorillabesuch und die Einteilung der Touristen auf die verschiedenen Gorilla-Gruppen statt. Nachdem ich kurz die Beschreibung der einzelnen Gruppen (und insbesondere deren aktuelle Lage in den Bergen) überflogen hatte, entschied ich mich zielstrebig für Gruppe 13.

Die Führer kennen zwar den ungefähren Aufenthaltsort der jeweilige Gruppen, aber da die Tiere immer wieder weiter ziehen, nicht ihren aktuellen Ort (allerdings gibt es auch Ranger, die rund um die Uhr in der Nähe der Tiere bleiben, und diese insbesondere vor Wilderern schützen sollen). Wir haben Glück! Schon nach einer guten Stunde schweißtreibenden Marschierens durch den Dschungel sind wir in der Nähe „unserer“ Berggorillas. Bis auf die Kameras wird das gesamte Gepäck abgelegt und man nähert sich auf Zehenspitzen den Tieren (die morgendlichen Erläuterungen über Scheinangriffe von sich bedroht fühlenden Silberrücken habe ich noch in den Ohren…).

Für mich war es einer der beeindruckendsten Augenblicke in meinem Leben, plötzlich einer vielköpfigen Gorillagruppe mitten in ihrer Heimatwelt gegenüber zu stehen. Während wir den Mindestabstand zu den Tieren einhalten zu versuchen (insbesondere um mögliche Krankheitsübertragungen zu vermeiden), nehmen die Gorillakinder darauf nicht immer Rücksicht. Unbeeindruckt tollen sie um uns herum. Der Silberrücken und die anderen älteren Tiere beobachten die Situation in aller Ruhe. Immer mehr Tiere entdecken wir im teilweise dichten Dschungelgeflecht. Auf die Minute genau nach einer Stunde ist das Schauspiel vorbei. Den restlichen Tag haben die Gorillas menschenfrei. Die Emotionalität dieser Stunde ist schwer zu beschreiben. Nie fühlte ich mich unseren tierischen Verwandten näher.

Besuchszertifikat

Besuchszertifikat

Einmal in Ruanda wollten wir aber auch vom restlichen Land noch mehr sehen. Es ist ein Land der extremen Gegensätze. „Land der tausend Hügel“ wird es völlig berechtigt genannt. Und – bis auf die wenigen Ausnahmen in Form von Nationalparks – wird jeder dieser Hügel landwirtschaftlich genutzt. Was bei einer Bevölkerungsdichte von über 300 Personen pro Quadratkilometer auch gar nicht anders geht.

Allgegenwärtig ist aber auch die jüngere ruandische Geschichte mit dem Genozid von 1994. Schon in Kigali – zu Beginn des Besuches in Ruanda – haben wir Gedenkstätten und Massengräber (mit Zehntausenden von Toten) gesehen. Bei einem Besuch der Genoizid-Gedenkstätte in Murambi, einer ehemaligen Schule, erzählt uns ein Überlebender seine Geschichte. Schon das Zuhören ist fast physisch schmerzhaft.

Plakate am Straßenrand weisen auf die Gacaca-Gerichte hin, einer traditionellen Gerichtsform, die die Verbrechen des Völkermordes auf örtlicher Ebene aufarbeiten. Einmal die Woche ruht das normale Leben und das Dorf sitzt zu Gericht. Selbst die Läden haben dann geschlossen.

Von Kibuye aus geht es mit privatem Fahrzeug und eigenem Fahrer (ich hatte mich geweigert, weitere Minibusfahrten zu machen…) entlang des Kivusees in den Südwesten des Landes, nur noch eine Brücke vom immer wieder kriegsumtobten Ostkongo entfernt. Einer der letzten, noch nicht landwirtschaftlich genutzen Flecken Ruandas ist der Nyungwe-Wald, ein immergrüner Bergregenwald. Unweit davon überqueren wir die Wasserscheide zwischen Afrikas bedeutendsten Flüssen, dem Nil, der seinen Weg in nördlicher Richtung sucht und im Mittelmeer endet, und dem Kongo der westwärts in den Atlantik strebt. Beide Flüsse besitzen Quellen hier in Ruanda.

Nach einem letzten Tag in der Hauptstadt Kigali (mit einem Besuch des Hôtel des Mille Collines, bekannt aus dem Film „Hotel Ruanda“) geht es heimwärts. Die Abfertigung auf dem Flughafen Kigalis geschieht komplett per Hand, einschließlich handgeschriebener Bordkarten und Gepäckanhänger.

Bordkarte Flug Kigali - Addis Abeba (Ethiopian Airlines)

Bordkarte Flug Kigali - Addis Abeba (Ethiopian Airlines)

Aber es funktioniert. Alles – auch wir – kommen wohlbehalten in Frankfurt am Main an.

Trans-Kanada Teil 2

Toronto, die Niagara-Fälle und einmal quer durchs Land im Zug, das war – knapp zusammengefasst – der erste Teil der Kanada-Reise im Herbst 2007. Der zweite Teil der Reise führte mit eigenem Wohnmobil durch die Provinzen Alberta und British Columbia im Südwesten des riesigen Landes. Das Wohnmobil hatten wir früh im Jahr angemietet und konnten dadurch Frühbucherrabatte nutzen. Insbesondere entfiel für uns die Einwegmiete.

Start- und Endpunkt der Wohnmobiltour waren – völlig zufällig und letztendlich durch den Wohnmobilvermieter bestimmt – die beiden letzten kanadischen Orte, die Olympische Winterspiele veranstalteten, Calgary und Vancouver (wobei die Olympischen Spiele in Vancouver zum Zeitpunkt der Reise noch in der Zukunft standen). Schon daraus kann man schließen, dass Berge nicht weit weg sein können. Bevor es aber in die Berge ging, stand ein Abstecher in die kanadische Prärie mit den Badlands auf dem Reiseplan.

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Die Kanadischen Badlands erstrecken sich östlich von Calgary entlang des Red Deer Rivers und sind eine der weltweit wichtigsten Fundstellen von Dinosaurier-Fossilien. Sehr zu empfehlen sind ein Besuch des Royal Tyrrell Museum of Palaeontology in der Nähe von Drumheller und des Dinosaur Provincial Parks noch etwas östlich davon.

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Mit dem Dinosaur Provincial Park haben wir auch den östlichsten Punkt der Wohnmobilreise erreicht, von nun an geht es nur noch Richtung Westen. Erstes Ziel ist der Head-Smashed-In Buffalo Jump in der Nähe von Fort Macleod. Der Head-Smashed-In Buffalo Jump ist ein historischer Platz der Bison-Jagd durch nordamerikanische Indianer.

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Von Fort Macleod ist es – für kanadische Dimensionen – nur noch ein Katzensprung zu den Rocky Mountains mit dem Waterton Lakes National Park. Auf dem Campingplatz von Watertown Site erlebten wir – wie während der ganzen Reise – die unterschiedlichsten Wetterverhältnisse, von Sonnenschein bis Schneefall war alles dabei.

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Der Waterton Lakes-Nationalpark ist das südliche Ende der kanadischen Rockies. Er bildet zusammen mit dem US-amerikanischen Glacier-Nationalpark den Waterton-Glacier International Peace Park. Bei einer Bootstour über den Upper Waterton Lake (sie startet in Waterton Townsite) überquert man nicht nur die Grenze – wie auf einem Großteil wird die US-kanadische Grenze auch hier durch den 49. nördlichen Breitengrad gebildet (und ist aufgrund einer Schneise im Wald gut sichtbar) -, man reist auch ohne Kontrollen nach Montana in die USA ein, zumindest für eine halbe Stunde, dann geht es mit dem Boot zurück. Damit man hier bei diesem Kurzbesuch in den USA keine Dummheiten macht, dafür sorgt eine kleine US-Ranger-Station!.

Nach dem Besuch einer Büffelherde im Schneetreiben, dem Passieren des Crownest Passes und der Besichtigung des Freilichtmuseums in Fort Steele kommen wir nach Radium Hot Springs, dem südlichen Eingang des Kootenay-Nationalparks.

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Radium Hot Springs ist benannt nach den hier auftretenden heißen Quellen (und dem darin enthaltenen Radon. Warum heißt der Ort dann nicht Radon Hot Springs?). Nachdem wohltuenden Besuch der Quellen ist es schon dunkel, als wir den Redstreak Campground erreichen. Noch beeindruckt vom Bären, den wir kurz vor dem Campingplatz gesehen haben, suchen wir uns einen Stellplatz ganz in der Nähe eines Waschhauses…

Prinzipiell brauchen wir gar kein Waschhaus, es ist alles an Bord des Wohnmobils, von der Küche über die Toilette bis zur Dusche. Hat der Campingplatz aber entsprechende Einrichtungen, nutzen wir lieber diese. Das spart Arbeit bei der Entsorgung und ist meist auch bequemer, weil nicht so beengt.

Auf der Fahrt durch den Kootenay-Nationalpark legen wir Stopps ein, um auf mal kürzeren, mal längeren Trails Teile des Parks zu erkunden. Besonders schön ist der Marble Canyon, man beobachtet live die Entstehung einer neuen Schlucht. Und wenn man ein paar Jahrtausende (oder vielleicht auch Jahrmillionen) wartet, kann man einen neuen „Grand“ Canyon sehen. So viel Zeit haben wir leider nicht. Direkt im Anschluss an den Kootenay-Nationalpark liegt der Banff-Nationalpark. Unsere erste Nacht verbringen wir im gleichnamigen Hauptort des Parks.

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Den einfallsreichen Namen Tunnel Mountain erhielt der Campingplatz, weil er auf einem kleinen Berg liegt, der von einem Tunnel der Eisenbahn durchbohrt wird. Der Ort Banff bietet mit dem Banff Springs Hotel ein schon älteres Luxushotel. Dieses – wie auch das Fairmont Chateau am Lake Louise – wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Canadian Pacific Railway als Marketing-Maßnahme gebaut. Die Hotels sollten Touristen und damit auch Fahrgäste für die ebenfalls neu gebaute Eisenbahn anlocken.

Von Banff geht es – nach einem Besuch des Lake Minnewanka – über den Bow Valley Parkway nach Lake Louise.

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise war der Austragungsort der alpinen Skiwettbewerbe der Olympischen Winterspiele von 1988. Für uns ist es der Ausgangsort einer Wanderung zur Plain of Six Glaciers. Dort bietet sich in einem grandiosen Landschaftsszenario der Blick auf sechs Gletscher. Einer der Gletscher – oberhalb von einem felsigen Abhang gelegen – bietet sogar mehrfach das beeindruckende Schauspiel einer Gletscherkalbung. Nur dass die abgebrochenen Gletscherteile nicht als Eisberge im Meer enden, sondern im Tal lautstark zerschellen.

Ein weiterer Höhepunkt der Tour durch den Westen Kanadas ist der Icefields Parkway, der auf über 200 Kilometern durch die Nationalparks Banff und Jasper führt. Er macht seinem Namen alle Ehre. Zahlreiche Gletscher, wunderschöne Seen, tosende Wasserfälle und viele Berge sind entlang seiner Route zu entdecken.

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Um früh morgens zum Athabasca-Gletscher zu gelangen, übernachten wir auf dem Parkplatz des Columbia Icefield Visitor Centers. Es ist eine bitterkalte Nacht – tags zuvor wurde der Icefields Parkway zeitweise wegen Schneetreibens gesperrt – und wir sind froh, dass unser Camper eine Heizung hat. Das Reisen durch die kanadischen Rocky Mountains außerhalb der Hauptsaison im Sommer hat zum Vorteil, dass sich selbst an den Hauptsehenswürdigkeiten keine Massen aufenthalten und keine Reservierungen für die Campingplätze erforderlich sind. Dafür ist – so vermute ich – aber das Wetter wechselhafter.

Weiter in Richtung Norden folgen entlang des Icefields Parkway die Sunwapta Falls, die Athabasca Falls und der Cavell Lake. Letzterer ist ein relativ kleiner Gebirgssee, in dem zahlreiche Eisberge schwimmen!

Whistlers Campground Jasper

Whistlers Campground Jasper

Auf dem Whistlers Campground begrüßen uns morgens zahlreiche Elche, die kanadischen Campingplätze sind meist nicht eingezäunt, so dass man immer mit Überraschungen rechnen muss. Scheinbar nicht ohne Grund gibt es auch immer wieder Hinweisschilder, wie man sich beim Auftauchen von Bären verhalten soll.

Medicine Lake und Maligne Lake sind zwei weitere Ziele im Jasper-Nationalpark, die wir morgens noch ansteuern, bevor es auf dem Icefields Parkway wieder zurück geht. Unser nächstes Ziel ist der weniger bekannte Yoho-Nationalpark, westlich vom Banff-, nördlich vom Kootenay-Nationalpark gelegen. Mit dem Yoho-Nationalpark verlassen wir Alberta und kommen nach British Columbia.

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Im Yoho-Nationalpark übernachten wir auf dem Kicking Horse Campground in Field. Die fern von größeren Orten gelegenen Campingplätze – und dazu gehört auch dieser – haben eines gemeinsam: Sie bieten viel Platz. Kein Vergleich mit einem typischen europäischen Campingplatz. Umgeben von hohen Bäumen hat man meist noch eine Tisch-mit-2-Bänken-Garnitur und eine Feuerstelle dabei. Der Nachteil dieser Weiträumigkeit ist allerdings, dass sich kaum Kontakte mit anderen Campern ergeben.

Die Takakkaw Falls, die Natural Bridge und der Emerald Lake sind für uns die Ziele im Yoho-Nationalpark. Der Yoho-Nationalpark war der letzte Park, der zu den Rocky Mountains gehörte. Danach geht es weiter in Richtung Westen. Den Glacier-Nationalpark (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Park in den USA) in den Columbia Mountains durchqueren wir relativ zügig, er bietet für „einfache“ Wanderer – wie wir es sind – wenig Besichtigungsmöglichkeiten.

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Nächster Übernachtungsort ist der Canyon Hot Springs Campground in Albert Canyon. Der Campingplatz bietet – wie es sein Namen schon erahnen lässt – ein weiteres Mal die Möglichkeit in heißen Quellen zu baden. Ein Vergnügen, dass wir gerne nutzen.

Der Mount Revelstoke-Nationalpark ist – nach den zuvor besuchten Parks in den Rocky Mountains – enttäuschend. Bei einem Abstecher durch ihn sehen wir allerdings zum zweiten Mal einen Bären!

Alpiner Campground Sicamous

Alpiner Campground Sicamous

Vom Alpiner Campground in Sicamous führt uns ein Abstecher in den Roderick Haig-Brown Provincial Park. Dieser Park ist bekannt für die Wanderung von Rotlachsen durch den Adams River. Wir sind zwar noch etwas früh im Jahr dort, haben aber das Glück schon Lachse im Fluss zu sehen.

Der Vaseux Lake Provincial Park Campground ist eine weitere Übernachtungsstätte auf unserem Weg durch British Columbia. Der Campingplatz ist nur ein etwas größerer Parkplatz mit einem Plumpsklo, allerdings schön gelegen am Vaseux Lake.

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Angezogen werden wir vom Desert Centre Osoyoos, „Canada’s only desert“. Ganz, was ich mir unter einer (heißen) Wüste vorstelle, finden wir dort allerdings nicht. Bei viel gutem Willen handelt es sich um eine Halbwüste. Und das Ganze hat auch nur die Fläche von rund 100 Hektar. Das in diesem Teil Kanadas herrschende milde Klima wird für Obst- und Weinanbau genutzt.

Kawkawa Lake Resort Hope

Kawkawa Lake Resort Hope

Letzter Campingplatz bevor es nach Vancouver Island geht, ist das Kawkawa Lake Resort in Hope. Der Ort Hope selbst und seine bergige Umgebung, unter Anderem der Coquihalla Canyon Provincial Park, waren Schauplatz des ersten Rambo-Filmes.

Von Tsawwassen geht es mit der Fähre über die Strait of Georgia nach Swartz Bay auf Vancouver Island, der vorletzten Station unserer Kanada-Reise.

Thetis Lake Campground

Thetis Lake Campground

Der Thetis Lake Campground liegt ein paar Kilometer nördlich von Victoria. Victoria, die größte Stadt der Insel und Hauptstadt British Columbias, ist vom Campingplatz gut mit dem Bus zu erreichen, eine willkommene Abwechslung zur Fahrt mit dem Wohnmobil.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir hauptsächlich im Pacific Rim Nationalpark, einem Nationalpark der einen Teil der Westküste von Vancouver Island umfasst.

Bella Pacifica Campground Tofino

Bella Pacifica Campground Tofino

Verwunschene Wälder und wilde Küsten sind zu sehen. Und wir nehmen an einer (erfolgreichen!) Walbeobachtungstour im Pazifik teil.

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Bevor es von Nanaimo (Duke Point) zurück nach Tsawwassen aufs Festland geht, steht noch der MacMillan Provincial Park mit seinen Riesenbäumen auf dem Programm.

Park Canada Camping Tsawwassen

Park Canada Camping Tsawwassen

Die letzte Nacht in „unserem“ Camper verbringen wir auf dem Park Canada Campingplatz in Tsawwassen. Kein besonders schöner Campingplatz, aber ein sehr praktischer. Er bietet nicht nur Reinigungsutensilien, er liegt auch nicht weit weg von Delta, dem Ort, in dem wir unser Fahrzeug am nächsten Morgen abgeben müssen.

Knapp drei Wochen Fahren und Leben im Wohnmobil gehen zu Ende. Es war eine schöne Zeit. Unser Ford F-350 Super Duty mit aufgesetztem Wohnteil, ein sogenannter Pickup-Camper, hat sich als sehr praktisch erwiesen. Ein kleinerNachteil dieses Typs von Wohnmobil ist der sehr hoch gelegene Eingang; um ihn nutzen zu können, musste man immer erst eine kleine Treppe montieren. Den Vorteil, das Wohnmobil, auch mal „absetzen“ zu können, nutzt man in der Praxis nicht. Für nordamerikanische Verhältnisse ist es ein eher kleines Wohnmobil, für mich war es aber schon ziemlich groß! Aufgrund der starken Motorisierung des Fords läßt es sich aber fast wie ein normales Auto fahren. Die in Kanada im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Spritpreise lassen den doch recht hohen Verbrauch als nicht so schlimm erscheinen. Mein Vorurteil, mit dem Wohnmobil zu reisen ist spießig und langweilig, habe ich zumindest für Kanada revidiert.

Bevor die Kanada-Reise zu Ende geht, bleiben noch knapp zwei Tage für die Besichtigung Vancouvers, der wunderschön zwischen Meer und Bergen gelegenen kanadischen Pazifikmetropole.

Bed & Breakfast Burnaby

Bed & Breakfast Burnaby

Ohne Wohnmobil sind wir wieder auf eine feste Unterkunft angewiesen. Neben der Toronto-Unterkunft zu Beginn der Reise hatten wir auch diese, ein Bed & Breakfast im Vorort Burnaby, vorab reserviert. Und ebenso wie in Toronto ging auch diese Reservierung fast schief.

Unsere Reservierung hatte sich mit einer anderen überschnitten. Das Zimmer war für die zweite Nacht schon belegt. Unsere Gastgeber boten uns eine Matratze im Arbeitszimmer für diese Nacht an. Und wollten dafür aber nichts berechnen. Wir nahmen dankend an.

Die Zeit in Kanada ist zu Ende. Von Vancouver geht es mit Zwischenstopp in Toronto zurück nach München. Aus der Luft habe ich Kanada bei meinem Flug nach San Francisco schon wieder gesehen, kanadischen Boden aber nicht wieder betreten. Eine Reise entlang der Westküste nach Alaska steht aber weit oben auf meiner Wunschliste.

RadonR