Archiv für den Monat: September 2010

Trans-Kanada Teil 2

Toronto, die Niagara-Fälle und einmal quer durchs Land im Zug, das war – knapp zusammengefasst – der erste Teil der Kanada-Reise im Herbst 2007. Der zweite Teil der Reise führte mit eigenem Wohnmobil durch die Provinzen Alberta und British Columbia im Südwesten des riesigen Landes. Das Wohnmobil hatten wir früh im Jahr angemietet und konnten dadurch Frühbucherrabatte nutzen. Insbesondere entfiel für uns die Einwegmiete.

Start- und Endpunkt der Wohnmobiltour waren – völlig zufällig und letztendlich durch den Wohnmobilvermieter bestimmt – die beiden letzten kanadischen Orte, die Olympische Winterspiele veranstalteten, Calgary und Vancouver (wobei die Olympischen Spiele in Vancouver zum Zeitpunkt der Reise noch in der Zukunft standen). Schon daraus kann man schließen, dass Berge nicht weit weg sein können. Bevor es aber in die Berge ging, stand ein Abstecher in die kanadische Prärie mit den Badlands auf dem Reiseplan.

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Dinosaur Trailer Park Drumheller

Die Kanadischen Badlands erstrecken sich östlich von Calgary entlang des Red Deer Rivers und sind eine der weltweit wichtigsten Fundstellen von Dinosaurier-Fossilien. Sehr zu empfehlen sind ein Besuch des Royal Tyrrell Museum of Palaeontology in der Nähe von Drumheller und des Dinosaur Provincial Parks noch etwas östlich davon.

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Camp Ground Dinosaur Provincial Park

Mit dem Dinosaur Provincial Park haben wir auch den östlichsten Punkt der Wohnmobilreise erreicht, von nun an geht es nur noch Richtung Westen. Erstes Ziel ist der Head-Smashed-In Buffalo Jump in der Nähe von Fort Macleod. Der Head-Smashed-In Buffalo Jump ist ein historischer Platz der Bison-Jagd durch nordamerikanische Indianer.

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Buffalo Plains RV Campground Fort Macleod

Von Fort Macleod ist es – für kanadische Dimensionen – nur noch ein Katzensprung zu den Rocky Mountains mit dem Waterton Lakes National Park. Auf dem Campingplatz von Watertown Site erlebten wir – wie während der ganzen Reise – die unterschiedlichsten Wetterverhältnisse, von Sonnenschein bis Schneefall war alles dabei.

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Campground Waterton Townsite

Der Waterton Lakes-Nationalpark ist das südliche Ende der kanadischen Rockies. Er bildet zusammen mit dem US-amerikanischen Glacier-Nationalpark den Waterton-Glacier International Peace Park. Bei einer Bootstour über den Upper Waterton Lake (sie startet in Waterton Townsite) überquert man nicht nur die Grenze – wie auf einem Großteil wird die US-kanadische Grenze auch hier durch den 49. nördlichen Breitengrad gebildet (und ist aufgrund einer Schneise im Wald gut sichtbar) -, man reist auch ohne Kontrollen nach Montana in die USA ein, zumindest für eine halbe Stunde, dann geht es mit dem Boot zurück. Damit man hier bei diesem Kurzbesuch in den USA keine Dummheiten macht, dafür sorgt eine kleine US-Ranger-Station!.

Nach dem Besuch einer Büffelherde im Schneetreiben, dem Passieren des Crownest Passes und der Besichtigung des Freilichtmuseums in Fort Steele kommen wir nach Radium Hot Springs, dem südlichen Eingang des Kootenay-Nationalparks.

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Redstreak Campground Radium Hot Springs

Radium Hot Springs ist benannt nach den hier auftretenden heißen Quellen (und dem darin enthaltenen Radon. Warum heißt der Ort dann nicht Radon Hot Springs?). Nachdem wohltuenden Besuch der Quellen ist es schon dunkel, als wir den Redstreak Campground erreichen. Noch beeindruckt vom Bären, den wir kurz vor dem Campingplatz gesehen haben, suchen wir uns einen Stellplatz ganz in der Nähe eines Waschhauses…

Prinzipiell brauchen wir gar kein Waschhaus, es ist alles an Bord des Wohnmobils, von der Küche über die Toilette bis zur Dusche. Hat der Campingplatz aber entsprechende Einrichtungen, nutzen wir lieber diese. Das spart Arbeit bei der Entsorgung und ist meist auch bequemer, weil nicht so beengt.

Auf der Fahrt durch den Kootenay-Nationalpark legen wir Stopps ein, um auf mal kürzeren, mal längeren Trails Teile des Parks zu erkunden. Besonders schön ist der Marble Canyon, man beobachtet live die Entstehung einer neuen Schlucht. Und wenn man ein paar Jahrtausende (oder vielleicht auch Jahrmillionen) wartet, kann man einen neuen „Grand“ Canyon sehen. So viel Zeit haben wir leider nicht. Direkt im Anschluss an den Kootenay-Nationalpark liegt der Banff-Nationalpark. Unsere erste Nacht verbringen wir im gleichnamigen Hauptort des Parks.

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Tunnel Mountain Campground Banff National Park

Den einfallsreichen Namen Tunnel Mountain erhielt der Campingplatz, weil er auf einem kleinen Berg liegt, der von einem Tunnel der Eisenbahn durchbohrt wird. Der Ort Banff bietet mit dem Banff Springs Hotel ein schon älteres Luxushotel. Dieses – wie auch das Fairmont Chateau am Lake Louise – wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Canadian Pacific Railway als Marketing-Maßnahme gebaut. Die Hotels sollten Touristen und damit auch Fahrgäste für die ebenfalls neu gebaute Eisenbahn anlocken.

Von Banff geht es – nach einem Besuch des Lake Minnewanka – über den Bow Valley Parkway nach Lake Louise.

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise Campground Banff National Park

Lake Louise war der Austragungsort der alpinen Skiwettbewerbe der Olympischen Winterspiele von 1988. Für uns ist es der Ausgangsort einer Wanderung zur Plain of Six Glaciers. Dort bietet sich in einem grandiosen Landschaftsszenario der Blick auf sechs Gletscher. Einer der Gletscher – oberhalb von einem felsigen Abhang gelegen – bietet sogar mehrfach das beeindruckende Schauspiel einer Gletscherkalbung. Nur dass die abgebrochenen Gletscherteile nicht als Eisberge im Meer enden, sondern im Tal lautstark zerschellen.

Ein weiterer Höhepunkt der Tour durch den Westen Kanadas ist der Icefields Parkway, der auf über 200 Kilometern durch die Nationalparks Banff und Jasper führt. Er macht seinem Namen alle Ehre. Zahlreiche Gletscher, wunderschöne Seen, tosende Wasserfälle und viele Berge sind entlang seiner Route zu entdecken.

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Columbia Icefield Visitor Centre Jasper National Park

Um früh morgens zum Athabasca-Gletscher zu gelangen, übernachten wir auf dem Parkplatz des Columbia Icefield Visitor Centers. Es ist eine bitterkalte Nacht – tags zuvor wurde der Icefields Parkway zeitweise wegen Schneetreibens gesperrt – und wir sind froh, dass unser Camper eine Heizung hat. Das Reisen durch die kanadischen Rocky Mountains außerhalb der Hauptsaison im Sommer hat zum Vorteil, dass sich selbst an den Hauptsehenswürdigkeiten keine Massen aufenthalten und keine Reservierungen für die Campingplätze erforderlich sind. Dafür ist – so vermute ich – aber das Wetter wechselhafter.

Weiter in Richtung Norden folgen entlang des Icefields Parkway die Sunwapta Falls, die Athabasca Falls und der Cavell Lake. Letzterer ist ein relativ kleiner Gebirgssee, in dem zahlreiche Eisberge schwimmen!

Whistlers Campground Jasper

Whistlers Campground Jasper

Auf dem Whistlers Campground begrüßen uns morgens zahlreiche Elche, die kanadischen Campingplätze sind meist nicht eingezäunt, so dass man immer mit Überraschungen rechnen muss. Scheinbar nicht ohne Grund gibt es auch immer wieder Hinweisschilder, wie man sich beim Auftauchen von Bären verhalten soll.

Medicine Lake und Maligne Lake sind zwei weitere Ziele im Jasper-Nationalpark, die wir morgens noch ansteuern, bevor es auf dem Icefields Parkway wieder zurück geht. Unser nächstes Ziel ist der weniger bekannte Yoho-Nationalpark, westlich vom Banff-, nördlich vom Kootenay-Nationalpark gelegen. Mit dem Yoho-Nationalpark verlassen wir Alberta und kommen nach British Columbia.

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Kicking Horse Campground Field

Im Yoho-Nationalpark übernachten wir auf dem Kicking Horse Campground in Field. Die fern von größeren Orten gelegenen Campingplätze – und dazu gehört auch dieser – haben eines gemeinsam: Sie bieten viel Platz. Kein Vergleich mit einem typischen europäischen Campingplatz. Umgeben von hohen Bäumen hat man meist noch eine Tisch-mit-2-Bänken-Garnitur und eine Feuerstelle dabei. Der Nachteil dieser Weiträumigkeit ist allerdings, dass sich kaum Kontakte mit anderen Campern ergeben.

Die Takakkaw Falls, die Natural Bridge und der Emerald Lake sind für uns die Ziele im Yoho-Nationalpark. Der Yoho-Nationalpark war der letzte Park, der zu den Rocky Mountains gehörte. Danach geht es weiter in Richtung Westen. Den Glacier-Nationalpark (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Park in den USA) in den Columbia Mountains durchqueren wir relativ zügig, er bietet für „einfache“ Wanderer – wie wir es sind – wenig Besichtigungsmöglichkeiten.

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Canyon Hot Springs Campground Albert Canyon

Nächster Übernachtungsort ist der Canyon Hot Springs Campground in Albert Canyon. Der Campingplatz bietet – wie es sein Namen schon erahnen lässt – ein weiteres Mal die Möglichkeit in heißen Quellen zu baden. Ein Vergnügen, dass wir gerne nutzen.

Der Mount Revelstoke-Nationalpark ist – nach den zuvor besuchten Parks in den Rocky Mountains – enttäuschend. Bei einem Abstecher durch ihn sehen wir allerdings zum zweiten Mal einen Bären!

Alpiner Campground Sicamous

Alpiner Campground Sicamous

Vom Alpiner Campground in Sicamous führt uns ein Abstecher in den Roderick Haig-Brown Provincial Park. Dieser Park ist bekannt für die Wanderung von Rotlachsen durch den Adams River. Wir sind zwar noch etwas früh im Jahr dort, haben aber das Glück schon Lachse im Fluss zu sehen.

Der Vaseux Lake Provincial Park Campground ist eine weitere Übernachtungsstätte auf unserem Weg durch British Columbia. Der Campingplatz ist nur ein etwas größerer Parkplatz mit einem Plumpsklo, allerdings schön gelegen am Vaseux Lake.

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Vaseux Lake Provincial Park Campground

Angezogen werden wir vom Desert Centre Osoyoos, „Canada’s only desert“. Ganz, was ich mir unter einer (heißen) Wüste vorstelle, finden wir dort allerdings nicht. Bei viel gutem Willen handelt es sich um eine Halbwüste. Und das Ganze hat auch nur die Fläche von rund 100 Hektar. Das in diesem Teil Kanadas herrschende milde Klima wird für Obst- und Weinanbau genutzt.

Kawkawa Lake Resort Hope

Kawkawa Lake Resort Hope

Letzter Campingplatz bevor es nach Vancouver Island geht, ist das Kawkawa Lake Resort in Hope. Der Ort Hope selbst und seine bergige Umgebung, unter Anderem der Coquihalla Canyon Provincial Park, waren Schauplatz des ersten Rambo-Filmes.

Von Tsawwassen geht es mit der Fähre über die Strait of Georgia nach Swartz Bay auf Vancouver Island, der vorletzten Station unserer Kanada-Reise.

Thetis Lake Campground

Thetis Lake Campground

Der Thetis Lake Campground liegt ein paar Kilometer nördlich von Victoria. Victoria, die größte Stadt der Insel und Hauptstadt British Columbias, ist vom Campingplatz gut mit dem Bus zu erreichen, eine willkommene Abwechslung zur Fahrt mit dem Wohnmobil.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir hauptsächlich im Pacific Rim Nationalpark, einem Nationalpark der einen Teil der Westküste von Vancouver Island umfasst.

Bella Pacifica Campground Tofino

Bella Pacifica Campground Tofino

Verwunschene Wälder und wilde Küsten sind zu sehen. Und wir nehmen an einer (erfolgreichen!) Walbeobachtungstour im Pazifik teil.

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Green Point Campground Pacific Rim National Park

Bevor es von Nanaimo (Duke Point) zurück nach Tsawwassen aufs Festland geht, steht noch der MacMillan Provincial Park mit seinen Riesenbäumen auf dem Programm.

Park Canada Camping Tsawwassen

Park Canada Camping Tsawwassen

Die letzte Nacht in „unserem“ Camper verbringen wir auf dem Park Canada Campingplatz in Tsawwassen. Kein besonders schöner Campingplatz, aber ein sehr praktischer. Er bietet nicht nur Reinigungsutensilien, er liegt auch nicht weit weg von Delta, dem Ort, in dem wir unser Fahrzeug am nächsten Morgen abgeben müssen.

Knapp drei Wochen Fahren und Leben im Wohnmobil gehen zu Ende. Es war eine schöne Zeit. Unser Ford F-350 Super Duty mit aufgesetztem Wohnteil, ein sogenannter Pickup-Camper, hat sich als sehr praktisch erwiesen. Ein kleinerNachteil dieses Typs von Wohnmobil ist der sehr hoch gelegene Eingang; um ihn nutzen zu können, musste man immer erst eine kleine Treppe montieren. Den Vorteil, das Wohnmobil, auch mal „absetzen“ zu können, nutzt man in der Praxis nicht. Für nordamerikanische Verhältnisse ist es ein eher kleines Wohnmobil, für mich war es aber schon ziemlich groß! Aufgrund der starken Motorisierung des Fords läßt es sich aber fast wie ein normales Auto fahren. Die in Kanada im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Spritpreise lassen den doch recht hohen Verbrauch als nicht so schlimm erscheinen. Mein Vorurteil, mit dem Wohnmobil zu reisen ist spießig und langweilig, habe ich zumindest für Kanada revidiert.

Bevor die Kanada-Reise zu Ende geht, bleiben noch knapp zwei Tage für die Besichtigung Vancouvers, der wunderschön zwischen Meer und Bergen gelegenen kanadischen Pazifikmetropole.

Bed & Breakfast Burnaby

Bed & Breakfast Burnaby

Ohne Wohnmobil sind wir wieder auf eine feste Unterkunft angewiesen. Neben der Toronto-Unterkunft zu Beginn der Reise hatten wir auch diese, ein Bed & Breakfast im Vorort Burnaby, vorab reserviert. Und ebenso wie in Toronto ging auch diese Reservierung fast schief.

Unsere Reservierung hatte sich mit einer anderen überschnitten. Das Zimmer war für die zweite Nacht schon belegt. Unsere Gastgeber boten uns eine Matratze im Arbeitszimmer für diese Nacht an. Und wollten dafür aber nichts berechnen. Wir nahmen dankend an.

Die Zeit in Kanada ist zu Ende. Von Vancouver geht es mit Zwischenstopp in Toronto zurück nach München. Aus der Luft habe ich Kanada bei meinem Flug nach San Francisco schon wieder gesehen, kanadischen Boden aber nicht wieder betreten. Eine Reise entlang der Westküste nach Alaska steht aber weit oben auf meiner Wunschliste.

RadonR

Am Rande erwähnt (2) – Kein Einkauf in Bukarest

September 2010. Mein Wochenendbesuch der rumänischen Hauptstadt Bukarest ist fast zu Ende. Ich befinde mich schon auf dem Flughafen Otopeni und warte auf den Rückflug nach München.

Da ich noch etwas rumänisches Geld (Leu) übrig habe, besuche ich einen der Shops im Abflugbereich. Toblerone und After Eight kann man doch immer mal gebrauchen. Und bevor die rumänischen Scheine ewig bei mir zu Hause im Schrank liegen…

An der Kasse werden zuerst meine Flugdaten mühselig per Hand registriert (warum eigentlich? und warum per Hand?). Ich bekomme den Preis in Euro genannt und frage nach dem Preis in Leu. Nein, rumänisches Geld nehmen sie nicht! Nur Euros.

Ich verzichte auf den Einkauf. Warum ist es nicht möglich in einem rumänischen Shop auf einem rumänischen Flughafen mit rumänischem Geld zu bezahlen?

P.S.: Bukarest selbst ist sehenswert, es bietet eine Mischung aus historischer, sozialistischer und moderner Bausubstanz. Dazu Parks, breite Boulevards und kleine Gassen, der Ruf als Paris des Ostens ist berechtigt. Allerdings macht vieles einen sehr renovierungsbedürftigen Eindruck, auch im Stadtzentrum. Und wer nicht aufpasst, stürzt schnell in eine der zahlreichen, ungesicherten Baustellen, die sich oft mitten auf dem Gehweg auftun. Überrascht bin ich vom öffentlichen kulturellen Leben, Live-Musik – klassische und moderne – auf zahlreichen Plätzen. Und das alles bei sommerlichen Temperaturen.

Kuwait – Keine Touris weit und breit

Das wohl ungewöhnlichste Land meines bisherigen Reiselebens ist Kuwait. Ohne einen gewissen Zufall wäre ich wahrscheinlich auch nie dort hin gekommen.

Nach dem Entschluss im Winter 2001/2002 eine längere Reise nach Südostasien zu machen, ging es (neben vielen anderen) um die Frage, wie kommt man dort hin und wieder zurück. Und das möglichst kostengünstig. Erstaunlicherweise steigen die Flugpreise rapide, wenn man Flüge sucht, die nicht nicht nur die üblichen drei oder vier Wochen Urlaubszeit abdecken. Das günstigste Angebot war letztendlich von Kuwait Airways – von Frankfurt über Kuwait nach Bangkok und zurück.

Neben dem reinen Flug bot Kuwait Airways auch die Möglichkeit eines Stop Overs in Kuwait an, zusammen mit einer relativ günstigen Übernachtungsmöglichkeit. Gesagt, getan. Wir buchen den Flug bei Kuwait Airways einschließlich eines dreitägigen Aufenthaltes in Kuwait. Anfang November 2001 geht es in Frankfurt los. Kurz vor Mitternacht kommen wir in Kuwait an. Quasi mit persönlicher Betreuung werden wir durch die Zoll- und Einreisekontrolle geleitet.

Visum für Kuwait

Visum für Kuwait

Ist nicht besonders schwierig, wir scheinen die einzigen westlichen Reisenden zu sein, die in Kuwait aussteigen. Ein Fahrer wartet schon, um uns in unser Hotel, das Oasis, zu bringen.

Das Oasis ist für kuwaitische Verhältnisse eher einfach, für die Unterkünfte, die wir in Südostasien in den Monaten danach haben werden, aber luxuriös. Auch im Hotel scheinen wir die einzigen Nicht-Araber zu sein.

Hotel Oasis

Hotel Oasis

Auf dem Dach des neben dem Oasis gelegenen Gebäudes befand sich eine Siemens Mobile-Werbetafel. Dass ich nach der Rückkehr von der Asien-Reise für Siemens Mobile arbeiten würde, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Am nächsten Morgen wollen wir Kuwait-City erkundigen. Als wir das Hotel verlassen, merken wir erst, wie heiß es draußen ist, im Hotel war natürlich alles klimatisiert. November ist zwar auch in Kuwait ein Wintermonat, aber was bedeutet schon Winter, wenn es draußen auf 40 Grad zusteuert. Über die Frage, was dann Sommer bedeutet, sehe ich in diesem Augenblick hinweg. Interessanter ist die Frage, wie kommen wir an Bargeld.

Wir gehen zur nächsten Bank. Die Geldautomaten verweigern sich unseren Kredit- und EC-Karten völlig. Und am Schalter bekundet man uns, dass sie Bargeld, auch wenn es sich um deutsche Mark oder amerikanische Dollar handelt, nicht wechseln können. Uns wird empfohlen in die Altstadt zum Exchange Square zu gehen. Die Altstadt ist wohl organisiert, es gibt Straßen für dies und Straßen für das. Und es gibt den Exchange Square für Geldgeschäfte. Da, wo in anderen Geschäften Schuhe oder Werkzeuge in den Auslagen liegen, da liegen am Exchange Square Geldstapel hinter den Schaufenstern!

Noch haben wir aber keine kuwaitischen Dinar. Als wir 50 D-Mark in einem der „Geldgeschäfte“ umtauschen wollen, werden wir belächelt. Hier werden normalerweise ganz andere Summen getauscht. Mit Kleinbeträgen – und dazu gehören 50 Mark – gibt man sich nicht ab. Irgendwann erbarmt sich einer und tauscht uns unsere „Kleinsumme“. Wir sind glückliche Besitzer von gut 20 Dinar! Und – aber das nur am Rande – stellen fest, dass der kuwaitische Dinar eine sogenannte Tausenderwährung ist, d.h. ein Dinar teilt sich in 1000 Fils.

1 kuwaitischer Dinar

1 kuwaitischer Dinar

Nach so viel Stress und noch mehr Hitze ziehen wir uns erst mal in die Kühle des Hotels zurück. Erst am späten Nachmittag wagen wir einen erneuten Aufbruch.

Insgesamt haben wir drei Tage für Besichtigungen Zeit. Und allzu viel gibt es nicht zu sehen. Reisen ins Umland – wenn sie überhaupt möglich wären – müsste man mit Hilfe eines Taxifahrers selbst organisieren, eine wie auch immer geartete Tourismus-Infrastruktur ist nicht vorhanden. Sieht man überhaupt einmal einen Westler auf den Straßen, so scheint es sich um einen Angehörigen eines in Kuwait Arbeitenden zu handeln. Kurz nach 13 Uhr kommen wir zum Nationalmuseum. Zu spät für diesen Tag, es hat um 13 Uhr geschlossen. Ein Mann in traditionellem weißen Gewand und aus dem Museum kommend, der uns – leicht frustriert vor besagtem Museum sitzend – sieht, fragt uns, ob er uns ein Stück in seinem Auto mitnehmen könne. Gerne nehmen wir das Angebot an und lassen uns zu den Kuwait Towers, der Hauptsehenswürdigkeit Kuwaits, fahren. Unsere Fahrer freut sich, westlichen Touristen bei der Besichtigung „seiner“ Stadt weiterhelfen zu können. Von der Aussichtsplattform der Kuwait Towers hat man einen schönen Blick auf die Stadt und den Persischen Golf.

Am nächsten Morgen sind wir zurück im Nationalmuseum und treffen unseren „Fahrer“ vom Vortag wieder. Er ist Chef der einzigen intakten Museumsabteilung und freut sich uns wiederzusehen. Ein Großteil des Museums wurde von irakischen Truppen während des Zweiten Golfkrieges 1990/91 bei der Besetzung Kuwaits zerstört und bis November 2001 nicht wieder aufgebaut. Wir sind die einzigen Besucher im Museum, wahrscheinlich nicht nur in dieser Stunde, wahrscheinlich auch an diesem Tag und in dieser Woche…

Zur Mittagszeit sind wir zurück im Hotel, wir müssen auschecken. Denken wir zumindest. Da der Flug erst spät abends geht, dürfen wir unser Zimmer noch den restlichen Tag behalten. Kurz vor Mitternacht endet mein erster und bisher einziger Besuch in Kuwait, der Flieger startet nach Bangkok.

Ein Land ohne Touristen kannte ich bisher nicht. Zugegebenermaßen bot Kuwait – um die Jahrtausendwende herum – touristisch nicht wirklich viel. Für einen Zwischenstopp fand ich es aber lohnenswert. Es war eine völlig andere Welt und bot einen – wenn auch sehr oberflächlichen – Einblick in die arabische Kultur. Die Menschen – allen voran unser Museumsmitarbeiter und die Hotelangestellten – waren immer hilfsbereit. Zumindest, so weit es ging. Mit den Bedürfnissen von Touristen beispielsweise waren sie in unserem Hotel völlig überfordert.

Erst viele Jahre später kam ich bei einer Reise nach Syrien, Libanon und Jordanien wieder in diese Gegend der Welt. Dort war man als Reisender auch nicht mehr allein.

Eine alte Liebe

Der im Artikel Interrail – Die Zweite erwähnte Ferienjob als Software-Entwickler war der Anfang einer langfristigen Zusammenarbeit. Mein Chef – er hatte die ebenfalls dort erwähnte Kleinanzeige ursprünglich aufgegeben – blieb in dieser Zeit immer derselbe. Die ersten Jahre in einer holzverarbeitenden Firma, später, er hatte sich zwischenzeitlich selbständig gemacht, in einem kleinen Unternehmen, das Verpackungen aus Wellpappe herstellte.

Während eines solchen Programmierer-Jobs in den Semesterferien des Frühjahrs 1988 (der Commodore 64 hatte inzwischen ausgedient und ich – bzw. mein Auftraggeber – war  auf den Commodore Amiga umgestiegen!) fragte mich mein Chef, ob ich für das bevorstehende Osterwochenende schon Pläne hätte. Ich hatte keine. Er meinte dann, er würde gerne zum Angeln nach Portugal fahren, an die Algarve, seine Frau hätte aber keine Lust für die lange Fahrt. Angeln ist nicht so mein Ding, aber unter der Bedingung stattdessen Ausflüge nach Lissabon und durch die Algarve machen zu können, stimmte ich zu.

Portugal 1988

Portugal 1988

Donnerstag am späten Nachmittags ging es los. 29 Stunden später – wir sind abwechselnd die rund 2500 km lange Strecke quer durch Frankreich und Spanien gefahren – kommen wir am Karfreitagabend in Lagoa, einem kleinen Ort an der Algarve, an.

Angeln an der Algarve

Angeln an der Algarve

Mein Chef angelte, ich schaute mir die Algarve an. Am Ostermontag ging es nach Lissabon! Beginnend mit dem Ausblick vom Cristo Rei in Almada und der Überquerung des Tejo über die Ponte 25 de Abril und endend in den Gassen der Altstadt. Obwohl Lissabon keine herausragende Sehenswürdigkeit hat, keinen Eiffelturm, kein Petersdom und keine Hagia Sophia, faszinierte mich die Stadt. Ok, mit dem Hieronymus-Kloster hat sie sogar eine absolute Top-Sehenswürdigkeit, aber nach Belém, in den Stadtteil, in dem das Kloster steht, kam ich bei meinem ersten Besuch gar nicht. Egal, mir gefiel die Stadt, mehr noch, es war der Beginn einer langen Liebe.

Zwei Tage später ging es zurück nach Hause, wieder in einem Rutsch die 2500 Kilometer. Über Sinn und Unsinn eines Angeltripps an die Algarve könnte man sicher streiten. Für mich war es die Gelegenheit ein neues Land, Portugal, kennen zu lernen. Und die Gelegenheit hatte ich genutzt.

Kurz nach dieser ersten Portugalreise meldete ich mich an der Volkshochschule für einen Portugiesisch-Kurs an. Welche Folgen diese Entscheidung – teilweise noch viele Jahre später – in meinem Leben haben sollte, konnte ich da nicht wissen. Aber das weiß man ja nie.

Bis zu meinem nächsten Besuch in Lissabon sollte es nur zwei Jahre dauern. Nicht in einem 5er BMW wie beim ersten Mal, sondern mit einem geliehenen, damals schon 17 Jahre alten Opel Kadett (der auch nach dieser Reise noch viele Jahre weiter existierte) ging es in den Süden. Es war der Start der schon im Terceira-Artikel erwähnten Azoren-Reise im Herbst 1990.

Camping am Straßenrand

Camping am Straßenrand

Jegliche Mautstrecken – wenn es irgendwie ging – meidend und nur jeweils wenige Stunden im notdürftig aufgebauten Zelt schlafend schafften mein Mitreisender und ich die 2200 Kilometer in ziemlich genau 48 Stunden. Spät abends kamen wir auf der Südseite des Tejos, kurz vor Lissabon, an. Im Dunkeln bauten wir das Zelt abseits der Straße auf.

Zeltaufbau im Licht der Autoscheinwerfer

Zeltaufbau im Licht der Autoscheinwerfer

Erst am nächsten Morgen merkten wir, dass wir uns mitten in einem Sumpfgebiet befanden.

Zelten zwischen Sümpfen

Zelten zwischen Sümpfen

Einen Tag zur Besichtigung Lissabons hatten wir noch, bevor es mit dem Flugzeug auf die Azoren weiter gehen sollte. Neben Baixa und Alfama war dieses Mal auch Belém ein Teil dieser Besichtigung. Besonders blieb mir das Abendessen in einem kleinen Restaurant in der Alfama in Erinnerung. Außer uns waren nur Einheimische anwesend und wir unterhielten uns mit Händen und Füßen (meine Portugiesisch-Kenntnisse waren – wie sich schnell raus stellte – noch nicht so praxistauglich) über Gott und die Welt.

Mir gefiel das kleine Restaurant so gut, dass ich es bei meinem nächsten Besuch in Lissabon, wiederum zwei Jahre später, in den Gassen der Alfama suchte und auch wiederfand. Auf dieser Reise im Sommer 1992 – direkt nach der Abgabe meiner Diplomarbeit – hatte ich mehr Zeit, insgesamt drei Wochen. Natürlich nicht nur für Lissabon. Neben einem Abstecher zur Weltausstellung ins spanische Sevilla bereiste ich viele Teile Portugals, von den Stränden der Algarve bis zum Nationalpark Peneda-Gerês an der Grenze zu Galizien ganz im Norden. Ich nutzte nur öffentliche Verkehrsmittel (oder trampte mal), hatte einen großen und einen kleinen Rucksack dabei und übernachtete auf Campingplätzen (besonders „toll“ war derjenige von Sevilla, er liegt direkt in der Einflugschneise des dortigen Flughafens).  In Lissabon hatte ich die Zeit, durch Stadtteile zu streifen, die man sich bei Kurzbesuchen nicht anschaut.

Campingplatz Lissabon

Campingplatz Lissabon

Was mir auf der 92’er Reise durch Portugal fehlte, war Flexibilität. Kleinere Orte und das Hinterland sind mit Bussen und Bahnen teilweise schwer, oft gar nicht zu erreichen. Das wollte ich bei meiner nächsten Reise ändern. Wiederum eine Weltausstellung spielte dabei eine Rolle. Die EXPO 1998 in Lissabon war der konkrete Anlass nach Portugal zu fliegen. An zwei Tagen besuchte ich die am Ufer des Tejo gelegene Ausstellung. Auch für einen Stadtrundgang blieb genügend Zeit. Für das Landesinnere hatte ich dieses Mal einen Mietwagen, mit dem ich durch den Alentejo, die nördlich davon gelegene Beira (die mir besonders gut gefallen hat) und die Estremadura kurvte.

Durch den Altentejo

Durch den Altentejo

Auch auf dieser Tour hatte ich mein Zelt dabei und übernachtete auf Campingplätzen. Noch heute könnte ich mich über die beiden Holländer aufregen, die es auf dem Campingplatz – ich glaube es war in Guarda – doch geschafft haben, ihr Zeit – während ich noch unterwegs war – direkt vor meinem aufzubauen. Und das, wo wir auf dem Campingplatz fast allein waren, und es reichlich Platz gab. Mein Anschnauzen hatte immerhin zur Folge, dass sie morgens, als ich aufstand, schon weg waren.

2002, kein Zelt und kein Campingplatz, allerdings auch nur ein Wochenende in Lissabon. In den Jahren davor hatte ich aufgrund meiner Wochenendbeziehung reichlich Lufthansa-Meilen angesammelt. Und bevor diese verfallen, hatte ich für mich und meine Freundin davon Flüge nach Lissabon gebucht. Übernachtet haben wir im ibis-Hotel José Malhoa, nicht sehr zentral gelegen, aber mit einer Metro-Station in der Nähe.

hotel ibis José Malhoa

hotel ibis José Malhoa

Besonders schön war das abendliche Lissabon mit Blick vom Castelo de São Jorge – vor einem die Baixa, dahinter in leichtem Nebel der Tejo, das Monumento Cristo Rei und die Ponte 25 de Abril.

Sieben Jahre sollte es dauern, bis ich das nächste Mal nach Lissabon kommen sollte. Im Gegensatz zu mir sind meine Eltern nie viel gereist, insbesondere der Respekt vor Ländern, in denen nicht Deutsch gesprochen wurde, schien recht groß zu sein. Daher beschloss ich vor ein paar Jahren, ihnen für jeweils ein verlängertes Wochenende einen Teil meiner Welt zu zeigen, die Welt des Reisens. An einem solchen Wochenende sind wir im Juli 2009 nach Lissabon geflogen. Übernachtet haben wir in Oeiras, einem kleinen Ort an der Costa de Lisboa. Das Wetter war hervorragend, vom Stadtbummel durch Lissabon – einschließlich einer kurvigen Fahrt mit der Elétrico durch die Altstadt – über Baden im Atlantik bis zur Serra de Sintra gab es viel an Programm. Ich denke, ich konnte ihnen ein wenig meine Begeisterung für Lissabon vermitteln.

Und ich? Ich freue mich auf meinen nächsten Besuch in Lissabon.

P.S.: Mein Chef, mit dem ich 1988 erstmals nach Lissabon kam, ist inzwischen gestorben. Seine Zuneigung zu Lissabon habe ich aber schon vor langer Zeit übernommen.