Archiv für den Monat: September 2011

Das Heilige Land (oder: DIE Leiter)

Israel. Ein unglaublich vielfältiges Land – sobald man die Einreise geschafft hat. Schon die beiden wichtigsten Orte. Tel Aviv, am Mittelmeer gelegen, durch und durch weltlich orientiert. Jerusalem hingegen, heiliger Ort von Juden, Christen und Moslems, ist geistig-religiös geprägt sowie das kulturelle und politische Zentrum des Landes.

Christliches Viertel der Jerusalemer Altstadt: Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche), eingerahmt von 2 Minaretten

Christliches Viertel der Jerusalemer Altstadt: Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche), eingerahmt von 2 Minaretten

Der heiligste Ort der Christenheit ist auch in Jerusalem, es ist die Grabeskirche, nur einen Steinwurf von Klagemauer und Al-Aqsa-Moschee, den heiligen Stätten von Juden bzw. Moslems entfernt.

Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche): Rechts DIE Leiter

Grabeskirche (Kirche vom heiligen Grab, Auferstehungskirche): Rechts DIE Leiter

Die Grabeskirche befindet sich an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu.

Grabeskirche: Ädikula mit dem Heiligen Grab unter der Kuppel der Rotunde

Grabeskirche: Ädikula mit dem Heiligen Grab unter der Kuppel der Rotunde

Probleme zwischen Anhängern unterschiedlicher Religionen sind ein ständiges Thema in Nachrichtensendungen, in Zeitungsartikeln und auf News-Seiten im Web – viel wird darüber berichtet. Selbst Kriege und Terror zwischen Anhängern einer Religion sind bis heute an der Tagesordnung. Wie kompliziert das Zusammenleben verschiedener Konfessionen einer Religion in einem einzigen Gebäude sein kann, davon wusste ich bis zu meinem Besuch in Jerusalem aber noch nichts.

Das Erklären dieser komplizierten Verhältnisse (und was es mit der Leiter auf sich hat) überlasse ich der Wikipedia:

Die Grabeskirche ist im Besitz von sechs christlichen Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxe, die Römisch-Katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt, die Äthiopier leben in einer kleinen Gruppe nur auf einem Dach der Kirche.

Wegen Streitigkeiten zwischen den Konfessionen verwahrt die moslemische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls moslemische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür morgens auf und abends wieder zu.

Grabeskirche: DIE Leiter

Grabeskirche: DIE Leiter

Die komplizierten Besitzverhältnisse erschweren bauliche Maßnahmen, da jede Veränderung eine Verletzung des Status verursachen könnte. So steht zum Beispiel eine längst sinnlos gewordene Holzleiter an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im 19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch ist es nicht geregelt, wer das Recht dazu hätte.

Auch ist genau geregelt, wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner von den Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch wird die Situation immer zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am Termin der Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum Konflikt unter den Orthodoxen. So kommt es gelegentlich zu Handgreiflichkeiten zwischen Mönchen wegen der nicht eingehaltenen Gebetsordnung. Auch während der Sperrzeiten in der Nacht bleiben Mönche aller Konfessionen in der Kirche. In der Kirche gelten wegen der unumstößlichen Zeiteinteilung auch keine Sommerzeitregelungen.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche)